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Osteoporose

»Knochenalterung verläuft individuell verschieden«

Osteoporose ist ein oft unentdecktes, aber verbreitetes Altersleiden. Warum es so wichtig ist, das persönliche Risiko zu kennen, erklärt Dr. Amit Choudhury, seit April dieses Jahres Chefarzt des Zentrums für Geriatrie und Frührehabilitation im St. Joseph-Stift.

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Dr. Amit Choudury empfiehlt, frühzeitig die beeinflussbaren Osteoporose-Risiken zu reduzieren und die Basisdiagnostik zu nutzen.

Gesundheit:Bremen: Altersmedizin hat mit Veränderungen des Körpers zu tun. Welche Rolle spielt die Knochenalterung?
Dr. Amit Choudhury: Das Skelett, genauer: unser Halteapparat, wird mit der Zeit fragiler. Während bis zum 30. Lebensjahr der Knochenaufbau überwiegt, dominiert insbesondere bei Frauen nach den Wechseljahren der Abbau. Bei Männern beginnt ein ähnlicher Prozess rund zehn Jahre später. Die Knochendichte nimmt kontinuierlich ab, parallel verschlechtert sich die Mikroarchitektur des Knochens. Wenn dieser Prozess zu einer erhöhten Sprödigkeit führt, sprechen wir von Osteoporose. 30 Prozent aller Frauen sind nach der Menopause von einer klinisch relevanten, also behandlungsbedürftigen Osteoporose betroffen.

Altern die Knochen bei jedem Menschen gleich?
Die Knochenalterung verläuft individuell verschieden und wird durch eine Vielzahl an Faktoren beeinflusst, vor allem durch fehlende Bewegung. Immobilität führt zum Abbau der Knochendichte und von Muskulatur, die Frakturgefahr erhöht sich. Weitere Risikofaktoren sind ein Mangel an Vitamin D und Kalzium. Während Kalzium in ausreichendem Maße durch Ernährung eingenommen werden kann, ist dies bei Vitamin D kaum möglich. Vitamin-D-Mangel ist in unseren Breiten vor allem bei älteren Menschen ein häufiges Problem und sollte medikamentös ausgeglichen werden. Neben Zigaretten- und übermäßigem Alkoholkonsum können Medikamente den Knochen beeinträchtigen. Besonders gilt das für kortisonhaltige und andere Medikamente, die in den Hormonhaushalt eingreifen, sowie Anti-Epileptika.

Merkt man selbst, dass die Knochen altern?
Leider nein, das erste Symptom ist oft ein Knochenbruch. Eine solche Fraktur kann auch ohne Sturz auftreten. Typisch sind Einbrüche von Wirbelkörpern im Rahmen normaler, alltäglicher Belastungen, was zu Schmerzen, Fehlhaltungen und zunehmender Immobilität führt.

Wie lässt sich der Prozess verlangsamen?
Soweit möglich, sollten beeinflussbare Risiken reduziert werden. Dies reicht aber oft noch nicht aus, um Osteoporose zu verhindern. Daher wird für Frauen ab 70 Jahren, für Männer ab 80 Jahren und bei Risikopatienten auch früher empfohlen, eine sogenannte Basisdiagnostik durchzuführen. Häufig überweist der Hausarzt im Verdachtsfall an einen Facharzt mit spezieller Qualifikation im Bereich Knochenbau und Skelett, etwa dem Zertifikat ›Osteologie‹ des wissenschaftlichen Dachverbandes DVO*. Die entsprechende Untersuchung ist alternativ in Krankenhäusern wie dem St. Joseph-Stift möglich. Sie umfasst neben der Anamnese und dem körperlichen Check-up eine Blutuntersuchung sowie die Messung der Knochendichte. So ist Osteoporose erkennbar, bevor eine Fraktur auftritt. Liegt das Risiko, in den nächsten zehn Jahren einen Knochenbruch zu erleiden, über 30 Prozent, ist eine medikamentöse Therapie angeraten. Da Frakturen die Lebensqualität und Mobilität älterer Menschen stark verringern, kann ich diese Option sehr empfehlen.

* Der Dachverband Osteologie (DVO) vergibt das Siegel ›Klinisches Osteologisches Schwerpunktzentrum‹.

Das Gespräch führte Silvia Rievers

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Die Knochendichte nimmt im Laufe des Lebens kontinuierlich ab.

Kontakt

Dr. Amit Choudhury
Chefarzt im Zentrum für Geriatrie und Frührehabilitation
0421 347-1652
geriatrie-osteologie@sjs-bremen.de

Krankenhaus St. Joseph-Stift
Schwachhauser Heerstraße 54
28209 Bremen
www.sjs-bremen.de

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