Demenz
»Den Patienten Kontinuität geben«
Für demenziell erkrankte Menschen ist ein Aufenthalt im Krankenhaus oft noch schwieriger als für andere Patienten. Das 2016 ausgezeichnete Projekt ›Alltagsbegleiter Demenz‹ des St. Joseph-Stift geht auf die speziellen Bedürfnisse der Betroffenen ein. Antje Eekhoff, stellvertretende Pflegedirektorin, hat es ins Leben gerufen.
Gesundheit:Bremen: Frau Eekhoff, etwa die Hälfte aller Patienten in Allgemeinkrankenhäusern ist über 60 Jahre alt, etwa zwölf Prozent davon haben Demenz. Was bedeutet ein Krankenhausaufenthalt für die Betroffenen?
Antje Eekhoff: Demenziell erkrankten Patienten fällt der Ortswechsel besonders schwer. In extremen Situationen kann es zu einer Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten kommen. Dadurch verschlechtert sich die Versorgungssituation. Projekte wie die ›Alltagsbegleiter Demenz‹ sollen dem entgegenwirken und den Patienten Kontinuität geben. Wichtig ist ein geregelter Tagesablauf – feste Rituale.
Wie sehen solche Rituale aus?
Das können kleine Dinge sein, beispielsweise Frühstück zur immer gleichen Zeit. Oder dass regelmäßig aus der Zeitung vorgelesen wird. Das Gefühl, Zeit geschenkt zu bekommen, fördert das Geborgenheitsgefühl. Dabei muss sich nicht die gleiche Person um den Demenzkranken kümmern. Wichtiger ist ein etabliertes Ritual. Im St. Joseph-Stift findet zum Beispiel jeden Dienstag ein gemeinsames Frühstück statt, das durch einen Demenzbegleiter betreut wird. Außerdem haben wir donnerstags einen Spielenachmittag eingeführt.
Die Demenz ist selten der Grund, warum Betroffene ins Krankenhaus kommen – oft ist sie eine Nebendiagnose und es stehen etwa die Folgen eines Sturzes im Vordergrund. Gleichzeitig ist die Zeit für die Ärzte und Pflegekräfte auf den Stationen knapp bemessen. Wie wird das Projekt also konkret umgesetzt?
Unsere ›Alltagsbegleiter Demenz‹ sind Ehrenamtliche der Christlichen Krankenhaushilfe, sind entsprechend geschult und werden von einer Arbeitsgruppe unterstützt, die aus Fachpersonal besteht. Dazu gehören unter anderem unsere Klinische Neuropsychologin und eine Demenzexpertin aus der Pflege. Die Zusammenarbeit zwischen Pflege und Alltagsbegleitern ist sehr eng. Beim gemeinsamen Frühstück zum Beispiel betreuen die Demenzbegleiter die Patienten. Sie sind aber darauf angewiesen, dass das Pflegepersonal ausgewählte Patienten an den Veranstaltungsort bringt und ihnen Besonderheiten zu diesen Patienten mitteilt.
Bedeutet das eine zusätzliche Belastung für die Pflege und inwiefern wirkt sich diese ›geschenkte Zeit‹ auf Demenzpatienten aus?
Demenziell erkrankte Patienten sind bei Krankenhausaufenthalten oft unruhig, weil sie aus ihren gewohnten Strukturen gerissen werden. Wenn sie nur für eine Stunde zusätzliche Zuwendung erhalten, sind sie danach merklich entspannter. Die Pflege wird für die Zeit entlastet, in der die Patienten in der Obhut der Demenzbegleiter sind. Zudem sind die Patienten im Nachhinein in ihren Zimmern ruhiger. Insgesamt verringert sich die Verweildauer der Patienten, da ihr Genesungsprozess gefördert wird.
Das Gespräch führte Pia Zarsteck.
Kontakt
Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen
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