Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Schlafapnoe

Wieder erholt erwachen

Schluss mit nächtlichen Atemaussetzern: Die HNO-Klinik des St. Joseph-Stift erprobt neue Behandlungsmethoden für Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe.

Anja Maria Ladewig

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Zungenbändchen sind filigrane Federn aus Silikon. Sie verhindern, dass die Zunge im Schlaf zurückklappt.

Schnarchen sorgt zwar für dicke Luft im Ehebett, aus medizinischer Sicht ist die nächtliche Ruhestörung jedoch in der Regel harmlos. Gefährlich wird es erst, wenn das Schnarchen mit Atemaussetzern einhergeht. Etwa 800.000 Deutsche leiden unter dem sogenannten obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom. Die häufigste Ursache hierfür ist eine erschlaffte Zungenmuskulatur; Übergewicht, Alkohol und Medikamente verstärken die Neigung. Weil ihnen Sauerstoff fehlt, sind Betroffene tagsüber oft müde und können sich schlecht konzentrieren.

Standardtherapie ist die CPAP-Maske: Der Patient schläft mit einer Nasen- oder Gesichtsmaske, die durch gleichmäßigen Überdruck die Atemwege frei hält – viele Patienten lehnen die Maske jedoch aus unterschiedlichen Gründen ab, weil sie beispielsweise im Schlaf stört.

In der HNO-Klinik des St. Joseph-Stift werden daher in klinischen Studien zwei neue Therapien erprobt, die die Maske überflüssig machen sollen. »Abhängig von der Schwere der Schlafapnoe sind Zungenbändchen oder Zungenschrittmacher mögliche Alternativen«, erläutert Professor Dr. Wolfgang Bergler, Chefarzt der HNO-Klinik und Leiter des größten Schlaflabors im Norden.

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Jeder zweite ­Patient schläft damit erheblich besser und hat seltener Atem­aussetzer, berichtet Professor Dr. Wolfgang Bergler.

Hinweise, welche Therapie für Patienten individuell geeignet ist, liefert zunächst eine diagnostische Endoskopie des Nasen-Rachen-Raums, für die Patienten in künstlichen Schlaf versetzt werden. »Mit einer kleinen, durch die Nase eingeführten Sonde prüfen wir, ob Veränderungen im Zungengrund, im Rachen oder an den Mandeln vorliegen«, erklärt Professor Bergler.

Mehr Spannung in der Zunge

Bei einer leichten Form der Schlafapnoe kommen Zungenbändchen-Implantate zum Einsatz, etwa sechs bis zehn Zentimeter lange, filigrane Silikonfedern mit einer dünnen Zuckerhülle. Während eines minimalinvasiven Eingriffs werden sie in gespanntem Zustand in die Zunge eingesetzt. Mit der Zeit löst sich die Zuckerhülle der Bändchen auf und die Zunge wird künstlich gestrafft, sodass sie während des Schlafens nicht mehr zurückklappt. Die Operation dauert etwa 20 Minuten.

Nur für schwere Fällen geeignet ist der Zungenschrittmacher. Hierbei wird ein wenige Millimeter großer Neurostimulator mithilfe zweier kleiner Schnitte am Hals unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt. Ein dünnes Kabel führt eine Elektrode direkt an den Zungennerv und umschließt ihn. Im Schlaf wird der Nerv gereizt, sodass die Zungenmuskulatur angespannt wird und einen Kollaps der oberen Atemwege verhindert. Nach der 60-minütigen OP wird der Patient über Nacht in der Klinik überwacht. Vier Wochen nach der Implantation wird der Schrittmacher im Schlaflabor individuell angepasst: »Ziel der Nervenstimulation ist es, einen Gewöhnungseffekt zu erzielen. Die Muskeln sollen ein Gedächtnis entwickeln, damit der Schrittmacher nicht mehr jede Nacht angestellt werden muss«, umschreibt Professor Bergler das Prinzip.

Erste Studienergebnisse belegen, dass beide Verfahren Atemaussetzer deutlich reduzieren. »Jeder zweite Patient mit Zungenbändchen hat nur noch halb so oft Atemaussetzer und eine erheblich verbesserte Schlafqualität«, stellt Bergler zufrieden fest. Ob die Kosten anteilig übernommen werden, müssen Patienten bei ihrer Krankenkasse erfragen. »Es ist in jedem Fall eine gute Investition in ruhige Nächte ohne Schlafmaske«, meint der HNO-Arzt.

Kontakt

Prof. Dr. Wolfgang Bergler
Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde
0421-347-1452
hno@sjs-bremen.de

Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen
Schwachhauser Heerstraße 54
28209 Bremen
www.sjs-bremen.de

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