Segmenttransport
Kaputte Knochen wieder aufbauen
Für die Behandlung von Patienten mit schwersten Verletzungen und Defekten an Armen und Beinen ist das Rotes Kreuz Krankenhaus bestens gerüstet. In der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie lassen Chefarzt Dr. Dirk Hadler und sein Team sogar -Knochen wachsen, wenn es nötig ist.
Wenn größere Knochenteile und infiziertes Gewebe radikal entfernt werden müssen, ist guter Rat teuer. Ausgedehnte Infekte und Fehlstellungen im Fuß- und Sprunggelenk, starke Entzündungen im Fußwurzelbereich durch das Diabetische Fußsyndrom, komplexe Brüche nach Unfällen, Knochentumore und -entzündungen: Für viele Knochendefekte war eine Amputation lange Zeit der einzige Behandlungsweg.
Ein spezielles Verfahren kann die drohende Amputation einer Extremität verhindern: Segmenttransport heißt die Methode, die in Norddeutschland nur wenige Experten beherrschen. Spezialisierte Chirurgen wie Chefarzt Dr. Dirk Hadler setzen auf den biologischen Knochendefektaufbau, um betroffene Gliedmaßen zu retten: »Die Grundidee ist, den Knochen mithilfe eines externen Ringfixateurs neu wachsen zu lassen«, erklärt der Fachmann. Das Verfahren entwickelte Gavril Ilizarov (1921–1992), ein sowjetischer Arzt und Chirurg. Nach ihm ist das komplizierte metallische Ringgestell mit Verbindungsstangen, Umlenkrolle, Drähten und Schrauben benannt, das den betroffenen Knochen stabilisiert und seinen Neuaufbau steuert: der Ilizarov-Fixateur.
Zugkraft für das Knochenwachstum
Der Segmenttransport nimmt im Operationssaal seinen Anfang: Der Chirurg durchtrennt den Knochen an einer geeigneten Stelle und verbindet den Fixateur mithilfe von Schrauben und Drähten an den beiden Knochenenden. Schon wenige Tage nach der OP beginnt im Knochen der Wachstumsprozess. Mehrmals täglich dreht der Patient eigenständig und nach einem festgelegten Schema an einer kleinen Schraube am oberen Ende des Fixateurs. Dadurch wird das gesunde Gewebe auseinandergezogen, um insgesamt einen Millimeter täglich. Im entstehenden Zwischenraum bildet sich neue Knochenmasse.
»Dieser neu gebildete Knochen ist viel stabiler, als wenn wir Knochenmaterial aus dem Beckenkamm nähmen und den Defekt damit auffüllten«, betont der Unfallchirurg. »Man braucht eine Menge Geduld, aber es lohnt sich.« Achtzig Tage dauert beispielsweise das Auffüllen eines Defektes von acht Zentimetern Länge. Regelmäßige Röntgenuntersuchungen sichern in dieser Zeit den korrekten Fortschritt der Therapie. Bis der Knochen wieder normal belastet werden kann, braucht es noch einmal doppelt so lange. Während der Knochen nach dem Entfernen des Ringfixateurs vollständig aushärtet, muss der Patient in der Regel noch sechs bis acht Wochen lang eine stabilisierende Orthese tragen und durch regelmäßige Physiotherapie den Knochen und die Muskeln stärken.
Kontakt
Dr. med. Dirk Hadler
Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bereich Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
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Rotes Kreuz Krankenhaus
St.-Pauli-Deich 24
28199 Bremen
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