02.07.2008
Stabwechsel in der Medizinischen Klinik am Rotes Kreuz Krankenhaus
Chefarzt Prof. Dr. Hartmut Zschiedrich nach 20 Jahren in den Ruhestand verabschiedet, Nachfolger Privatdozent Dr. Stefan Herget-Rosenthal begrüßt
Einer der profiliertesten Vertreter für Nephrologie (Nierenheilkunde) und führender Fachmann für Bluthochdruckerkrankungen in Bremen verabschiedet sich heute nach 20 Jahren vom Rotes Kreuz Krankenhaus in der Bremer Neustadt. 17 Jahre lang war Prof. Dr. Hartmut Zschiedrich dort Chefarzt der Medizinischen Klinik. Sein Nachfolger Privatdozent Dr. Stefan Herget-Rosenthal arbeitete bislang als leitender Oberarzt der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten am Universitätsklinikum Essen. Zum 2. Juli erfolgt der Stabwechsel im Rahmen einer großen, stimmungsvollen Abschieds- und Willkommensfeier im Café K des Rotes Kreuz Krankenhaus.
20 Jahre Medizinische Klinik
Die Medizinische Klinik am RKK versorgt Patienten mit einem breiten Spektrum akuter und chronischer Erkrankungen aus allen Bereichen der inneren Medizin. Hierzu gehören Herz- Kreislauferkrankungen, Magen - Darmerkrankungen, Erkrankungen der Atemwege, der endokrinen Organe und des Stoffwechsels, insbesondere Diabetes mellitus sowie Tumorerkrankungen. Schwerpunkte der Klinik – nicht zuletzt dank Prof. Zschiedrich – sind die Diagnostik und Therapie von Bluthochdruck- und Nierenerkrankungen einschließlich Dialysebehandlung und die Betreuung internistisch Schwerstkranker auf der Intensivstation.
Der Tradition des Hauses verpflichtet – 1969 wurde hier Bremens erste Dialyseeinrichtung eröffnet – entwickelte Prof. Dr. Zschiedrich die Medizinische Klinik am RKK zu einem Kompetenzzentrum rund um Bluthochdruck und Nierenerkrankungen. Er verbesserte die Diagnostik, baute die Verfahren zur Blutreinigung aus, brachte Hämofiltration und Plasmapherese in die Klinik und sorgte dafür, dass die Blutreinigungsverfahren auch auf der Intensivstation Einzug hielten, beispielsweise bei Patienten mit Vergiftungen oder akutem Nierenversagen. Der engagierte Mediziner führte moderne Methoden, wie die Echokardiografie (Herzschalluntersuchung), am RKK ein. Prof. Zschiedrich übergibt seinem Nachfolger eine erstklassig aufgestellte Klinik auf dem Stand der heutigen Medizintechnik und gut ausgebildeten Spezialisten.
Als Landesbeauftragter der Deutschen Hochdruckliga ist der bei Kollegen und Patienten hoch geschätzte Experte in Bremen und Umzu gut bekannt: Er organisierte das jährlich im Januar stattfindende Arzt-Patientenseminar in der Oberen Rathaushalle, zu dem seit 17 Jahren mehrere hundert Interessierte und Betroffene kommen.
Ein Mann der leisen Töne
Viele seiner Patienten kennt Prof. Zschiedrich seit Jahren, einige Dialyse-Patienten sogar seit Jahrzehnten. „Er ist nicht nur Klinik-Mediziner gewesen, sondern auch Arzt. Seine Fähigkeit, die Verbindung zwischen Arzt und Patient vertrauensvoll, eng und dauerhaft zu gestalten, ist bemerkenswert“, sagt Dr. Friedemann Osmers, Ärztlicher Direktor des RKK. „Seine Patienten lieben ihn“, sagt Dr. Martin Langenbeck schmunzelnd. Der leitende Oberarzt der Medizinischen Klinik betont das kollegiale und kooperationsorientierte Verhalten seines Chefs. „Er war absolut loyal, nie launisch und hatte immer ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter“. Vor allem die gute Ausbildung des medizinischen Nachwuchses lag Prof. Zschiedrich sehr am Herzen.
Karriere
Prof. Dr. Hartmut Zschiedrich studierte an der FU Berlin und später am Universitätsklinikum Heidelberg. Dort ergatterte er 1968 einen der heiß begehrten Plätze im Pharmakologischen Institut bei Franz Groß – der damaligen deutschen Koryphäe der experimentellen Hochdruckforschung. Am Universitätsklinikum Mainz machte der in Österreich geborene später seine Facharztausbildung zum Internisten. Er habilitierte im Fach Innere Medizin und arbeitete 14 Jahre in Mainz, davon 4 Jahre als Oberarzt mit Lehrauftrag (C2-Professur). Am 1. Juli 1988 folgte Prof. Zschiedrich als leitender Oberarzt dem Ruf ans Rotes Kreuz Krankenhaus in Bremen. 1991 löste er hier Prof. Dr. Jürgen Gayer als Chefarzt ab.
