Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Chemotherapie

»Es hat sich viel getan«

Eine Chemotherapie zielt darauf ab, Krebszellen durch zellwachstumshemmende Medikamente (Zytostatika) abzutöten. Doch wie lässt sich mit den Nebenwirkungen umgehen? Antworten geben zwei Fachkrankenschwestern der onkologischen Tagesklinik des St. Joseph-Stift.

Silke Meiners

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Gesundheit:Bremen: Welche Nebenwirkungen hat die Chemotherapie?
Agnes Krüger: Oft sind das Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Erschöpfung und Haarausfall. Manchmal auch Fieber oder erhöhte Infektanfälligkeit. Das liegt daran, dass die Zytostatika sehr gut gegen rasch wachsende Zellen wirken. Das gilt besonders für Krebszellen, aber leider auch für normales Gewebe, wie die Schleimhäute von Magen und Darm, das blutbildende System im Knochenmark und die Haarwurzeln.
Margarethe Czlonka: Die Nebenwirkungen sind aber bei Weitem nicht mehr so schlimm wie noch vor einigen Jahren. Gerade bei den Medikamenten gegen Übelkeit und Erbrechen, den Antiemetika, hat sich viel getan. Sie können diese Nebenwirkungen heute nahezu vollständig unterdrücken.

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Die onkologischen Fachkrankenschwestern Agnes Krüger und Margarethe Czlonka haben auch für Angehörige von Chemotherapie-Patienten wertvolle Tipps.

Was können Betroffene im Vorfeld gegen die Nebenwirkungen tun?
Czlonka: Schon vor Therapieantritt erhalten unsere Patienten ein ›Carepaket‹ mit Mundspülung und Tabletten gegen Übelkeit und Durchfall. Damit es gar nicht erst zu Ängsten und Sorgen kommt, sprechen wir im Vorfeld intensiv mit den Patienten. Wir möchten, dass sie von dem Gefühl wegkommen, zur Therapie verdammt zu sein. Sie können selbst viel beitragen, dass ihre Therapie optimal wirkt. Je früher sie uns von Nebenwirkungen berichten, desto eher können wir entgegenwirken.
Krüger: Wichtig ist auch, dass Patienten ihre Selbstständigkeit bewahren. Dass sie ihren Alltag während der Therapie nicht unter ein unnötiges Schonprogramm stellen. Wir machen hier die Erfahrung, dass diejenigen Patienten die Chemo besser vertragen, die währenddessen weiter berufstätig sind. Einfach, weil die Arbeit sie ablenkt. Das entscheidet aber selbstverständlich jeder für sich selbst und nach seiner aktuellen Verfassung.

Die Patienten erhalten eine Mundspülung – wofür?
Krüger: Eine Chemo kann die Mundschleimhaut angreifen. Spezielle Spülungen helfen gegen die Schleimhautentzündung. Auch regelmäßiges Putzen mit einer sauberen weichen Zahnbürste hilft, Infektionen in Mund- und Rachen zu verhindern. Ist der Mundraum doch entzündet, gilt: Keine Mundspülungen mit Alkohol verwenden und scharf gewürztes Essen meiden.

Was können Angehörige tun?
Czlonka: Im Wunsch, ihre Liebsten während der Chemo zu unterstützen, fühlen sich Angehörige oft hilflos. Gerade beim Essen endet guter Wille schnell in Frustration. Wenn die Patienten beispielsweise keinen Appetit haben und an Geschmacksveränderungen leiden und ihre Angehörigen sie immer wieder mit dem Lieblingsgericht zum Essen anregen wollen, ist das meist kontraproduktiv. Sie verderben ihren Lieben das Gericht auch für die Zukunft, wenn diese wieder normal schmecken können.
Krüger: Patienten klagen oft, dass alles nach Sandpapier und Metall schmeckt. Wir raten dann: Nutzen Sie kein Metallbesteck, geben Sie frische Kräuter direkt aufs Essen und essen Sie nicht in der Küche, wo die Gerüche festhängen. Und: In Gesellschaft fällt das Essen gleich viel leichter.

Kontakt

Onkologische Tagesklinik am St. Joseph-Stift
0421-347-1146

Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen
Schwachhauser Heerstraße  54
28209 Bremen
www.sjs-bremen.de

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