Knocheninfektionen
»Knocheninfektionen sind immer chronisch«
Über die Ursachen und Therapie von Infektionen der Knochen spricht Gesundheit:Bremen mit Chefarzt Dr. Dirk Hadler aus dem Rotes Kreuz Krankenhaus (RKK).
Gesundheit:Bremen: Zuerst einmal herzlich willkommen in Bremen. Sie sind seit Juni neuer Chefarzt im RKK.
Dr. Dirk Hadler: Danke! Gemeinsam mit meinem Kollegen Ingo Arnold leite ich die neu aufgestellte Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, operative Rheumatologie und Wiederherstellungschirurgie. Wir behandeln Erkrankungen rund um den Bewegungsapparat – ob angeboren oder unfallbedingt, durch Entzündungen oder Verschleiß.
Dr. Arnold ist der Experte für Gelenkerhalt und Gelenkersatz. Ich habe mich auf Unfallverletzungen, die gestörte Heilung von Knochenbrüchen – sogenannte Pseudarthrosen – und besonders auf Knocheninfektionen spezialisiert.
Wie entstehen Knocheninfektionen?
Am häufigsten durch einen offenen Bruch oder eine Operation, wenn Verunreinigungen oder Keime, die auf unserer Haut natürlich vorkommen, in die Wunde gelangen. Unsere Körperabwehr versucht dann, die Bakterien zu töten. Diese bilden jedoch eine Art Kapsel um das entzündete Gebiet, vermehren sich darin und können eine Infektion auslösen. Auch bei einer Lungen- oder Mittelohrentzündung können Bakterien über das Blut bis in den Knochen wandern, sogar schon im Kindesalter. Meine Tochter war knapp über ein Jahr alt, als bei ihr eine Knochenentzündung auftrat. Deswegen liegt mir dieses Thema auch so am Herzen.
Wie finden Sie heraus, ob eine Knocheninfektion vorliegt?
Betroffene klagen über Schmerzen, Schwellungen, Rötungen, Fieber. Alarmierend ist, wenn die Wunde zögerlich heilt und plötzlich nässt. Typisch ist auch eine Schonhaltung. Meine Tochter vermied es zum Beispiel, ihren Ellenbogen zu bewegen. Im Patientengespräch kläre ich, ob und welche Entzündungskrankheiten in letzter Zeit vorlagen, wie und wo die Beschwerden auftreten und welche Unfälle und Operationen wie behandelt wurden. Blutwerte und ein Röntgenbild helfen ebenfalls.
Wie bekommen Sie eine Knocheninfektion in den Griff?
Die radikale chirurgische Wundsäuberung ist das A und O: Alles, was infiziert ist, muss entfernt werden –Gewebe, Knochen, Implantate. Danach erst suche ich das passende Antibiotikum. Dieses wird in einer Art Kette oder als Vlies direkt in die Wunde gebracht und versorgt sie bis zu drei Monate lang. Die Keime zu bestimmen ist Detektivarbeit. Im Knochen sind sie viel seltener zu finden als in anderem Gewebe. Häufig werden Gewebeproben im Labor nicht lange genug bebrütet – zwei Wochen sind Minimum. Manchmal verabreichen Ärzte zu früh Antibiotikum, dann bleibt die Art der Keime unklar und das erschwert die Behandlung. Wenn kleinere Knochenteile ersetzt werden müssen, transplantieren wir diese aus dem hinteren Beckenkamm. Weichteile, wie fehlende Muskeln, ersetzen wir in Zusammenarbeit mit plastischen Chirurgen.
Sind Knocheninfektionen heilbar?
Knocheninfektionen sind leider immer chronisch und können auch nach Jahren wiederkommen. Betroffene müssen sehr achtsam sein und sofort einen Arzt aufsuchen, wenn sie unsicher sind, ob ihre Symptome mit einer möglichen Infektion zusammenhängen.
Das Gespräch führte Dorothee Weihe.
Kontakt
Dr. med. Dirk Hadler
Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bereich Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
0421-5599-531
weihe.d@roteskreuzkrankenhaus.de
Rotes Kreuz Krankenhaus
St.-Pauli-Deich 24
28199 Bremen
www.roteskreuzkrankenhaus.de