Hüftgelenkersatz
»Zügig aus dem Bett kommen«
Man ist fast nie zu alt: Chefarzt Professor Dr. Ralf Skripitz und Chefärztin Dr. Gesine Loeschcke aus der Roland-Klinik berichten über Hüftendoprothetik im Alter und Vorurteile gegenüber der Narkose.
Gesundheit:Bremen: Ab wann ist man zu alt für eine ›neue‹ Hüfte?
Professor Skripitz: Das kann man nicht pauschal beantworten, ausschlaggebend ist das biologische Alter. Und das weicht mitunter stark vom eigentlichen Alter ab. In der Hüftendoprothetik gilt: Auch 80-jährige Patienten können noch ein künstliches Gelenk erhalten – vorausgesetzt, die körperliche Verfassung ist gut. Hohe Materialstandards und schonende, minimalinvasive OP-Techniken ermöglichen, dass ältere Hüftpatienten genauso behandelt
werden wie andere auch.
Ist eine Narkose im hohen Alter gefährlicher als zum Beispiel bei Patienten unter 50 Jahren?
Dr. Loeschcke: Das kommt auf den Patienten an. Für die Anästhesie gilt: Ein höheres Alter ist kein Narkosehindernis und entsprechende Befürchtungen sind meist unbegründet. Moderne Verfahren sind auch im Alter sicher und gut steuerbar. Um mögliche Risiken im Vorfeld zu identifizieren, führen wir ein ausführliches Patientengespräch und machen uns ein Bild vom Gesundheitszustand. Liegen etwa Vorerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Erkrankungen des Herz- oder Gefäßsystems vor? Die allgemeine Fitness ist von großer Bedeutung.
Kommen ältere Patienten ebenso schnell wieder auf die Beine wie jüngere?
Professor Skripitz: Bei uns greift ein Gesamtkonzept, um Patienten – egal welchen Alters – möglichst rasch zu mobilisieren. Es beginnt im OP: Je kürzer die Operationsdauer, desto besser für die Patienten. Im Idealfall nutzen wir auch bei Älteren moderne, zementfreie
Endoprothesen, die eine sehr gute Standfestigkeit aufweisen und den zementierten Prothesen in nichts nachstehen. Das Material muss nicht aushärten, das spart Zeit und hat eine kürzere Betäubung zur Folge. Auch das Risiko einer Embolie ist geringer. Wir operieren minimalinvasiv. Dadurch zerstören wir kaum Muskeln, sodass bereits am Tag nach der OP die aktive Mobilisation beginnen kann – je zügiger Patienten aus dem Bett kommen, desto besser. Auch die Pflege ist eingebunden und hat hinsichtlich eines postoperativen Delirs vor allem ein Auge auf ältere Patienten.
Dr. Loeschcke: Wir haben dazu seit vergangenem Jahr ein spezielles Konzept. Ein Delir kann bei älteren Menschen auftreten und bezeichnet einen akuten, in der Regel vorübergehenden Verwirrtheitszustand, zum Beispiel nach einer OP. Das Team ist im Umgang mit diesen Patienten und deren Angehörigen geschult, kann Risikopatienten schnell identifizieren und vorbeugen. Die Einbindung von Angehörigen oder Lebenspartnern ist dabei sehr hilfreich.
Wie lange dauert die Rehabilitation nach einer Hüft-OP in der Regel?
Professor Skripitz: Etwa vier bis sechs Wochen nach der ersten Mobilisation durch unsere Physiotherapie sind auch ältere Patienten wieder alltagsfit. Bei manchen klappt es schneller, andere brauchen etwas länger. Das hängt auch von der Verfassung vor dem Eingriff ab und davon, ob der Patient sich vorher schon viel bewegt hat oder weniger mobil war.
Das Gespräch führte Yvonne Paeßler.
Kontakt
Prof. Dr. Ralf Skripitz
Chefarzt Zentrum für Endoprothetik, Fußchirurgie, Kinder- und Allgemeine Orthopädie / Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung (EPZmax)
0421-8778-357
orthopaedie@roland-klinik.de
Dr. Gesine Loeschcke
Chefärztin Anästhesiologie und Akutschmerztherapie
0421-8778-311
anaesthesie@roland-klinik.de
Roland-Klinik
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28201 Bremen
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