Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Eierstockkrebs

»Behandlung, die Hoffnung macht«

In Deutschland werden jährlich etwa 7.300 Fälle von Eierstockkrebs diagnostiziert. Kehrt er wiederholt zurück, stieß die Medizin bisher an Grenzen. Dr. Martin Engel, Chefarzt der Frauenklinik im DIAKO Krankenhaus Bremen, setzt eine neue Antikörper-Behandlungsmöglichkeit ein.

Interview: Regina Bukowski

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Dr. Martin Engel, Chefarzt der Frauenklinik
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Eierstock-Krebs
1 Gesunder Eierstock
2 Von Krebs befallener Eierstock

Gesundheit Bremen: Welche neue Behandlungsmöglichkeit gibt es bei Eierstockkrebs?
Dr. Martin Engel: Die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten bei Eierstockkrebs waren über Jahrzehnte begrenzt. Durch die Einführung der sogenannten PARP-Inhibitoren ab Ende 2014 konnte erstmalig eine deutliche Lebensverlängerung der Betroffenen ohne erneuten Rückfall der Erkrankung konstatiert werden. Dieser Hemmstoff in Tablettenform, der nach erfolgter Chemotherapie verabreicht wird, blockiert die körpereigene Reparatur von DNA-Schäden im Tumor und führt so gezielt zum Absterben von neuen Tumorzellen. Seit Jahresbeginn gibt es nun eine neue Antikörper-Wirkstoff-Verbindung mit dem Namen Antibody-drug conjugate (ADC), die wir im DIAKO bereits erfolgreich einsetzen. Dabei wird ein medizinisch hochwirksames Medikament direkt in die betroffene Tumorzelle transportiert, wo es zielgenau freigegeben wird.

Wann kommt diese Methode zum Einsatz?
Dieses ADC wird bei Patientinnen eingesetzt, die trotz Operation, Chemotherapie und anschließender präventiver Gabe von Medikamenten einen Rückfall der Erkrankung erleiden. In einem solchen Fall muss der Eierstockkrebs bedauerlicherweise als nicht heilbar eingestuft werden. Eine erneute OP und eine platinhaltige Kombinationschemotherapie, bei der schnell wachsende Krebszellen zum Absterben gebracht werden, können den Tumor so lange wie möglich stoppen und so die Lebenszeit verlängern. Ist ein Tumor jedoch resistent gegen diesen Wirkstoff, waren die weiteren Therapiemöglichkeiten bisher nur noch sehr begrenzt.

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Wirkung des ADC in der Tumorzelle
1 Das ADC wird mithilfe von Antikörpern in die Krebszelle transportiert.
2 Im Vesikel wird das ADC verarbeitet.
3 Das ADC wird freigesetzt und lässt die Tumorzelle absterben.

Wie hilft das ADC den Betroffenen konkret?
Dank des ADC kann man nun auch diesen Patientinnen eine Behandlung anbieten, die Hoffnung macht und noch dazu weniger Nebenwirkungen hat als eine Standard-Chemotherapie. Durch die Antikörper zielt diese kombinierte Chemotherapie genau auf die Krebszellen und wird nicht vom ganzen Körper aufgenommen. Sonst übliche Symptome wie Übelkeit treten seltener auf und Haarausfall bleibt aus. Durch die ADC-Therapie steigt die Überlebenschance deutlich: Während im fortgeschrittenen Rückfallstadium die Ansprechraten auf eine Standard-Chemotherapie nur bei etwa 16 Prozent liegen, zeigt das ADC nachgewiesene 50 Prozent. Unser Ziel ist es, das Medikament bei wiederkehrendem Eierstockkrebs möglichst früh einzusetzen. Die Patientinnen erhalten alle drei Wochen eine Infusion.

Sie haben sich zum Ziel gesetzt, das Behandlungsspektrum weiter auszubauen. In welcher Form?
Genau. In Deutschland ist Eierstockkrebs die zweithäufigste gynäkologische Todesursache nach Brustkrebs. Ich arbeite daran, im DIAKO ein gynäkologisch-onkologisches Zentrum unter Einbeziehung der Erfahrungen aus dem Brustzentrum und dem Darmkrebszentrum aufzubauen. Als Gynäkoonkologe und langjähriger Hauptoperateur eines gynäkologischen Krebszentrums bringe ich neue Expertisen mit ins DIAKO, sodass wir mit der Klinik für Chirurgie und der Klinik für Hämatologie und Onkologie eine fachlich hervorragende Grundlage für ein solches Zentrum haben.

Kontakt

Dr. Martin Engel
Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
0421 6102-1201
frauenklinik@diako-bremen.de

DIAKO Krankenhaus Bremen
Gröpelinger Heerstraße 406–408
28239 Bremen
0421 6102-0
diako-bremen.de
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