Eierstockkrebs
Großer Schnitt gegen den Krebs
Deutliche Symptome für Eierstockkrebs zeigen sich oft erst im Spätstadium. Die operative Entfernung des aggressiven Tumors ist dann eine Aufgabe für erfahrene Operateure – wie für das interdisziplinäre Team des gynäkologisch-onkologischen Zentrums im St. Joseph-Stift.
Das Risiko für Frauen, an Eierstockkrebs zu erkranken, ist mit etwa 1,5 Prozent relativ gering. In den letzten fünf Jahren behandelten der Chefarzt der Frauenklinik, Dr. Torsten Frambach, und der leitende Oberarzt, Dr. Frank Dee, im St. Joseph-Stift etwa 130 Frauen mit bösartigen Veränderungen der Eierstöcke. Typisch seien Fälle wie der einer Frau, die Oberarzt Dee vor wenigen Tagen operierte. Obwohl sie sehr abgemagert war, hatte die 50-Jährige einen massiven Bauchumfang. Ein deutliches Warnzeichen für ihren Hausarzt, der sie mit dringendem Verdacht auf Eierstockkrebs in die Schwachhauser Frauenklinik überwies. Nach Ultraschall, Bestimmung von Tumormarkern, Computertomografie und Darmspiegelung bestätigte sich der Verdacht: Ovarialkarzinom. »Wird der Krebs früh erkannt und ist die bösartige Veränderung auf die Eierstöcke begrenzt, setzen wir in der Regel drei bis vier Stunden für die Operation an. Bei dieser Patientin war aber früh klar, dass wir einen größeren Eingriff planen müssen«, erinnert sich Chefarzt Frambach. 70 Prozent seiner Patientinnen hätten Eierstockkrebs in fortgeschrittenem Stadium, bei dem der Tumor bereits über die Grenzen des kleinen Beckens hinausgewachsen ist.
Weil sich der aggressive Tumor über die Organgrenzen im Bauchraum ausbreitet, ist bei diesen aufwendigen, teilweise bis zu zwölfstündigen Operationen immer auch ein erfahrener Viszeralchirurg eingeplant. Schon bei dem Therapiegespräch im Vorfeld ist neben dem Gynäkologen Dee auch der Chefarzt der Chirurgie anwesend, Professor Dr. Wolfgang Sendt. Gemeinsam mit der Patientin entscheiden sie über einen operativen Eingriff. »Erst wenn wir den Bauch geöffnet haben, können wir genau sehen, wie weit der Tumor gestreut hat und was alles unternommen werden muss, um die Patientin vom Tumor zu befreien«, berichtet Sendt.
Bei der 50-jährigen Patientin konnten die beiden Operateure in einer neunstündigen Operation einen circa 30 Zentimeter großen Tumor erfolgreich entfernen. »Erfolgreich heißt in diesem Fall, dass wir eine R0-Resektion durchführen konnten. Wir haben beide Eierstöcke, die Gebärmutter, das große Bauchnetz, das Bauchfell an beiden Zwerchfellkuppeln, einen Teil des Dickdarms und Tumorabsiedlungen an Magen, Leber, Dünndarm und kleinem Bauchnetz entfernt«, erläutert Dee. Jede Tumorentfernung hat eine R0-Resektion zum Ziel: Nach der OP soll kein sichtbarer Resttumor mehr vorhanden sein und alle Operationsränder im gesunden Gewebe liegen. Bei 80 Prozent der Patientinnen mit Ovarialkarzinom konnten Dee und seine Kollegen eine R0-Resektion durchführen.
Es braucht viel Zeit für die Patientin, sich von einem solch schwerwiegenden Eingriff zu erholen. Nach drei Tagen auf der Intensivstation bleibt sie noch über zwei Wochen im St. Joseph-Stift. Frambach: »Auch wenn diese großen Operationen eine Belastung darstellen, sind wir überzeugt, dass unser gründliches, interdisziplinäres Operieren den erkrankten Frauen den entscheidenden Vorteil verschafft, auch in den kommenden Jahren gesund zu bleiben.« Als Nächstes steht für die 50-Jährige noch die Chemotherapie an, die immer fester Bestandteil der Therapie von Eierstockkrebs ist. Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt geben ihr nach Abschluss der Therapie die Sicherheit, eine erneute Tumorbildung frühzeitig zu entdecken.
Kontakt
Prof. Dr. Wolfgang Sendt
Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Dr. Torsten Frambach
Chefarzt der Frauenklinik
Dr. Frank Dee
Leitender Oberarzt Frauenklinik
0421-347-1300
frauenklinik@sjs-bremen.de
Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen
Schwachhauser Heerstraße 54
28209 Bremen
www.sjs-bremen.de