Periprothetische Frakturen
Glück im Unglück
Wenn rund um eine Prothese Knochen brechen, ist im OP Teamwork gefragt. Experten der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Rotes Kreuz Krankenhaus helfen bei solchen periprothetischen Frakturen mit viel Know-how.
Der 1. Februar 2018 – heute ist ›Oma-Tag‹. Edith Hohenkamp* freut sich auf ihren dreijährigen Enkel, den die Tochter auf dem Weg zur Arbeit vorbeibringen wird. Die 73-jährige Großmutter will noch schnell Brötchen holen, rutscht auf dem spiegelglatten Bürgersteig aus und stürzt heftig – auf die neue Hüfte! Das künstliche Gelenk wurde der Rentnerin erst vor einem Jahr von Dr. Ingo Arnold, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Rotes Kreuz Krankenhaus (RKK), eingesetzt. Seitdem war die Schwachhauserin endlich schmerzfrei und mobil. Nun geht es per Rettungswagen erneut ins RKK. Die Röntgenbilder zeigen einen Bruch des Oberschenkels unterhalb der Prothesenschaftspitze. Das neue Gelenk hat sich gelockert und muss ausgetauscht, der Knochenbruch so schnell es geht versorgt werden.
Periprothetische Frakturen sind kompliziert
Brüche im Umfeld von Prothesen sind keine Seltenheit. Proportional zum steigenden Lebensalter und mehr Aktivität der älteren Generation werden einerseits die heutigen hervorragenden Möglichkeiten des Gelenkersatzes häufiger genutzt. Andererseits steigt die Zahl der Brüche – meist hervorgerufen durch einen Sturz, oft durch die im Alter häufig auftretende Knochenschwäche (Osteoporose). In der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des RKK arbeiten die Fachärzte Hand in Hand. Die Behandlung von Brüchen in Knochen, die mit Gelenkersatz versorgt wurden, braucht die besondere Expertise beider medizinischer Fachrichtungen.
Bei Edith Hohenkamps zweiter Operation stehen deshalb die Chefärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie am OP-Tisch: Orthopäde Ingo Arnold, der die gelockerte Prothese entfernt und eine neue einsetzt, und Unfallchirurg Dr. Dirk Hadler, der den Bruch richtet und stabilisiert. »Nach einem Bruch rund um die Prothese muss der Eingriff mitsamt Beschaffung und Vorhaltung von speziellem Prothesen-, Platten- und Schraubenmaterial gut geplant sein. Auch der Prothesenpass für das zu entfernende künstliche Gelenk enthält notwendige Informationen für die Operateure«, erklärt Arnold. »Periprothetische Brüche sind kompliziert. Man muss nicht nur viel Erfahrung haben, sondern immer auch Plan B und C, sobald man die Fraktur vor sich sieht«, ergänzt Dirk Hadler. Falls die Prothese noch fest im Knochen implantiert ist, wird nur der Bruch repariert. Aber auch das ist eine große Herausforderung für den Operateur, weil die Prothese oft im Weg ist und der Knochen kaum Halt für die benötigten Schrauben bietet.
Spezielle Materialien, passgenaue Fixierung
Nachdem die lockere Prothese entfernt ist, fixiert der Unfallchirurg den Knochen per Platte, Drahtschlingen und Haken (Cerclage), damit dieser optimal zusammenwachsen kann. »Wir nutzen spezielle Platten, die passgenau fixiert werden können, und deren winkelstabiles System auch bei schlechter Knochenqualität die Stabilität erhöht«, erklärt Hadler. »In den meisten Fällen müssen wir dann eine andere Art Prothese wählen als die zuerst eingesetzte, zum Beispiel mit einem langen Schaft. Dieser überbrückt die Bruchstelle und gibt dem Knochen zusätzlich Festigkeit«, erklärt Ingo Arnold, der auch das zertifizierte Endoprothetikzentrum des RKK leitet.
Edith Hohenkamp tritt nach erfolgreicher zweiter Operation erneut die Reha an. Jetzt geht es ihr gut – nur ihren Enkel, den vermisst sie schon.
* Name von der Redaktion geändert.
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Wegweiser Gelenkersatz
Öffentliche Informationsveranstaltung rund um Knie- und Hüftgelenkersatz im zertifizierten Endoprothetikzentrum inkl. Teamvorstellung: 14. November, 14–16 Uhr. Anmeldung ab 15. Oktober unter
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