Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

25.09.2008

Neue „Zweidrittel-Knieprothese“ erhält Gelenkteile und Kreuzbänder

Pressefoto: Dr. Ingo Arnold / Zweidrittel-Prothese

Kompletter Kniegelenkersatz kann jetzt verhindert werden: Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen setzt als erste Bremer Klinik auf das innovative Implantat

Wenn im Kniegelenk durch einen Unfall irreparable Schäden entstehen oder durch Arthrose der Knorpel verschlissen ist, wird der Einsatz eines künstlichen Gelenkes unvermeidlich. Eine neue Prothesenart sorgt jetzt weltweit für Furore: Statt das Kniegelenk vollständig zu ersetzen, werden ausschließlich die zerstörten Anteile des Gelenks versorgt; die gesunden Kreuzbänder bleiben zudem erhalten. Das Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen (RKK) ist von der Innovationskraft der Weltneuheit überzeugt und arbeitet als erstes Bremer Krankenhaus mit der Zweidrittel-Knieprothese. “Das Implantat schließt die Lücke zwischen der kleineren Schlittenprothese und dem kompletten Gelenkersatz” betont Dr. Ingo Arnold, Leiter der Klinik für orthopädische Rheumatologie und Orthopädie am RKK.

„Bei der Operation einer herkömmlichen Knieprothese muss mindestens eins der beiden Kreuzbänder entfernt werden – auch dann, wenn es eigentlich noch völlig in Ordnung ist“, erklärt Dr. Arnold. Auch alle drei Gelenkanteile des Knies müssen nach bisherigem Stand der Technik komplett ersetzt werden, selbst wenn der äußere Gelenkspalt und der Meniskus noch intakt sind. Der Einbau einer Schlittenprothese kommt dagegen meistens nicht mehr in Betracht, weil auch das Kniescheibengelenk bereits mit in den Verschleißprozess einbezogen ist.

Der Vorteil des neuen Implantats für die Patienten liegt auf der Hand: „Es ersetzt nur die beiden von der Arthrose am häufigsten betroffenen Gelenkanteile, während der äußere, gesunde Gelenkanteil und beide Kreuzbänder heil und unangetastet bleiben. „Die Kreuzbänder sind für Führung und Halt unseres Knies verantwortlich, die unbewusste Kontrolle der Knie in unserem Gehirn erfolgt über die Steuerung der Kreuzbänder “, beschreibt Dr. Arnold die wichtige Aufgabe der Weichteile. Durch die neue Prothese und die Erhaltung der Bänder bleibt der natürliche Spielraum des Kniegelenkes weitgehend unbeeinträchtigt. So entfällt das Gefühl, einen Fremdkörper in sich zu tragen, welches viele Patienten mit Vollprothese spüren. Besonders bewegungsfreudige, aktive Menschen und Sportler profitieren deshalb von dem neuen Implantat.

Die Prothese schont nicht nur den Knochen und den Kapselbandapparat, sie hat auch noch weitere Vorteile: „Geringerer Blutverlust und kürzere Rehabilitationszeiten machen die Patienten schneller wieder fit und mobil“, so Dr. Arnold. Weil die natürliche Kniegelenksfunktion erhalten bleibt, ist eine Belastung des Kniegelenkes schon am ersten Tag nach der Operation wieder möglich. Nach wenigen Wochen sollte den gewohnten sportlichen Aktivitäten wie Tennis, Walking oder Golfen nichts mehr im Wege stehen.

Der Einsatz der Zweidrittel- Knieprothese kommt nach sorgsamer Auswahl schätzungsweise für etwa 15-20 Prozent der 100.000 Patienten in Deutschland in Frage, die jährlich einen Kniegelenkersatz benötigen. Die Indikationen sind streng: „Die Kreuzbänder müssen gut funktionieren, es darf keine Fehlstellung der Knie bestehen und es dürfen nur Kniescheibengelenk und der innenseitige Gelenkanteil von der Arthrose betroffen sein“, schränkt Dr. Arnold das Anwendungsgebiet ein.

Die Entwicklung der Zweidrittel-Knieprothese, an der neben einem deutschen Arzt sechs amerikanische Chirurgen und Ingenieure arbeiteten, hat vier Jahre gedauert. Weltweit tragen bereits 2.500 Patienten die neue Prothese mit Wohlfühlkomfort. In Europa wurde sie bislang etwa 250 Mal eingesetzt. Sie besteht aus sehr hochwertigem Material, wahlweise einer Kobalt-Chrom-Legierung oder abriebreduziertem OXINIUM.

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