Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Darmkrebs

»Frühzeitig mit der Vorsorge beginnen«

Treten Darmkrebserkrankungen in einer Familie gehäuft auf, ist es ratsam, sich an spezialisierte Zentren zu wenden. Im zertifizierten Darmkrebszentrum des St. Joseph-Stift finden Patienten und Angehörige Beratung zu Fragen der Vorsorge, Diagnostik und Therapie. Mit dessen Leiter Privatdozent Dr. Christian Pox sprach Gesundheit:Bremen.

Anja Maria Ladewig

21-09

Gesundheit:Bremen: Erkranken in einer Familie mehrere Verwandte ersten Grades an Darmkrebs, liegt es nahe, dass die Krankheit genetisch bedingt ist. Wie hoch ist das Krebsrisiko für die Angehörigen?
PD Dr. Christian Pox: Sind Eltern, Geschwister oder Kinder an Darmkrebs erkrankt, verdoppelt sich das Risiko. Die Wahrscheinlichkeit, im Verlauf des Lebens ebenfalls zu erkranken, steigt auf zwölf Prozent. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen der erblich bedingten und der familiären Form des Darmkrebses: Etwa vier Prozent aller Fälle lassen sich auf eine ererbte, genetische Veränderung zurückführen. Die häufigste Form ist das Lynch-Syndrom, HNPCC – ein Reparatur-Defekt. Die familiäre Form tritt jedoch öfter auf: Etwa 20 Prozent aller Darmkrebs-Patienten haben weitere erkrankte Angehörige – ohne dass sich eine Genmutation nachweisen lässt.

Welche Vorsorgemaßnahmen können betroffene Familien ergreifen?
Besteht familiär eine Neigung zu Darmkrebs, sollten Angehörige früh mit der Vorsorge beginnen. Zehn Jahre vor dem Erreichen des Alters, in dem das Familienmitglied an Krebs erkrankt ist, spätestens aber mit 45 Jahren. Beim Lynch-Syndrom sollte man sogar noch früher, mit 25 Jahren, beginnen. Die jährliche Vorsorge schließt dann neben der Darmspiegelung eine Magenspiegelung, Ultraschall des Bauchraums und bei Frauen zusätzliche Unterleibsuntersuchungen ein.

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Privatdozent Dr. Christian Pox ist seit April 2016 -Chefarzt der Medizinischen Klinik und leitet das zertifizierte Darmkrebszentrum im St. Joseph-Stift.

Viele scheuen sich davor, dennoch bleibt die Darmspiegelung die effektivste Untersuchungsmethode. Gibt es Alternativen?
Die Darmspiegelung dient dazu, entartete Polypen (Adenome) zu erkennen und sie zeitgleich zu entfernen. Es ist eine Untersuchung mit niedrigem Risiko. Alternativ gibt es den Stuhltest, bei dem nur auf Blut getestet wird. Polypen, die nicht bluten, und sonstige Veränderungen im Darm bleiben dabei aber unerkannt. Bei nachgewiesener erblicher Darmkrebserkrankung besteht zudem die Möglichkeit, nach einer genetischen Beratung Familienmitglieder zu testen.

In Fällen von erblich bedingtem Darmkrebs raten Sie dazu, alle Verwandten ersten Grades auf die Gendefekte HNPCC und Familiäre Adenomatöse Polyposis (FAP) testen zu lassen. Letzterer führt hundertprozentig zur Ausbildung von Darmkrebs. Wie lebt man mit dieser Gewissheit?
Patienten mit einer FAP bilden Hunderte Darmpolypen aus, die sich im Verlauf zu Darmkrebs entwickeln. Durch eine rechtzeitige Entfernung des Dickdarms kann aber verhindert werden, dass Krebs überhaupt erst entsteht. Nichtsdestotrotz gilt in Deutschland das Recht auf Unwissenheit. Das bedeutet, Angehörige können eine Testung ablehnen. Das ist dann auch zu respektieren. Aber frühzeitig erkannt, ist Darmkrebs heute gut behandelbar.

Kontakt

PD Dr. Christian Pox
Chefarzt der Medizinischen Klinik / Innere Medizin
0421-347-1102
darmkrebszentrum@sjs-bremen.de

Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen
Schwachhauser Heerstraße  54
28209 Bremen
www.sjs-bremen.de

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