Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Bedürfnisse älterer Patienten

Die Patienten gewinnen

Freie Kliniken Bremen. Dank gesünderer Lebensweise und moderner Medizin steigt die Lebenserwartung. Die Freien Kliniken Bremen stellen sich verstärkt auf die Bedürfnisse der älteren Patientengruppe ein.

Kerstin Radtke

Lag der Bevölkerungsanteil der Deutschen über 65 Jahre 2013 bei etwa einem Fünftel, wird er bis zum Jahr 2060 voraussichtlich auf etwa ein Drittel steigen. Menschen dieser Generation sind insgesamt deutlich fitter als frühere Jahrgänge, das biologische Alter wird durch zunehmende körperliche und geistige Fitness sowie gesündere Lebensumstände beeinflusst. Für das Gesundheitssystem bringt diese Entwicklung neue Herausforderungen mit sich. In den Freien Kliniken Bremen gibt es für Best Ager vielfältige Spezialprogramme und -angebote im Sinne einer altersgerechten Patientenbetreuung sowie Krankheitsprophylaxe – hier vier Beispiele aus den vier Freien Kliniken.

Gesundheitsimpulse im DIAKO

Anfang 2018 wurde der 15. Geburtstag der ›DIAKO Gesundheitsimpulse‹ gefeiert. »Es begann mit einer DIN-A4-Seite, nun haben wir ein 50 Seiten starkes Programmheft«, berichtet Dr. Petra Gurn. Sie koordiniert das Angebot mit Gesundheits- und Präventionskursen. Speziell für Ältere gebe es das ›Muskelaufbautraining für Senioren‹, besonderes Faszien-Training im Sitzen und Stehen sowie ›Zumba Gold‹, die sanfteste Version der beliebten Sportart. »Auch einige Kurse im Bereich Wassergymnastik sowie der gesamte Komplex Beckenbodentraining eignen sich«, sagt Gurn. Letztgenannte Trainingskurse werden bewusst für Frauen und Männer getrennt angeboten und durch kostenfreie Facharztvorträge ergänzt. »Zukünftig möchten wir die zielgruppengerechte Kommunikation der Angebote ausbauen, vor allem bezogen auf weitverbreitete, aber schambehaftete Themen wie Inkontinenz«, so Gurn. »Unser erster Vortrag dazu hatte mehr als 100 interessierte Zuhörerinnen.« Grundsätzlich betrachte man Gesundheit ganzheitlich, es gehe auch um die Fitness im Kopf. In Kooperation mit dem Verein ›Ambulante Versorgungsbrücken‹, der sich speziell an ältere Menschen richtet, werde zum Beispiel ein Training für die Nutzung von Smartphone und Tablet angeboten.

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Obwohl die Menschen immer länger fit bleiben, benötigt jeder von Zeit zu Zeit Unterstützung. Die Freien Kliniken Bremen sind auf die Bedürfnisse älterer Patienten eingestellt.

Roland-Klinik: ›Rooming-in‹ für ältere Risikopatienten

»Ältere Patienten haben ein erhöhtes Risiko, nach einer größeren Operation ein Delir zu bekommen«, sagt Dr. Gesine Loeschcke, Chefärztin der Anästhesie in der Roland-Klinik. Gemeint ist eine meist vorübergehende Verwirrtheit, die nach einer OP genauso wie bei schweren Erkrankungen auftreten kann. Ursache seien multiple Faktoren, etwa die ungewohnte Krankenhaussituation und eine verminderte Anpassungsfähigkeit im Alter sowie Begleiterkrankungen. »Bei Älteren sind Herz- und Kreislauf-Erkrankungen sowie Blutzuckerprobleme und Blutarmut häufiger«, erläutert Loeschcke. Die Therapie dieser Erkrankungen sollte vor Operationen optimiert werden, um Komplikationen zu vermeiden. Beim Delir gebe es nur begrenzte Behandlungsoptionen. »Also achten wir auf die Prophylaxe: möglichst kein Zimmerwechsel, stattdessen persönliche Gegenstände wie Fotos, Lieblingskissen oder Pflegeprodukte im Zimmer. Stationsübergreifend wird alles unterstützt, was Betroffenen die Orientierung erleichtert.« Bei Risikopatienten habe sich vor allem die Anwesenheit Angehöriger bewährt. »Um das Auftreten von Delir zu minimieren und damit verbundene Komplikationen zu verhindern, gibt es unser ›Rooming-in‹-Konzept – vier besondere Doppelzimmer mit speziellen Patientenbetten und Übernachtungsmöglichkeit für Angehörige im selben Raum.«

