24.06.2008
Baustelle Zukunft
Rotes Kreuz Krankenhaus plant umfangreiche Sanierungs- und Umbaumaßnahmen
Das Rotes Kreuz Krankenhaus (RKK) plant umfangreiche Sanierungs- und Neubaumaßnahmen, um sich fit für die Zukunft zu machen. Gerade für die Fortentwicklung der sowohl für Bremen als auch überregional bedeutenden medizinischen Schwerpunkte und Alleinstellungsmerkmale des RKK ist dies wichtig. Mit einem Bauvolumen von über 20 Mio. Euro will die Geschäftsführung die Strukturen der Klinik nun erweitern und umbauen. Im Vordergrund steht dabei die prozessorientierte Weiterentwicklung der baulichen Substanz des Standortes.
Das RKK ist ein traditionsreiches, bei Patienten wie Kostenträgern hoch angesehenes Akutkrankenhaus. Seine ausgewiesenen Schwerpunkte in der Nephrologie (Nierenheilkunde) und Dialyse, das Gefäßzentrum, das Rheumazentrum und das Schmerzzentrum sichern ihm überregionale Geltung. Im Nahbereich stellt es mit seinen Kliniken für Innere Medizin und für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie die akutstationäre Versorgung der Neustadt, der angrenzenden Stadtteile sowie der nahe gelegenen Innenstadt sicher.
Die Behandlungsbauten des Rotes Kreuz Krankenhauses – aufgeteilt in West- und Haupthaus – sind zum größten Teil in den 1970er Jahren entstanden. Die vor gut 30 Jahren zugrunde gelegten Konzepte sind in erheblichen Teilen überholt. Dies betrifft insbesondere den OP-Bereich samt Zentralsterilisation, den Aufnahmebereich und die diagnostischen Funktionsbereiche. Die Betriebsabläufe sind beeinträchtigt und damit zunehmend auch die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Leistungserbringung.
Die Einführung von Fallpauschalen (DRGs), kürzer werdende Verweildauern und steigende Patientenzahlen haben die Arbeit der Krankenhäuser in ganz Deutschland verändert. Andere Bremer Krankenhäuser haben in den letzten Jahren – jeweils mit Hilfe gesetzlich vorgeschriebener finanzieller Förderung – bereits modernisiert. Das RKK finanzierte stets alles, was möglich war, selbständig - und war dabei nachweisbar wirtschaftlicher als der Landesdurchschnitt. „Wir haben den Anspruch, ein modernes und hochqualifiziertes Gesundheitszentrum in Bremen zu sein und zu bleiben“, betont Dr. Klingelhöfer, kaufmännischer Geschäftsführer des RKK. Er erklärt: „Die momentanen baulichen Voraussetzungen in unserem Haus behindern leistungsgerechte, zukunftsfähige Behandlungs- und Versorgungsabläufe.“
Doch die sind nötig, denn gerade das hoch spezialisierte medizinische Angebot am RKK verzeichnet eine große Nachfrage. „Unser zertifiziertes Gefäßzentrum ist die einzige Bremer Klinik, für die Betten im Landeskrankenhausplan extra für Gefäßchirurgie ausgewiesen sind. Unser Schmerzzentrum hat als einzige Klinik in der Region stationäre Betten für schwer schmerzkranke Patienten. Wir haben die einzige Kältekammer mit -110 Grad. Unser Rheumazentrum verfügt als einziges Haus über eine internistische und operative Rheumatologie. Um das Haus für den Wettbewerb und die Zukunft fit zu machen, müssen wir jetzt handeln“, stellt Dr. Friedemann Osmers, Ärztlicher Geschäftsführer am RKK, fest.
Die wichtigsten Ziele und Inhalte der Bauplanung des RKK sind:
- die Errichtung einer modernen Zentralen Patientenaufnahme einschließlich einer
neuen Liegendvorfahrt. Dadurch werden die zurzeit bestehenden Überschneidungen
auf dem Krankenhausgelände zwischen Notfalltransporten, Parkplatz- und
Besucherverkehr beseitigt. Gleichzeitig verbessert sich so die schwierige
Verkehrssituation in den angrenzenden Straßen. Die Leistungsfähigkeit des Hauses wird
sowohl bei der Versorgung medizinischer Notfälle als auch für terminierbare
Krankenhausleistungen deutlich erhöht. Ablaufprozesse bei der Notfall-Aufnahme und
Notfall-Versorgung können optimal unterstützt werden, so dass Übergabezeiten und
-prozesse bei Einsätzen des Rettungsdienstes deutlich verbessert werden. Der Erweiterungsbau soll zwischen Haupt- und Westhaus entstehen. - die Ansiedlung und Neukonzeption der diagnostischen Bereiche auf gleicher
Ebene mit der Zentralen Aufnahme. Das Ergebnis: die diagnostische Klärung wird
beschleunigt, die Wegführungen im Hause werden vereinfacht und entzerrt. Viele
ausschließlich wegen der beengten bestehenden Baustruktur erforderliche
Patiententransporte können gänzlich entfallen. Die Terminkoordination in den
diagnostischen Bereichen wird erheblich vereinfacht, wodurch für die Patienten eine sehr
viel ruhigere Abwicklung mit drastisch verminderten Wartezeiten sicher gestellt wird.
