Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Adipositas

»Ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko«

Übergewicht ist seit Jahren auf dem Vormarsch. In der Chirurgischen Klinik des DIAKO Ev. Diakonie-Krankenhaus werden Menschen mit krankhafter Fettleibigkeit (Adipositas) operativ behandelt. Professor Dr. Stephan M. Freys, Chefarzt der Chirurgie, berät Betroffene.

Ingo Hartel

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Professor Dr. Stephan M. Freys spricht mit Oberärztin Dr. Miriam Philipp über einen bevorstehenden Eingriff, bei dem der Patient einen Schlauchmagen erhalten soll.

Gesundheit:Bremen: Ist krankhaftes Übergewicht schlicht Folge von wenig Bewegung und immer vollen Tellern und Gläsern?
Professor Dr. Stephan M. Freys: So einfach ist das nicht. Adipositas ist eine von der WHO anerkannte chronische Erkrankung, die ernsthafte Folgen nach sich ziehen kann. Betroffene sind oft körperlich und sozial massiv eingeschränkt, auch wegen des gesellschaftlichen Stigmas, das Adipositas mit Fehlverhalten verbindet. Adipositas hat komplexe Ursachen. Dazu können Veranlagung, Folgen anderer Erkrankungen, seelische Einflüsse und vermutlich auch bis heute nicht entschlüsselte Stoffwechseldefekte beitragen. Da diese Patienten zumeist ein Bündel von Problemen mit sich herumtragen, planen wir in der Sprechstunde mindestens 60 Minuten ein.

Wie ist krankhafte Fettleibigkeit definiert?
Zur Einteilung der Fettleibigkeit ist der Body-Mass-Index (BMI) etabliert. Die Formel setzt das Körpergewicht ins Verhältnis zur Körpergröße (siehe Infokasten). Krankhafte Fettleibigkeit beginnt ab einem BMI von 40.

Warum eine OP bei krankhaftem Übergewicht?
Adipositas ist ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko. Typ-II-Diabetes, Herzerkrankungen, Bluthochdruck sowie Rücken- und Gelenkschmerzen werden nachweislich durch die Fettleibigkeit ausgelöst. Außerdem haben übergewichtige Patienten eine um bis zu zehn Jahre reduzierte Lebenserwartung. Nach Ausschöpfung aller anderen Maßnahmen zum Gewichtsverlust kommt der operativen Therapie, der bariatrischen Chirurgie, große Bedeutung zu.

Für wen ist sie geeignet?
Die Patienten sollten volljährig und nicht über 65 Jahre alt sein. Der BMI sollte bei 40 oder darüber liegen. Bei einem BMI von 35 müssen schwere übergewichtsverursachte Begleiterkrankungen vorliegen. Zudem müssen die Patienten unter ärztlicher Aufsicht sechs bis zwölf Monate lang versucht haben, durch Diät oder Sport abzunehmen. Ein psychologisches Gutachten muss die Eignung zur Durchführung einer bariatrischen Operation bestätigen. Die Patienten dürfen kein Suchtpotenzial aufweisen und müssen bereit sein, ihre Lebens- und Essgewohnheiten dauerhaft umzustellen.

Was bewirkt der operative Eingriff?
Eingriffe am Magen sollen die Nahrungsaufnahme beziehungsweise die Aufnahme der Nährstoffe in Magen und Darm einschränken. Auf dem Prinzip der Reduzierung der Nahrungsmenge, der sogenannten Restriktion, beruht der Schlauchmagen. Die Reduzierung von Nahrungsmenge und Nährstoffaufnahme, die sogenannte Malabsorption, wird durch einen Magenbypass erreicht.

Und nach der Operation?
Da kommt es wesentlich auf die Mitarbeit der Patienten an. Diese vorausgesetzt, verlieren sie binnen der ersten beiden Jahre 60 bis 70 Prozent ihres Übergewichtes. Operierte Patienten müssen lebenslang medizinisch betreut werden, da bestimmte Vita-mine und Spurenelemente zugeführt werden müssen. Nach etwa zwei Jahren wird entschieden, in welcher Form die Plastische Chirurgie helfen kann, überschüssige Haut zu entfernen und den Körper zu straffen. ·: hai

Kurz & Knapp

Der Body-Mass-Index (BMI)

BMI = Körpergewicht in kg / Körpergröße2 in m

Ab einem BMI von über 30 gelten Patienten als adipös, ab 25 spricht man von Präadipositas. Normalgewichtige haben einen BMI von 18,5 bis 25. Untergewicht beginnt bei 18,5. Bei amputierten Patienten weicht die Formel ab.

Kontakt

Prof. Dr. Stephan M. Freys
Chefarzt der Chirurgischen Klinik
0421-6102-101
chirurgie@diako-bremen.de

DIAKO Ev. Diakonie-Krankenhaus
Gröpelinger Heerstraße 406–408
28239 Bremen
www.diako-bremen.de

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