Elektronische Hörhilfe
»Vielleicht sogar eine Weltpremiere«
Professor Dr. Ercole Di Martino hat im DIAKO europaweit erstmals minimalinvasiv eine elektronische Hörhilfe, ein sogenanntes Cochlea-Implantat, gewechselt.
Ein Patient war gestürzt und dabei wurde sein Implantat beschädigt. Es musste ausgetauscht werden. Die Operation dauerte etwas über eine Stunde und verlief problemlos. Im Interview berichtet der Experte, was den Eingriff ausmacht.
Gesundheit:Bremen: Professor Di Martino, was war das Besondere an der Operation?
Professor Dr. Ercole Di Martino: Das gab es bisher nicht: Ein Implantat wurde über einen minimalinvasiven Zugang gewechselt. In der Fachliteratur finden sich darüber keinerlei Hinweise. Lediglich in China gab es zwei Fälle, aber dort ist das Verfahren überhaupt nicht beschrieben. Insoweit ist es gut möglich, dass es sich bei dieser im DIAKO durchgeführten Operation nicht nur um eine Europapremiere, sondern vielleicht sogar um eine Weltpremiere handelt.
Wird Ihre Operation einen Niederschlag in der Fachliteratur finden?
Ja, ich habe einen Artikel darüber bei der HNO-Fachzeitschrift ›Laryngo-Rhino-Otologie‹ eingereicht und das Verfahren ›Bremer Zugang‹ genannt.
Minimalinvasive OPs gewinnen an Bedeutung. Wieso sind sie bei den Cochlea-Implantaten noch so ungewöhnlich?
Der Einsatz der Implantate wird bei uns im DIAKO seit 2016 minimalinvasiv durchgeführt. Das Verfahren habe ich über die Jahre selbst entwickelt. In Deutschland sind wir das einzige Krankenhaus, in dem es genutzt wird. Als wir vor mehr als zehn Jahren begannen, Cochlea-Implantate einzusetzen, war der Schnitt zehn bis 15 Zentimeter lang und es waren mehrere Bohrlöcher in die Schädeldecke erforderlich.
Wie ist es heute?
Das Implantat, das unter der Haut auf der Schädeldecke verankert wird, hat immerhin einen Durchmesser von drei Zentimetern. Doch der Hautschnitt ist nicht größer als zweieinhalb Zentimeter, und das Bohrloch im Schädel hat einen Durchmesser von nur einem Zentimeter. Die Elektrode, die wir durch das Bohrloch von Hand in der Schnecke einsetzen, hat einen Durchmesser von 0,5 bis 0,8 Millimetern. Sie sehen: Es ist ein besonders hohes Maß an Geschicklichkeit gefordert und der Operateur muss sehr erfahren sein.
Was bedeutet Ihre OP-Methode für die Patienten?
Ganz einfach: kleinerer Schnitt, geringeres Trauma, kaum Schmerzen und eine mögliche Verkürzung des Krankenhausaufenthaltes. Die Operation ist schonender und die Patienten können sich entsprechend schneller erholen.
Das Gespräch führte Ingo Hartel.
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Cochlea-Implantate
Cochlea-Implantate (CI) sind elektronische Hörhilfen, die die Funktion der ausgefallenen Hörsinneszellen im Innenohr übernehmen. Ein CI setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Einer wird operativ in die Ohrschnecke eingesetzt und im Knochen des Kopfes befestigt. Der zweite Teil wird wie ein Hörgerät hinter dem Ohr getragen und bekommt mithilfe eines Kabels und einer magnetischen Spule Kontakt zum ersten Teil.
Kontakt
DIAKO
Prof. Dr. Ercole Di Martino
Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde sowie Plastische Kopf- und Halschirurgie
0421-6102-1301
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DIAKO Ev. Diakonie-Krankenhaus
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