Wirbelsäulenzentrum
Rückenschmerz mit Risiko
Rückenschmerzen sind meist harmlos, in seltenen Fällen kann jedoch eine ernste Erkrankung dahinterstecken: die bakterielle Entzündung der Bandscheiben und angrenzender Wirbelknochen. Wann ärztlicher Rat dringend notwendig ist, erklärt Klaus-Eberhard Kirsch, Chefarzt des Wirbelsäulenzentrums in der Roland-Klinik.

Woran lässt sich erkennen, ob es sich um einfache Rückenschmerzen, etwa durch Muskelverspannungen, oder um gefährliche Beschwerden handelt? Und wer ist besonders gefährdet? »Anders als beim normalen Rückenschmerz treten bei einer bakteriellen Entzündung der Wirbelsäule, auch Spondylodiszitis1 genannt, die Schmerzen vor allem nachts oder in Ruhe auf«, erläutert Klaus-Eberhard Kirsch, Chefarzt des Wirbelsäulenzentrums der Roland-Klinik. Weitere Warnzeichen sind Fieber, Schüttelfrost oder starkes nächtliches Schwitzen. Treten solche Beschwerden nach einer anderen Infektion – etwa einer Blasenentzündung oder einer offenen Wunde – auf, sollte unbedingt eine ärztliche Untersuchung stattfinden, um Schlimmeres zu vermeiden.
Häufigste Ursache für eine Spondylitis ist, dass Bakterien über das Blut in die Wirbelsäule gelangen. Schon kleine Entzündungen, wie ein vereiterter Zahn oder eine Wundinfektion, können ausreichen, damit sich Keime verbreiten und gegebenenfalls in der Wirbelsäule ansiedeln. Menschen mit geschwächtem Immunsystem, wie beispielsweise Diabetes-, HIV-Erkrankte sowie Patient:innen nach einer Kortisontherapie, tragen hier ein erhöhtes Entzündungsrisiko.
Da die Beschwerden oft unspezifisch sind, wird die Erkrankung häufig nicht erkannt oder mit anderen verwechselt. »Die Dunkelziffer für Spondylitis, also die tatsächliche Anzahl der unerkannten oder nicht gemeldeten Fälle, soll daher relativ hoch sein. Eine gründliche Untersuchung bei ungewöhnlichen Rückenschmerzen ist daher sehr wichtig«, erläutert Kirsch. Bluttests zeigen zunächst, ob eine Entzündung vorliegt. Ein einfaches Röntgenbild reicht vor allem im frühen Entzündungsstadium nicht aus, um eine gesicherte Diagnose zu erhalten. »Ein MRT2 kann Entzündungen an Wirbeln und Bandscheiben präzise sichtbar machen. Für eine gezielte Medikamentengabe bestimmen wir zunächst den Erreger, zum Beispiel durch die Entnahme einer Gewebe- oder Flüssigkeitsprobe.«
»Wenn Schmerzen ungewöhnlich stark sind, länger anhalten oder mit anderen Beschwerden wie Fieber auftreten, sollte man unbedingt ärztlichen Rat einholen.«
Klaus-Eberhard Kirsch
Wird die Infektion früh erkannt, kann sie – meist ohne Operation – mit einer mehrwöchigen Antibiotikagabe behandelt werden. Häufig wird zusätzlich ein Korsett oder eine Orthese verordnet, um die Wirbelsäule zu stützen. Schmerzmittel und regelmäßige Kontrolluntersuchungen gehören ebenfalls zur Therapie. Wenn sich die Entzündung trotz medikamentöser Behandlung nicht zurückbildet oder bereits zu weit fortgeschritten ist, kann eine Operation notwendig werden. Dabei wird das entzündete Gewebe entfernt und die Wirbelsäule stabilisiert.
»Nicht jeder Rückenschmerz ist gleich gefährlich«, sagt Kirsch. »Aber wenn Schmerzen ungewöhnlich stark sind, länger anhalten oder mit Fieber oder anderen Beschwerden auftreten, sollte man unbedingt ärztlichen Rat einholen – besonders nach Infekten oder bei geschwächtem Immunsystem.
Kontakt
Klaus-Eberhard Kirsch
Chefarzt des Wirbelsäulenzentrums
0421 8778-292
wirbelsaeulenzentrum@roland-klinik.de
Roland-Klinik
Niedersachsendamm 72/74
28201 Bremen
www.roland-klinik.de
www.facebook.com/rolandklinik
www.instagram.com/rolandklinik