Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Neuromodulation

Richtig auf die Nerven gehen

Im Wirbelsäulenzentrum der Roland-Klinik können bestimmte Arten von Rückenschmerz mit medizinischen Stromimpulsen behandelt werden. Neuromodulation und -stimulation bekämpfen den Schmerz an der Quelle.

Yvonne Paessler

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Rückenschmerzen kennt fast jeder. Bei vielen Patienten gehen die Beschwerden vorüber. Andere aber leiden unter dauerhaftem, chronischem Schmerz im Rücken. Nicht immer beseitigt eine Operation die Schmerzen, weiß Klaus-Eberhard Kirsch, Chefarzt im Wirbelsäulenzentrum der Roland-Klinik: »Wenn nach einem Eingriff noch immer Schmerzen im Rücken oder Bein bestehen, muss zunächst genau geprüft werden, woran das liegt. War die OP erfolgreich und können wir auch andere Gründe ausschließen, liegt die Ursache oft bei den Nerven im Rückenmarkskanal.«

Strom gegen Schmerz

Genau dort setzen die Verfahren Neuromodulation und Neurostimulation an. Sie eignen sich vor allem für Patienten, bei denen ein großer Eingriff zu risikoreich oder im Hinblick auf Schmerzlinderung nur wenig erfolgversprechend wäre. Bei beiden Methoden handelt es sich um minimalinvasive Eingriffe, die Nervenschmerz durch elektrische ›Stromstöße‹ ausschalten. Da hier nah am Rückenmark gearbeitet wird, sind viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung nötig.

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Chirurg und Schmerztherapeut arbeiten Hand in Hand gegen Rückenschmerz: Klaus-Eberhard Kirsch und Heinz Georg Parthey.

Neuromodulation schafft Abhilfe bei chronischen Nervenschmerzen. »Wir behandeln den Nerv mit Impulsen und drücken so gewissermaßen auf ›Neustart‹«, erklärt Schmerztherapeut Heinz Georg Parthey, Oberarzt der Anästhesie. Dazu führen die Mediziner eine dünne Sonde in den Rückenmarkskanal ein. Der Patient wird lokal betäubt und ist während des Eingriffs bei Bewusstsein. »Die Patienten sagen uns, wo sie die Stromstimulation spüren. Kribbelt es an der schmerzenden Stelle, liegen wir richtig«, so Parthey. Nach dem Eingriff bleibt die Sonde rund zwei Tage im Körper, um eventuell nachsteuern zu können. In der Regel merken die Patienten nach zwei bis drei Wochen eine Besserung; im Idealfall sind sie schmerzfrei.

Neurostimulation hingegen wird dann angewendet, wenn nach einer Rücken-OP neben Rücken- auch Beinschmerzen vorliegen. »Das nennen wir ›Failed Back Surgery Syndrome‹, einen verbleibenden Schmerz nach der Rücken-OP«, so Parthey. Ein Phänomen, dessen Ursache bisher nicht exakt erklärt, dessen Symptome aber sehr wohl behandelt werden können. »Bei der Neurostimulation verbleibt die Sonde dauerhaft im Körper«, so Kirsch. Diese funktioniere im Prinzip wie ein Herzschrittmacher: Die Sonde im Rückenmarkskanal gibt kontinuierlich pulsierenden Strom ab, der die Schmerzen ausschaltet. Die Patienten können die Intensität der Impulse über eine Art Fernbedienung selbst steuern.

»Es ist schwer zu akzeptieren, aber manchmal bleiben Schmerzursachen unklar. Viele Faktoren können wir durch enge Zusammenarbeit von Wirbelsäulenchirurgie und Schmerztherapie zwar ausschließen und fundierte Therapieentscheidungen für oder gegen Neuromodulation oder -stimulation treffen«, so Kirsch. Aber: »Keines der Verfahren ist eine grundsätzliche Lösung. Wir müssen Chancen und Risiken genau abwägen, denn auch ein minimalinvasiver Eingriff bleibt ein Eingriff.« Parthey ergänzt: »Körperlicher Schmerz kann auch psychische Gründe haben. Auch das prüfen wir. Steht eine Scheidung an, gibt es Unzufriedenheit im Job, sitzt einem die Angst buchstäblich im Nacken?« Derlei Lebenslagen können auch Schmerzen verursachen, sind aber kein Fall für den Orthopäden.

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Mit Stromimpulsen können schmerzende Nerven erst identifiziert und dann stimuliert werden.

Kontakt

Klaus-Eberhard Kirsch
Chefarzt des Wirbelsäulenzentrums
0421-8778-253
wirbelsaeulenzentrum@roland-klinik.de

Roland-Klinik am Werdersee
Niedersachsendamm 72/74
28201 Bremen
www.roland-klinik.de

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