Mit der Zentralen Aufnahme im EG (Neubau) und der Anordnung der Funktionsdiagnostik, Endoskopie und Radiologie im EG (Bestand) findet zukünftig die gesamte Aufnahme und Diagnostik für den Patienten auf einer Ebene statt. - der neu konzipierte Zentral-OP einschließlich der Sterilgutversorgung. Hier werden die bislang bestehenden Knotenpunkte und Engstellen beseitigt. Die dadurch mögliche Optimierung der Abläufe im Zentral-OP wird unmittelbar zu deutlich verkürzten Wechselzeiten, erhöhter Terminzuverlässigkeit und damit zu erheblichen qualitativen und wirtschaftlichen Verbesserungen führen
- die Neustrukturierung der Einrichtungen insbesondere für die Rettungsfahrzeuge des Deutschen Roten Kreuz (DRK). Dadurch wird die Leistungsfähigkeit der Rettungswache des DRK gesichert und ausgebaut.
- neue Tagungsräumlichkeiten angemessener Größe und Ausstattung. Dadurch sollen die Kliniken des Hauses, insbesondere die überregional tätigen, hoch spezialisierten Zentren, in die Lage versetzt werden, Fort- und Weiterbildungsangebote für niedergelassene Ärzte und andere Kliniken sowie allgemein Informations- und Beratungsveranstaltungen mit präventivmedizinischen Zielsetzungen am Standort des RKK durchzuführen. Dem Haus kommt dabei seine zentrale, sehr gut erreichbare Lage zu Gute
- die Ansiedlung von Arztpraxen, die das Leistungsspektrum des Hauses sinnvoll ergänzen bzw. erweitern und die Ansiedlung eines krankenhaus-angebundenen ambulanten OP-Zentrums. Im geplanten Neubau zwischen jetzigem Hauptgebäude und dem so genannten Westhaus soll ein Ärztehaus entstehen. Hierdurch wird die Standortattraktivität insgesamt gesteigert. Die Einrichtung und übergangsweise Nutzung des ambulanten OP-Zentrums erlaubt den Neubau des neuen Zentral-OP im laufenden Betrieb - ohne Notwendigkeit einer ansonsten erforderlichen kostspieligen Container- Lösung. Dadurch wird die Förderverpflichtung der Freien Hansestadt Bremen erheblich gemindert
- die Erweiterung des Parkraumangebotes. Im Sinne der dynamischen Weiterentwicklung des Standortes (siehe Punkt 5 und 6) werden auch zusätzliche Besucher ins RKK kommen und dadurch mehr Parkraum beanspruchen. An der Stelle des momentanen Parkplatzes entsteht eine von außen belüftete Tiefgarage.
„Die Zukunft sollte man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen.“
(Antoine de Saint-Exupéry)
„Das RKK steht vor der Herausforderung, die Behandlungsabläufe in der Klinik auf hohem Niveau effizienter- und die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten besser und moderner zu gestalten, um im Wettbewerb mithalten zu können“, fasst Dr. Klingelhöfer das anspruchsvolle Vorhaben der Klinik zusammen. „Es macht keinen Sinn, einzelne Bereiche zu renovieren. Um die Abläufe ruhiger, Strukturen besser und die Leistungen auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu halten, muss das Herzstück der Klinik, der Zentral-OP neu gebaut werden.“ Wenn die Modernisierung des zentralsten Inneren nicht erfolgt, kann die Spezialisierung und Alleinstellung des Hauses auf Dauer nicht aufrecht erhalten werden.
Die Neustrukturierung inklusive eines Neubaus mit zusätzlichem Platzangebot und einem modernen Ärztezentrum soll im Frühjahr 2009 beginnen. Vorüberlegungen zum Handlungsbedarf wurden mit der Gesundheitsbehörde ab 2004 angestellt. In 2006 fand hierzu ein Architekten- und Bauplanerwettbewerb statt. Mit dem ausgewählten Architekten- und Planerbüro agn (Ibbenbüren/Bremen) wurde dann über einen Zeitraum von 15 Monaten zunächst eine Bauzielplanung entwickelt, aus der schließlich die definitive Bauplanung erstellt wurde. Daran waren auch zahlreiche Mitarbeiter des RKK beteiligt. Die Gesundheitsbehörde war in allen Phasen stets informiert und eingebunden. Ziel- und Wirtschaftsplanung wurden mit dem Kuratorium der Stiftung Rotes Kreuz Krankenhaus diskutiert und abgestimmt. Einen intensiven Austausch gab es auch mit dem Ortsbeirat Neustadt und der Baubehörde. Zwar plant das RKK - wie seit jeher - die Finanzierung der Baumaßnahmen durch Eigenleistung - ein Zuschuss seitens des Senats, ist aber dennoch unverzichtbar. Als förderwürdige Leistungen hat die Gesundheitsbehörde 8,8 Millionen EUR anerkannt. Durch die Vergrößerung und reibungslosere Nutzung der Kapazitäten und die Anbindung leistungsfähiger ambulanter Partner ans Haus wird das RKK die zusätzlich aufzunehmenden Millionenkredite refinanzieren.