Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Neue Technologien

Das kann Dr. Data

Ist die Digitalisierung in der Medizin angekommen? Gesundheit:Bremen hat sich auf Erkundungstour begeben: im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und in den Freien Kliniken Bremen.

Beata Cece

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Das Team am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Bremen hat ein mobiles Exoskelett für die roboter­gestützte Therapie nach einem Schlag­anfall entwickelt.

Ein Schlaganfallpatient sitzt beim Physiotherapeuten. Seit seiner Erkrankung kann der Mann einen Arm nicht mehr bewegen. Um das wieder zu lernen, trägt er ein sogenanntes Exoskelett. Zunächst führt der Physiotherapeut den gelähmten Arm des Patienten. Das robotische System speichert die genaue Bewegungsabfolge ab. Dann versucht der Patient, die Bewegung nachzumachen. Über die Analyse der Muskelaktivität erkennt das Exoskelett diesen Versuch und unterstützt ihn dabei. Ist keine Muskelaktivität vorhanden, erfasst das robotische System über Sensoren die Gehirnaktivität des Patienten. Das System erkennt die Bewegungsabsicht und führt die zuvor abgespeicherte Bewegung aus. Bedient wird das Exoskelett vom Therapeuten über eine App. »Der Patient hat das Gefühl, die Bewegung selbst auszuführen«, sagt Elsa Kirchner, die mit ihren Kollegen am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Bremen das Exoskelett im Rahmen eines Forschungsprojekts entwickelt hat. Dieses Erfolgserlebnis für den Patienten beschleunige – neben anderen Faktoren – die Rehabilitation.

Das Exoskelett ist nur ein Beispiel für die Möglichkeiten, die digitale Technologien im Gesundheitssektor bieten. In den Freien Kliniken Bremen kommen immer mehr digitale Anwendungen zum Einsatz – von der elektronischen Patientenakte bis hin zur software­basierten OP-Planung und dem Einsatz von Hilfsmitteln aus dem 3D-Drucker (mehr dazu auf den folgenden Seiten). Übers Smartphone kann sich außerdem jeder Apps herunterladen, die über eine Analyse der Sprach­melodie oder des Tipp­verhaltens Hinweise auf eine Depression oder Parkinson im Früh­stadium geben. Auf künstlicher Intelligenz basierende Systeme diagnostizieren Hautkrebs. Und das größte Potenzial der Digitalisierung liegt laut Experten in der Erfassung und ­Analyse großer Datenmengen. Stichwort: Big Data. Diese Daten können bei der Dia­gnose von komplexen oder seltenen Erkrankungen helfen, mit denen viele Mediziner nur wenig Erfahrung haben.

Macht die Digitalisierung Ärzte und Pflegekräfte in Zukunft also überflüssig? Nein, meint Neurobiologin Elsa Kirchner. »Ein gut trainierter Algorithmus hilft, sehr spezifische Fragestellungen zu lösen.« Doch beim Transfer dieses Wissens hapert es: Bei einer Warze auf der Haut oder einem Kaffeefleck auf einer hellen Hose könnte Dr. Data bereits an seine Grenzen stoßen und Hautkrebs diagnostizieren. Und es gibt viele andere Dinge, die eine Maschine nicht kann: Einfühlungsvermögen zeigen oder das persönliche Umfeld des ­Patienten bei der Wahl der richtigen Therapie miteinbeziehen. »Digitale Technologien können den Arzt nicht ersetzen, aber sie können ihn sehr gut bei der Diagnose und bei der Suche nach der richtigen Behandlung unterstützen«, sagt die Wissenschaftlerin. »So bleibt dem Arzt wieder mehr Zeit für seine Patienten.«

Gesundheit Bremen 27

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