Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Rotes Kreuz Krankenhaus

28.02.2018

AWARE-Studie zu Narbenbrüchen

PD Dr. Jörn Gröne
PD Dr. Jörn Gröne, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am RKK

Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen (RKK) wird Co-Studienzentrum der Berliner Charité / AWARE-Studie untersucht, in welchen Fällen Narbenbrüche operiert werden sollten

Bei einem Leistenbruch (sog. Leistenhernie) besteht die Gefahr, dass Gewebe oder Teile des Darms eingeklemmt werden und in der Folge absterben. Aktuelle Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für eine solche Einklemmung sehr gering ist. Aus diesem Grund werden Leistenbrüche, die keine Beschwerden verursachen, heute nicht mehr unbedingt sofort operiert, sondern können zunächst ärztlich beobachtet werden. Hierdurch wird dem Patienten ein mit Risiken verbundener operativer Eingriff erspart.

Auch bei Narbenbrüchen (sog. Narbenhernien) besteht, ähnlich wie bei einem Leistenbruch, die Gefahr einer Einklemmung von Gewebe oder Teilen des Darms. Aber auch hier ergaben erste Untersuchungen der Charité-Universitätsmedizin Berlin, dass die Häufigkeit dieser Komplikation geringer als bisher angenommen ist.

“Daher stellt sich die wichtige Frage, ob Patienten mit Narbenbruch mit gar keiner oder nur geringer Symptomatik zwingend operiert werden müssen oder ob eine ärztliche Beobachtung, im Fachjargon watchful waiting genannt, ausreicht, erklärt Privatdozent Dr. Jörn Gröne, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am RKK und Leiter des Bremer Studienzentrums am RKK.

Dieser Frage geht eine Studie der Charité und 37 weiterer Studienzentren bundesweit nach. Eines dieser Studienzentren ist ab sofort, als einzige Bremer Klinik, das Rotes Kreuz Krankenhaus. Für die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte klinische prospektiv-randomisierte Multicenter-Studie bietet das RKK betroffenen Patienten die Möglichkeit der Teilnahme an.

Informationen zur Studie

Teilnehmer der Studie werden nach umfangreicher Aufklärung und Eingangsuntersuchung per Zufallsprinzip in die Operations- oder Beobachtungsgruppe gelost. Diese sogenannte Randomisierung muss zur Sicherung der wissenschaftlichen Standards durchgeführt werden. „Unter bestimmten Voraussetzungen ist es auch möglich, die Studiengruppe, in die man randomisiert wurde, zu wechseln. In jedem Fall können die Teilnehmer sicher sein, dass die Nachbetreuung weit über eine Standardbehandlung hinausgeht und sie langfristig unter bester Beobachtung stehen – ob operiert oder nicht. Auch nach Abschluss der Studie dürfen sich die Teilnehmer jederzeit an uns wenden, sobald sie Schmerzen haben oder beispielsweise doch noch operiert werden möchten“, sagt Bauchchirurg Gröne, der 2016 von der Berliner Charité als Chefarzt ins RKK kam. Die Studienteilnehmer kommen über einen Zeitraum von zwei Jahren sechsmal ins Rotes Kreuz Krankenhaus zur Befragung und Nachuntersuchung.

An der Studie kann teilnehmen, wer volljährig ist und einen Narbenbruch nach einer Bauchoperation entwickelt hat, der bei alltäglicher Belastung keine oder nur geringe Beschwerden verursacht. „Diese Multicenter-Studie wird das Wissen über die leider noch sehr häufige Narbenhernie maßgeblich vergrößern”, ist der Chefarzt überzeugt.

Informationen zum Narbenbruch / Narbenhernie

Die Bauchhöhle, mit ihren Organen wie Magen, Leber und Darm, wird von der vorderen Bauchwand bedeckt und geschützt. Diese sogenannte Bauchdecke besteht aus drei Schichten: dem Bauchfell, einer kräftigen Muskelschicht und der Hautschicht. Nach einer Operation kann es im Bereich der Operationsnarbe zu Schwachstellen in der Bauchdecke kommen. „Etwa jeder fünfte Patient entwickelt drei oder mehr Jahre nach einer Bauchoperation Löcher entlang der Narbe. Diese entstehen, wenn das Bindegewebe im Bereich der Operationsnarbe auseinanderweicht. Wenn sich Gewebe oder Darmteile aus dem Bauchraum durch die entstehenden „Bruchlücken“ vorwölben, bezeichnen wir dies als Narbenbruch oder Narbenhernie“, erklärt Privatdozent Dr. Jörn Gröne, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am RKK.

„Viele Patienten können mit einem Narbenbruch weitgehend beschwerdefrei leben - solange eben keine starken Beschwerden auftreten und keine Darmteile eingeklemmt werden. Eine Einklemmung würde sich durch stärkste Bauchschmerzen bemerkbar machen und stellt einen akuten Notfall dar, der sofort operiert werden muss. Denn wenn der Darm nicht mehr ausreichend durchblutet ist, stirbt das Gewebe ab“, so Gröne.

Operiert wird ein Narbenbruch, indem die Fachärzte ein speziell beschichtetes, stützendes Netz in einer Operation in Vollnarkose in die Bauchwand einsetzen und die Bruchlücke somit verschließen – je nach Patient und Indikation in einer offenen Operation oder im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie). In Deutschland werden so pro Jahr fast 50.000 Narbenbrüche operativ behandelt. Bei etwa jedem zehnten operierten Patienten kommt es jedoch zu Wundheilungsstörungen und - infektionen, auch das eingesetzte Netz kann zu einer Entzündung führen. Blutergüsse, Darmverletzungen und auch Jahre andauernde Schmerzen sind weitere Risiken. „Da es sowohl mit als auch ohne Operation zu Komplikationen kommen kann, macht es Sinn, die Frage zu untersuchen, ob eine Operation der Narbenhernie die einzig sinnvolle Behandlungsmöglichkeit von wenig bis nicht symptomatischen Narbenbrüchen ist“, sagt der Chefarzt.

Kontakt und Informationen

Ansprechpartnerin für die Studie „AWARE – Beobachtung vs. Operation von oligosymptomatischen Narbenhernien“ im Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen ist Ulrike Löffner in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Interessierte können sich unter Tel. 0421 / 55 99-4278 oder per E-Mail an loeffner.u@roteskreuzkrankenhaus.de an sie wenden.

Weitere Informationen zur Studie gibt es unter www.aware-trial.de

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