Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Patientensicherheit

»Das Bewusstsein hat sich gewandelt«

Der Verein Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) ist eine geschätzte Institution im Gesundheitswesen. Geschäftsführer Hardy Müller über ein neues Klima im Umgang mit Sicherheit in der Medizin.

Lisa Schmees

21-19
Hardy Müller M.A. ist Gesundheitswissenschaftler und Anthropologe. Seit 2007 engagiert er sich im Verein Aktionsbündnis Patientensicherheit und gehört seit 2011 dem Vorstand an.

Informationen für Patienten und Fachleute: www.aps-ev.de

Gesundheit:Bremen: Was war der Anlass für die Gründung eines Vereins für Patientensicherheit?
Hardy Müller: 1999 zeigte ein Bericht des Institute of Medicine, dass unerwünschte, vermeidbare Ereignisse in der medizinischen Praxis allein in den USA jährlich rund 80.000 Todesfälle verursachen. Das verdeutlichte erstmals, dass es ein sehr relevantes Problem ist – und zwar ein systemisches. Die Frage ist also nicht, wer schuld ist, sondern welche Faktoren zu unerwünschten Ereignissen führen. Das hat auch in Deutschland Diskussionen ausgelöst und schließlich zur Vereinsgründung geführt – mit dem Ziel, das Risikomanagement in der Gesundheitsversorgung auszubauen und den Ausbau einer gemeinsamen medizinischen Sicherheitskultur zu fördern.

Wie sieht diese Arbeit aus?
Wir arbeiten nach dem Motto ›Aus der Praxis für die Praxis‹. Wir organisieren Arbeitsgruppen zu verschiedenen Aspekten, in denen versierte Praktiker zusammen Lösungsvorschläge erarbeiten. Am Ende steht ein konkretes Produkt, zum Beispiel eine Patientenbroschüre zur Sturzprophylaxe oder Handlungsempfehlungen für Ärzte und Pflegende. Wichtig sind auch die politische und die Öffentlichkeitsarbeit. Wir kommentieren gesundheitspolitische Gesetzesvorschläge, die die Patientensicherheit betreffen. Drittens sind unsere Tagungen und Kongresse ein Forum des Austausches für die Akteure. Das geschieht ehrenamtlich und finanziert sich über Mitgliedsbeiträge und Spenden.

Wie wird die Arbeit Ihres Vereins von Ärzten und Kliniken angenommen?
Die Resonanz ist sehr positiv, weil wir mit allen zentralen Akteuren des Gesundheitssystems zusammenarbeiten und sie ihre Expertise einbringen. 
Oft moderieren wir zwischen ihnen und kommen so zu konsensfähigen Lösungen. Das Aktionsbündnis will nicht polarisieren, sondern zusammenführen. 
Alle Mitglieder wollen für das Gesundheitssystem und die Patienten die sicherste medizinische Versorgung erreichen. Kritisch anzumerken bleibt, dass manche unserer Empfehlungen nur langsam die Praxis durchdringen und wir für unsere Arbeit mehr Unterstützung benötigen. Verordnen können wir das aber nicht.

Welche Erfolge hat das Aktionsbündnis erreicht?
Dass wir heute so über die Patientensicherheit sprechen, ist ein großer Erfolg. Das Thema war lange tabu, ein Problembereich. Klima und Bewusstsein haben sich aber positiv gewandelt. Heute wird lösungsorientiert gefragt: »Wie machen wir es besser?« Auch die politische Anerkennung des APS, wie sie zum Beispiel durch die Schirmherrschaft des Gesundheitsministeriums zum Ausdruck kommt, sind schöne Erfolge. Besonders stolz sind wir auf die APS-Stiftungsprofessur im Institut für Patientensicherheit der Universität Bonn, die nun verstetigt wird.

Welche Themen beschäftigen APS heute?
Die Themenvielfalt ist groß. Aktuell sind es sicherheitsrelevante Aspekte im Zusammenhang mit der elektronischen Patientenakte oder der Digitalisierung der Medizin insgesamt. Ein weiteres Thema ist, Patientensicherheit in der Aus- und Weiterbildung zu verankern, denn Patientensicherheit kann man lernen. Und wir beschäftigen uns mit dem Zusammenhang von Personalausstattung in der Pflege und Patientensicherheit.

21-20a

Kontakt

Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.
Am Zirkus 2
10117 Berlin
030-36428160
info@aps-ev.de
www.aps-ev.de

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