Inkontinenz
Beckenboden wieder unter Kontrolle
Harn- oder Stuhlinkontinenz sind für Betroffene belastend und unangenehm. Je nach Geschlecht kümmern sich unterschiedliche Fachdisziplinen um Störungen der Beckenregion. Gesundheit:Bremen fragt nach im Kontinenz- und Beckenbodenzentrum des DIAKO Ev. Diakonie-Krankenhaus: Wer behandelt was?
Um Patientinnen und Patienten mit Funktionsstörungen des Beckenbodens und der Beckenorgane ganzheitlich versorgen zu können, hat das DIAKO mit dem Kontinenz- und Beckenbodenzentrum ein interdisziplinäres Behandlungszentrum geschaffen. Frauenheilkunde – mehr als 70 Prozent der behandelten Beschwerden sind gynäkologischer Natur –, Urologie, Chirurgie, Gastroenterologie und Anästhesiologie sowie Physiotherapie und speziell ausgebildete Pflegekräfte sind für die Patienten im Einsatz.
Dr. Martin Sommerauer, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie, koordiniert die Zusammenarbeit und erläutert die Verantwortlichkeiten: Die Frauenklinik therapiere die weibliche Harninkontinenz, die Urologie die der Männer. Stuhlinkontinenz sei Sache der Chirurgen. In der Regel sei aber die fächerübergreifende Zusammenarbeit der Schlüssel zum Behandlungserfolg, so Sommerauer: »Gemeinsam können wir auch komplexe Störungen des Beckenbodens hervorragend behandeln.«
Seine Kollegin Dr. Susanne Feidicker, Chefärztin der Frauenklinik, beschreibt den Therapieansatz: »Sowohl bei der weiblichen als auch bei der männlichen Inkontinenz behandeln wir die Beschwerden zunächst mit konservativen Maßnahmen. Erst wenn diese ausgeschöpft sind und keine Erfolge zeigen, nutzen wir operative Techniken.« Sie erläutert die Therapie beispielhaft für die Behandlung der weiblichen Harninkontinenz: Am Anfang der Therapie stünden Beckenbodengymnastik, Biofeedback und/oder eine medikamentöse Therapie. Mit der Biofeedback-Methode sei es möglich, der Patientin die Aktivität des Blasenschließmuskels zu visualisieren, sodass durch gezielte Übungen eine verbesserte Kontrolle des Muskels erlernbar sei. »Die Urologen gehen entsprechend vor«, bestätigt Sommerauer.
Vielfältige operative Wege
Sind die konservativen Behandlungsoptionen ausgeschöpft oder können sie wegen Nebenwirkungen nicht weitergeführt werden, stehen diverse operative Therapien zur Verfügung. Die Teams um Feidicker, Sommerauer und den Chirurgen Professor Dr. Stephan M. Freys setzen hierzu je nach Ursache und Art der Beschwerden beispielsweise auf Schlingen, Ballonsysteme oder auch auf künstliche Schließmuskel. »Ein Schließmuskelschrittmacher ermöglicht es dem Patienten, seinen Stuhlgang wieder zu kontrollieren«, so Freys. Die Frauenklinik ist für die Rekonstruktion des weiblichen Beckenbodens zuständig. »Ist ein sogenannter Prolaps (Vorfall) Ursache der Beschwerden, werden die betroffenen Organe wie Blase, Gebärmutter oder Scheide operativ wieder zurück an ihren Platz verbracht«, erklärt Feidicker.
Kurz & knapp
Inkontinenz
Inkontinenz ist besonders ein Problem älterer Menschen. Von Harninkontinenz werden bis zu 40 Prozent aller Frauen und bis zu zehn Prozent aller Männer im Laufe ihres Lebens betroffen, bei der Stuhlinkontinenz liegen die Werte bei bis zu drei Prozent der Bevölkerung. Ursachen für eine Inkontinenz sind vielfältig. So sind Geburten, Operationen und Unfälle häufige Ursachen, aber auch ein schwaches Bindegewebe kann eine Rolle spielen. In der Folge können Blase, Gebärmutter und/oder Darm nach unten sinken oder es kann sogar zu einem Blasen-, Gebärmutter- oder Enddarmvorfall (Prolaps) kommen.
Kontakt
Dr. Martin Sommerauer
Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie
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urologie@diako-bremen.de
DIAKO Ev. Diakonie-Krankenhaus
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28239 Bremen
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