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Die Bedürfnisse der Patienten sind ebenso vielfältig wie die Möglichkeiten der Betreuung, daher ist eine individuelle Beratung besonders wichtig.

St. Joseph-Stift: Info-Abende für Angehörige demenziell Erkrankter

Im St. Joseph-Stift gibt es seit 2008 jährlich drei kostenlose Info-Abende für Angehörige von Demenzkranken. Dr. Jürgen Kallerhoff hat einen steigenden Bedarf festgestellt: Mitunter kämen bis zu 70 betroffene, zumeist pflegende Angehörige (Kinder oder Ehepartner) sowie allgemein Interessierte. Seltener seien Patienten persönlich dabei. Er selbst oder ein Kollege führt zunächst kurz in das Thema Demenz ein, es geht um Häufigkeit, Erscheinungsbilder und Verlaufsformen. Anschließend spricht die Neuropsychologin Wibke Brinkmeyer, eine der Initiatorinnen des Angebotes, über die Kommunikationsmöglichkeiten mit demenziell Erkrankten sowie nicht-medikamentöse Behandlungs- und Beeinflussungsmöglichkeiten. »Es gibt einen regen Austausch mit den Teilnehmern, dem wir gerne Raum gewähren. Bei kleineren Gruppen um die 30 Personen sind Vorstellungsrunden und individuelle Gespräche möglich«, so Dr. Kallerhoff. »Das Thema brennt den Leuten offenbar unter den Nägeln, es wird konzentriert und kontrovers diskutiert.« Abgerundet werde der Abend durch ein Gastreferat, etwa zur Fahreignung, Ernährung oder Bewegung im Alter. »Parallel bieten wir eine individuelle Demenzabklärung inklusive Angehörigenberatung in unserer Tagesklinik an«, ergänzt der Oberarzt der Geriatrie.

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Bewegung tut in jedem Alter gut und hält fit. Die Muskulatur, die bei einigen Sportkursen verstärkt trainiert wird, kann gezielt bestimmte Leiden lindern.

RKK: Zertifizierte Expertin für Demenz

Viola Silber ist seit 17 Jahren im Rotes Kreuz Krankenhaus tätig und weiß: »Im Stationsalltag kommen manche altersbedingte Patientenbedürfnisse leider zu kurz.« Um das zu ändern, bildete sie sich zur zertifizierten Expertin für Demenz im Krankenhaus weiter. Die von ihr geleitete vormittägliche Spezialbetreuung startete Ende 2016, das Bewusstsein für die Demenzproblematik wurde im gesamten Kollegium geschärft. »Ich koordiniere die Zusammenarbeit auf drei Stationen und berate in schwierigen Fällen«, erzählt sie. »Denn Demenzkranke benötigen im Krankenhaus noch mehr Unterstützung und Zeit als zu Hause, selbst bei Alltäglichem wie dem Aufstehen oder beim Gang zur Toilette.« Ein weiterer Fokus liege auf den gemeinsamen Mahlzeiten im Aufenthaltsraum, da Ernährung bei Orientierungsstörungen einen hohen Stellenwert habe. Der Betreuungsumfang der meist älteren demenziell Erkrankten variiere, ihre Bedürfnisse sowie kognitive und motorische Fähigkeiten können dank der Betreuung individuell unterstützt und gefördert werden. »Die Patienten gewinnen!«, betont Silber. Gleichzeitig sei für die fachkundige Entlastung der Stationspflegekräfte gesorgt. Das Programm soll daher langfristig durch Nachmittags- und Nachtlösungen ergänzt werden.

Gesundheit Bremen 24

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