18.06.2010
Lungenhochdruck: Neue Anlaufstelle für Patienten aus Bremen und umzu
Kooperatives Ärztenetzwerk macht die Wege für Lungenhochdruck-Patienten kürzer
„Lungenhochdruck richtig erkennen und gemeinsam behandeln“ – zu diesem Thema hatten das kardiovaskuläre Zentrum/Herzkatheterlabor Kardio Nord und die Medizinische Klinik des Roten Kreuz Krankenhauses Haus- und Fachärzte am 16. Juni ins Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen eingeladen. Das Ziel der Initiatoren ist, die Diagnose von Lungenhochdruck für Patienten in Bremen und dem Umland sicherer, schneller und komfortabler zu gestalten.
Denn Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie) ist ein schwer diagnostizierbares Leiden mit schlechter Behandlungsprognose. Bei Lungenhochdruck sind die Blutgefäße der Lunge verengt, wodurch der Blutdruck in den Lungengefäßen zwischen rechter und linker Herzkammer ansteigt. Dies führt zu einer Durchblutungsstörung der Lunge. Die Sauerstoffaufnahme ist verschlechtert und die rechte Herzkammer wird zunehmend überlastet. Unbehandelt schreitet die Krankheit bis zum Tod durch Herzversagen fort. Die Krankheit beginnt zunächst schleichend. Die ersten Anzeichen, wie die Luftnot und schnelle Ermüdung bei körperlicher Belastung, werden oft falsch interpretiert. „Mangelnder Trainingszustand“ ist häufig die falsche Diagnose – mit dramatischen Folgen für die Patienten.
Die Diagnose schneller und sicherer, die Wege für Patienten in Bremen und dem Umland kürzer zu machen, ist das Ziel von Oberarzt Dr. Martin Langenbeck aus der Medizinischen Klinik des Rotes Kreuz Krankenhaus (RKK) und dem Herzspezialisten Professor Rüdiger Blindt vom kardiovaskulären Zentrum Kardio Nord in Bremen. „Trotz neuer, erfolgreicher Therapien sind die Behandlungschancen von Lungenhochdruckpatienten immer noch deutlich zu schlecht“, erklären die Mediziner. „Es verstreicht häufig noch zu viel Zeit zwischen den ersten Symptomen, der endgültigen Diagnose und schließlich dem Beginn der Therapie.“ Eine Verzögerung, die für die Patienten lebensgefährlich, wenn nicht gar tödlich sein kann. Diese kritische Zeitspanne wollen RKK und Kardio Nord verkürzen: Sie haben zusammen mit dem Kinderkardiologen Dr. Ronald Müller Hausärzte und Spezialisten verschiedener Fachrichtungen ins Café K eingeladen, um sich mit den Kollegen über die Frühdiagnose der Krankheit und Therapieoptionen auszutauschen und aufzuklären. Rund 40 Kolleginnen und Kollegen sind der Einladung gefolgt. Als Gastreferent konnten Prof. Blindt und Dr. Langenbeck den Lungenhochdruckexperten Professor Ekkehardt Grünig vom Thoraxklinikum Heidelberg gewinnen.
Disziplinübergreifendes Netzwerk wird gegründet
Eine Fortbildung allein ist den Medizinern aber zu wenig. „Wenn wir die Chancen von Lungenhochdruck-Patienten langfristig optimieren wollen, müssen wir vor Ort Strukturen und Anlaufstellen schaffen“, so Dr. Langenbeck. Gemeinsam mit den Haus- und Fachärzten wollen die beiden Mediziner ein disziplinübergreifendes Netzwerk gründen und die Versorgung von Lungenhochdruck-Patienten in Bremen und dem Umland verbessern. „Wenn die Kollegen mitziehen, können wir die Überlebenschancen und den Komfort der Patienten deutlich verbessern.“
Denn ist die Diagnose Lungenhochdruck einmal gestellt, kann nicht gleich mit der Therapie begonnen werden. Die Medikamente sind sehr kostspielig, daher verlangen die Krankenkassen, dass ein Herz- oder Lungenspezialist als Zweitmeinungsbeauftragter die Diagnose bestätigt. In Bremen fällt diese Aufgabe Professor Blindt zu. „Im Regelfall mussten Lungenhochdruck-Patienten zu den PAH-Zentren in Niedersachsen fahren, um grünes Licht für die Therapie zu bekommen. Das ist für die Patienten sehr beschwerlich, denn die Patienten sind aufgrund der schlechten Durchblutung der Lunge chronisch kurzatmig und körperlich nicht belastbar“, erklärt der Herzspezialist.
Gebündelte Kompetenzen und Ressourcen
Die Zusammenarbeit hat Vorteile für Mediziner und Patienten gleichermaßen: Die Ärzte tauschen sich untereinander aus und können im Netzwerk auf das vielfältige Wissen verschiedener Fachdisziplinen zurückgreifen – sowohl Lungenspezialisten, Kinderkardiologen, Rheumatologen, Dermatologen und Kinderärzte sollen sich dem Netzwerk anschließen, so der Wunsch von Professor Blindt und Dr. Langenbeck. Regelmäßige Fallkonferenzen und einheitliche Behandlungswege sollen die Sicherheit im Umgang mit der Krankheit erhöhen. Die Patienten in Bremen und dem Umland können sich darauf verlassen, dass sie kompetente Ansprechpartner sowie eine ambulante und stationäre Anlaufstelle mit allen diagnostischen Möglichkeiten in greifbarer Nähe haben.
Weitere Informationen unter: http://www.ph-bremen.de
Foto: Die Referenten der Fortbildungsveranstaltung von links nach rechts: Dr. Ronald Müller (Kinderkardiologe in Bremen), Prof. Rüdiger Blindt (Herzkatheterlabor Kardio Nord Bremen), Dr. Ekkehardt Grünig (Leiter des Thoraxklinikums Heidelberg) und Dr. Martin Langenbeck (Medizinische Klinik im Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen).