Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Notfallmedizin

»Den typischen Notfall gibt es nicht«

Die Zentrale Notaufnahme (ZNA) des DIAKO Ev. Diakonie-Krankenhaus verzeichnet täglich mehr als 100 Hilfesuchende und steht an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr im Dienste der Patienten. Im Gespräch gibt Chefarzt Dr. Martin Lewandowski Einblick, wie der Alltag in einer modernen Notaufnahme aussieht.

Ingo Hartel

19-12
Die Zentrale Notaufnahme des DIAKO ist ein eigener klinischer Bereich, der von Dr. Martin Lewandowski, Chefarzt für Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie, im Foto, sowie dem Internisten und Notfallmediziner Dr. Jan Casper und dem Notfallpfleger Jürgen Tänzer geleitet wird.

Gesundheit:Bremen: Eine zentrale Notaufnahme hat zumindest bei Laien einen leicht dramatischen Beiklang. Kommen die meisten Patienten mit dem Rettungshubschrauber oder dem Rettungswagen?
Dr. Martin Lewandowski: Die weitaus meisten Patienten kommen selbstständig zu uns, oft begleitet von Verwandten. Krankenwagen fahren uns täglich zwischen 30 und 40 Mal an. Wesentlich seltener kommen Patienten mit dem Rettungshubschrauber zu uns.

Mit welcher Art von Notfällen haben Sie vornehmlich zu tun?
Den typischen Notfall gibt es nicht – wir müssen in der Notaufnahme jederzeit auf alles eingestellt sein. Es kommen schwer verletzte Menschen nach Verkehrsunfällen, Patienten mit akuten Rückenschmerzen oder mit internistischen Symptomen, die auf Lungenentzündung oder Herzinfarkt hinweisen können. Auch Arbeits- und Wegeunfälle verzeichnen wir täglich. Es kann aber auch ein verstauchter Knöchel, eine Verbrennung durch den Schnellkochtopf oder ein entzündeter Wespenstich sein. Häufig suchen uns auch Menschen mit Bauchschmerzen, Harnblasenproblemen, Halsentzündungen oder mit beginnenden Wehen auf.

Insektenstiche dürften aber doch nicht die Liste anführen?!
Nein, das ist klar. Gerade weil wir in Bremen die einzige ZNA mit einem orthopädischen Schwerpunkt sind und im DIAKO ein Wirbelsäulenzentrum betreiben, kommen zu uns besonders viele Patienten mit Schmerzerkrankungen im Bereich des Rückens – oft auch zugewiesen durch andere Notaufnahmen aus dem weiteren Bremer Umland. Und wir verzeichnen viele unfallchirurgische Fälle, vornehmlich Knochenbrüche, und immer mehr Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In unserer neuen ZNA haben wir auch deshalb die Möglichkeit geschaffen, Patienten kurzstationär aufzunehmen.

Welche Patienten betrifft dies?
Wir nutzen die kurzstationäre Aufnahme unter anderem bei Verdacht auf Hirnblutung oder Herzinfarkt. Es braucht oft eine gewisse Zeit, um solche Diagnosen auszuschließen oder zu bestätigen, die Patienten entsprechend zu behandeln oder gegebenenfalls in Spezialzentren bringen zu können.

Welche besonderen Tugenden brauchen die Mitarbeiter in einer ZNA?
Sie meinen neben Kompetenz, Freundlichkeit, Stressresistenz und der Fähigkeit, schwierige Probleme im Team zu bewältigen? Ganz wichtig ist, dass die Notfallmediziner in einer interdisziplinären ZNA ein breites Spektrum an Symptomen erkennen und zuordnen können. Zur sicheren und standardisierten Ersteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit schon beim Eintreffen des Patienten haben wir 2014 das Manchester-Triage-System eingeführt und damit sehr gute Erfahrungen gemacht.

Kontakt

Dr. Martin Lewandowski
Leiter der Zentralen Notaufnahme 

0421-6102-1140
notfallambulanz@diako-bremen.de

DIAKO Ev. Diakonie-Krankenhaus
Gröpelinger Heerstraße 406–408
28239 Bremen
www.diako-bremen.de

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