Kältekammer
Kälte, die guttut
Nicht nur Rheumapatienten profitieren vom Kick in der Kältekammer des Rotes Kreuz Krankenhauses.
Patienten in Badebekleidung, mit Handschuhen, Mütze, festen Schuhen und Mundschutz – an diesen Anblick hat Pia Scheuermann sich längst gewöhnt. Die Physiotherapeutin betreut die Patienten in der Drei-Phasen-Kältekammer des Rotes Kreuz Krankenhaus (RKK). Wissenschaftliche Untersuchungen belegen: Eine halb- bis dreiminütige Einwirkung extremer Kälte genügt, um Schmerzen zu lindern, Entzündungsprozesse einzudämmen, verkrampfte Muskulatur zu lockern.
Vielfältige Wirkung
»Die meisten Patienten empfinden eine sofortige und weitgehende Schmerzfreiheit. Gleichzeitig wirkt die Kälte entzündungshemmend, durchblutungsfördernd und immunregulierend«, erklärt Dr. Ingo Arnold. Gemeinsam mit Professor Dr. Jens Gert Kuipers leitet der Chefarzt das Bremer Rheumazentrum des RKK. Durch die deutliche Funktionsverbesserung der Gelenke sind manche Patienten erst nach der Kältekammertherapie wieder in der Lage, ihre verspannte Muskulatur zu trainieren. »Vor allem unsere Rheumapatienten mit chronisch entzündlichen Gelenk- und Wirbelsäulen- und weichteilrheumatischen Erkrankungen profitieren. Auch nach Gelenkoperationen, bei Sportverletzungen, Schlafstörungen, Restless-Legs-Syndrom, Neurodermitis, Psoriasis (Schuppenflechte), Asthma bronchiale und Migräne werden positive Wirkungen beobachtet«, beschreibt Kuipers die breiten Einsatzmöglichkeiten der Kältekammer. Bei Profisportlern ist der Kälte-Kick ebenfalls beliebt. Patienten mit Herzerkrankungen, arteriellen Durchblutungsstörungen, Nieren- und Blaseninfektionen oder neurologischen Ausfällen und Polyneuropathien dürfen in der Regel nicht in die Kältekammer.
Von –10°C auf –110°C in drei Räumen
»Die Luft in der Kältekammer ist extrem trocken. Deshalb werden die Minustemperaturen von den meisten Patienten nicht als unangenehm empfunden«, weiß Pia Scheuermann. Während die ersten zwei Sektionen nur kurz durchlaufen werden, halten sich die Patienten in der dritten Kammer bis zu drei Minuten auf. Wie lange genau, entscheidet jeder individuell. Der erste Effekt der Schmerzminderung hält circa zwei bis sechs Stunden an. Je nach Anzahl der Behandlungen kann sich eine monatelange Schmerzreduzierung oder Schmerzfreiheit einstellen. Hierfür empfehlen die Ärzte mindestens zehn Behandlungen – je nach Beschwerdebild. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten nach Einzelfallentscheidung. Selbstzahler benötigen vor dem Besuch einer Kältekammer eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ihres Haus- oder Facharztes.
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