Adipositas-Chirurgie
Zweites Leben mit halbem Gewicht
Eine Erkrankung, die häufig mit Scham behaftet ist: Doch Adipositas lässt sich heute mit der Kombination verschiedener Behandlungsmethoden gut in den Griff bekommen. Dr. Elena Junghans, Expertin im DIAKO Krankenhaus Bremen, begleitet Betroffene im ersten zertifizierten Adipositas-Chirurgie-Zentrum Bremens mit viel Verständnis von der Diagnose bis zum Therapieabschluss.


Als Tonia Bothe mit ihrem Sohn seinen 18. Geburtstag feiert, sagt er plötzlich: »Mama, ich habe Angst, dass du bald stirbst, wenn du so weitermachst.« Ein Schlüsselmoment für die heute 53-Jährige, die damals 136,5 Kilogramm wog. »Da war mir klar: Du musst etwas ändern.« Heute sitzt eine andere Frau vor einem – mit nur halb so viel Gewicht, dafür doppelt so viel Lebensfreude.
Bis zum 13. Lebensjahr war Tonia Bothe schlank. Ein traumatischer Schicksalsschlag führte dann zu ständigen Gewichtskämpfen. »Ich wurde dick, nahm ab, dann wieder zu – im Wechsel. Dabei habe ich Sport gemacht, vom Tanzen bis zum Reiten.« Das Gewicht blieb ihr Lebensthema. Zwei Scheidungen, ein Sohn vom zweiten Ehemann, dann ein Partner, den sie rückblickend ›Fütterer‹ nennt. »Der fand mich nicht attraktiv, wenn ich abnahm, und kochte extra üppig.« Mit 1,67 Meter erreicht sie über 136 Kilo. Dazu Diabetes Typ 2, Bluthochdruck und Rollator. Seit 2015 zwölf Operationen an Knien und Beinen. »Durch mein Übergewicht war da zu viel Druck drauf.« Sprüche wie »Weniger essen, mehr bewegen« hörte sie oft – doch wie bei vielen Betroffenen half das nicht.
Als ihre Zuckerwerte 2023 erneut gefährlich steigen, sucht Tonia Bothe eine Diabetologin auf, die ihr zu einer möglichst zeitnahen Magen-Bypass-Operation rät. Die Patientin ruft bei Adipositas-Expertin Dr. Elena Junghans im DIAKO an und bekommt umgehend einen Untersuchungstermin, da ihr Gesundheitszustand ernst ist. »Am 12. Februar 2024 fand die OP statt. Diese beiden Tage haben mein Leben gedreht.« Schon beim Erstgespräch mit der Ärztin hat sie Vertrauen: »Ich fuhr zaghaft mit dem Rollator hinein und konnte mich ihr sofort öffnen.«

»Ich genieße es, wieder am Leben teilzunehmen.«
Tonia Bothe
Direkt nach der OP, bei der größere Teile des Magens stillgelegt werden, setzt für Tonia Bothe die Befreiung ein: »Mein Hungergefühl war weg. Seit meinem 13. Lebensjahr drehte sich alles ums Essen, jetzt nicht mehr.« Bothe verändert insgesamt ihr Leben, trennt sich von ihrem Partner, verliert 67 Kilo und seelischen Ballast. »Jetzt genieße ich mein Leben 2.0. Keine Insulinspritzen, keine Blutdrucktabletten, der Rollator verstaubt.«
Oberärztin Junghans sieht großen Aufklärungsbedarf: »Adipositas wurde lange als Lifestyle-Problem abgetan. Doch die Heilung von Diabetes durch die OP zeigt, wie wichtig diese Eingriffe sind.« Im Medizinstudium spiele das Thema kaum eine Rolle, auch Fortbildungen fehlten oft. »Die Rückmeldungen der Patientinnen und Patienten sind toll, das gibt mir unglaublich viel zurück.«
Tonia Bothe gibt ihre Erfahrungen inzwischen in einer Selbsthilfegruppe weiter. »Ich kann wieder mit meinen Hunden raus und muss nicht mehr meine 80-jährige Mutter bitten.« Ihren Kleiderschrank hat sie komplett neu bestückt. »Teuer, aber es lohnt sich.« Jetzt denkt sie über Straffungs-OPs nach. »Das ist rein kosmetisch. Für mein Lebensgefühl habe ich alles erreicht. Ich genieße es, wieder am Leben teilzunehmen.«

Links: Vor der OP
Rechts: Nach der OP
1 Nahrung
2 Vormagen
3 Bypass
4 Verbleibender Magen, ohne Funktion
Unten: Schlauchmagen
Links: Vor der OP
Rechts: Nach der OP
1 Nahrung
2 Magenteil wird entfernt
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Magen-Bypass und Schlauchmagen – was dahintersteckt
Ziel der Adipositas-Chirurgie ist es, die gesundheitlichen Risiken von Übergewicht zu senken. Bei der Stilllegung des großen Magens (Bypass) wird ein kleiner Vormagen gebildet, der mit dem Dünndarm verbunden wird. So passen nur kleine Mengen hinein und es werden weniger Kalorien aufgenommen. Der restliche Magen verbleibt im Körper; die OP ist rückgängig zu machen. Eine Alternative ist die Schlauchmagen-OP, bei der nur der Magen verkleinert wird. Durch beide Methoden produziert der Körper weniger Hungerhormone. Welche besser passt, hängt von den Patient-:innen ab.
Eine OP kommt dann infrage, wenn Ernährungsberatung, Bewegungstherapie, Diätmaßnahmen, Gruppentherapie (zum Beispiel in der Selbsthilfegruppe) und psychologische Betreuung über mindestens sechs Monate hinweg zu keiner Gewichtsabnahme führen. Das DIAKO bietet hier umfassende Betreuung aus einer Hand an.
Kontakt
Dr. Elena Junghans
Oberärztin der Adipositaschirurgie
Adipositassprechstunde BremerBauchZentrum
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Terminvergabe:
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