Engagement
Prof. Zschiedrich ist Mitglied vieler internationaler und nationaler Fachgesellschaften, zum Beispiel der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für klinische Nephrologie. Er engagiert sich ebenfalls in der Arbeitsgemeinschaft Hochrisikopatienten des Landes Bremen, als Vorsitzender des Ärztlichen Vereins zu Bremen und im Finanzausschuss der Ärztekammer. Verschiedene lokale Kommissionen, beispielsweise die Bremer Arzneimittelkommission und die Ethik-Kommission des Rotes Kreuz Krankenhauses, können auf seine Unterstützung zählen. Außerdem war er Laborleiter am RKK und Qualitätsbeauftragter für Transfusionswesen. Für die Diakonie St. Ansgari verwaltete der 65-jährige zwei Jahre lang ehrenamtlich die Stiftung Alten Eichen. Nicht nur im Rahmen seiner Tätigkeit als Landesbeauftragter der Deutschen Hochdruckliga engagierte sich der Vater von drei erwachsenen Kindern sehr für Aufklärung der Bevölkerung in Vorbeugung und Behandlung der Volkskrankheit Bluthochdruck.
Zukunft im Un-Ruhestand
Sein gesunder und sportlicher Lebensstil machen ihn zum Vorbild – nicht nur für Bluthochdruck-Patienten. In Zukunft möchte Prof. Zschiedrich mehr Zeit für seine Leidenschaft, das Bergsteigen, verwenden und freut sich auf erneute Reisen zum Mount Everest, Himalaya oder in die Alpen. Den Kilimandscharo hat der passionierte Marathonläufer längst bezwungen. Auch die Musik wird noch mehr Platz im Leben des Kunst-Freundes und Klassik-Liebhabers finden. Wer weiß, vielleicht holt der ‚Mann der leisen Töne’ selber noch einmal seine alte Geige hervor?
Der neue Chefarzt: Privatdozent Dr. Stefan Herget-Rosenthal
Der 43-jährige Privatdozent Dr. Stefan Herget-Rosenthal wird Nachfolger von Prof. Zschiedrich. Der gebürtige Münchner studierte in Köln und Großbritannien, bevor er am Universitätsklinikum Essen promovierte. Dorthin kehrte er nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt an der „Division of Nephrology“ in Indiana, USA, als Assistenzarzt zurück. Seit 2002 war der Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Nephrologie (Nierenheilkunde) und Hypertensiologie (Bluthochdruckbehandlung) Oberarzt, in den letzten 3 Jahren leitender Oberarzt der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten am Universitätsklinikum Essen. Der Vater zweier sechs und zehn Jahre alter Söhne ist unter anderem Leiter eines nationalen Forschungsverbundes, der sich mit der erhöhten Sterblichkeit chronisch Nierenkranker durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen beschäftigt.
Ausblick: Ausbau der Schwerpunkte, Einführung neuer Methoden
Der neue Chefarzt bringt Expertenwissen nicht nur in der Behandlung von Patienten mit Erkrankungen der inneren Organe, sondern auch von Nieren-, Herz-, Leber- und Knochenmarktransplantierten mit. Die Schwerpunkte der Medizinischen Klinik, vor allem aber die Angebote für Nierenkranke und Dialysepatienten, möchte er weiter ausbauen. Dabei liegt ihm die Betreuung chronisch Nierenkranker besonders am Herzen. Denn wie lange die Nierenfunktion bei vorgeschädigten Nieren hält, hängt in hohem Maße von der sorgfältigen und fachmännischen Betreuung der Patienten ab. Der engagierte Chefarzt in spe plant auch, Dialysepatienten die in Bremen bisher wenig vertretene Bauchfelldialyse anzubieten und als hochaktuelles und schonendes Blutwäscheverfahren die Citratdialyse einzuführen. „Wir sind sehr glücklich, dass wir einen so versierten Experten als neuen Chefarzt der Medizinischen Klinik unseres Krankenhauses gewinnen konnten und freuen uns auf die gute Zusammenarbeit“, so der Ärztliche Geschäftsführer der Klinik, Dr. Friedemann Osmers.
Persönliches
Als Liebhaber moderner Kunst und großer Theater-Fan sieht Dr. Stefan Herget-Rosenthal nicht nur der neuen Herausforderung sondern auch dem bevorstehenden Umzug nach Bremen freudig entgegen: „Die Stadt ist ein Kleinod und das kulturelle Angebot gegenüber Essen riesig“, findet der „Neue“. Seine beiden fußballbegeisterten Söhne werden den Farbumschwung vom Schalker blau-weiß auf das grün-weiß des SV Werder hoffentlich schnell überstehen.