Veranlagung
Kniescheibe an Ort und Stelle
Wenn die Kniescheibe immer wieder herausspringt, kann Veranlagung die Ursache sein. Schülerin Theresa half eine stabilisierende Operation in der Roland-Klinik.
Theresa V. ging zum Bus, einfach geradeaus. Unvermittelt sprang ihre rechte Kniescheibe heraus. Ihre Kniescheiben machten schon seit einiger Zeit Probleme, bewegten sich stark, sprangen heraus und wieder hinein – meistens beim Fußball. Das kannte die 17-Jährige schon und obwohl es nervig war, beunruhigte es sie nicht. Aber beim Geradeauslaufen? Das war ungewöhnlich.
Die Schülerin hatte starke Schmerzen und suchte mit ihren Eltern einen Arzt auf – auch, weil die Kniescheibe dieses Mal nicht von selbst wieder in Position glitt. Der Mediziner überwies Theresa in die Roland-Klinik. Denn bei wiederholter Patellaluxation, so der Fachbegriff, muss gehandelt werden, um weitere Strukturschäden am Knie zu verhindern.
Wie die Mutter, so die Tochter
»Unter einer instabilen Kniescheibe leiden vor allem Mädchen«, so Dr. Rüdiger Ahrens, Chefarzt im Zentrum für Schulterchirurgie, Arthroskopische Chirurgie und Sporttraumatologie der Roland-Klinik. »Tritt das Problem insbesondere bei Alltagsbewegungen auf, ist es häufig anlagebedingt. Ein höheres Risiko haben zum Beispiel Mädchen, die ihre Knie sehr stark überstrecken können, und jene mit leichtem X-Bein.« Mütter geben die Veranlagung meist an ihre Töchter weiter.
Muskeln und Bänder stützen die Kniescheibe. Sind sie defekt oder instabil, können sie die Kniescheibe nicht halten. Sie springt heraus, fast immer nach außen. Dabei reißen die stabilisierenden Fasern an der Knie-Innenseite und der Knorpel kann beschädigt werden. Der Weg zum erneuten Herausspringen ist geebnet. Kaum jemand geht sofort beim ersten Mal zum Arzt. »Das ist falsch«, betont Ahrens, »denn mehrfaches Herausspringen verursacht immer mehr Schaden.«
»Bei Theresas rechtem Knie brach Knorpel ab und die Bänder waren irreparabel gerissen. Wir mussten einen neuen Stabilisierungsapparat herstellen«, so der Chefarzt. Bei der Rekonstruktion des medialen patellofemoralen Ligamentes (MPFL-Plastik) wird eine Sehne aus dem Oberschenkel entfernt und als Bandersatz präpariert. Dieser wird als neue Stütze v-förmig an der Kniescheibe und dem Oberschenkelknochen befestigt. »Bei Theresas linkem Knie, das wir sieben Monate später operierten, waren die Bänder noch reparabel«, erinnert sich Ahrens. Er straffte die gerissenen, ausgeleierten Bänder und brachte sie wieder in Position.
Zwei Operationsmethoden
»Im Vergleich zur Bandstraffung ist die MPFL-Plastik ein größerer Eingriff, bei der nachher durchaus mit Schmerzen zu rechnen ist. Die Patienten bleiben deswegen für etwa fünf Tage im Krankenhaus«, so Ahrens. Nach einer weniger schmerzhaften Bandstraffung können Patienten schneller wieder in Bewegung gebracht werden. Unerlässlich ist es, die Muskeln gut zu trainieren, damit sie ihre Stützfunktion rund um die Kniescheibe weiterhin erfüllen können.
Theresa kann nach den Operationen schon fast wieder alles machen. Nur im Fußballtraining läuft es noch nicht rund. Aber das wird, da ist sie sicher.
Kurz & knapp
Vor Knie-OP Muskulatur aufbauen
Eine Patellaluxation tritt häufig bei Mädchen zwischen 12 und 14 Jahren auf. Eine OP kommt aber idealerweise erst ab 16 Jahren infrage, wenn die Wachstumsphase ganz oder zum größten Teil abgeschlossen ist. Vorher ist es ratsam, die Muskulatur mit Physiotherapie zu stärken.
Kontakt
Dr. Rüdiger Ahrens
Chefarzt des Zentrums für Schulterchirurgie, Arthroskopische Chirurgie und Sporttraumatologie
0421-8778-372
orthopaedie2@roland-klinik.de
Roland-Klinik am Werdersee
Niedersachsendamm 72/74
28201 Bremen
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