Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Darmkrebs

Fluoreszenz für mehr Sicherheit

Kolorektale Karzinome wie bei Jessica Schröder sind in Deutschland bei Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung. Die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Rotes Kreuz Krankenhaus hat sich auf die operative Entfernung von Darmkrebs spezialisiert.

Dorothee Weihe

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»Du kommst jetzt zu uns in die Praxis und lässt dich mal gründlich untersuchen, so geht das nicht weiter!« Jessica Schröders1 Freundin, die in einer Hausarztpraxis im Bremer Süden arbeitet, spricht ein Machtwort. Widerstand zwecklos – Gott sei Dank, denn die Alleinerziehende wird immer schlapper. Neulich wäre sie beim Kaffeetrinken mit der befreundeten Arzthelferin beinahe ohnmächtig geworden. Die Blutuntersuchung zeigt in der Tat erheblichen Eisenmangel. Kein Wunder, dass Jessica Schröder fix und fertig ist. Der Hausarzt schickt sie ins Rotes Kreuz Krankenhaus (RKK).

Eine Blutkonserve und Eisenpräparate sorgen für erste Linderung. Dr. Alexander Friedemann, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, ordnet eine Magen- und Dickdarmspiegelung an. Im ersten Abschnitt des Dickdarms finden die Gastroenterologen einen etwa drei Zentimeter großen Tumor. Die entnommene Probe (Biopsie) entpuppt sich wenige Tage später in der histologischen Untersuchung als Zökumkarzinom, der Tumor ist also bösartig. Die gute Nachricht: Er ist nur auf die Darmwand begrenzt und noch nicht tiefer eingedrungen. Ultraschall, Röntgen-Thorax (Lunge) und Laborwerte ergeben keine Auffälligkeiten oder Anzeichen, dass der Krebs bereits gestreut hat.

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Um die passgenaue Behandlung des Tumors zusammenzustellen, müssen dessen Eigenschaften vorher genau untersucht werden. Um welchen Zelltyp handelt es sich, wie bösartig ist er? Hat er sich schon ausgebreitet? Dr. Alexander Friedemann erklärt seiner Patientin das internationale System zur Einteilung des Darmkrebses in Tumorstadien.

Dr. Friedemann setzt den OP-Termin an für eine laparoskopisch assistierte Hemikolektomie rechts, also die Teilentfernung des betroffenen Dickdarmabschnitts. Jessica Schröder organisiert derweil im Familienkreis die Versorgung ihres Sohnes und ihres Haustiers.

Vorteile des laparoskopischen – also minimalinvasiven – Zugangs sind ein kürzerer Krankenhausaufenthalt, geringerer Blutverlust und früheres Einsetzen der normalen Darmfunktion. »Das ist keine kleine Operation, auch wenn wir sie als Schlüsselloch-OP durchführen. Wir entfernen sowohl einen größeren Teil des Dickdarms als auch das zum Tumor gehörende Lymphabflussgebiet mit den Lymphknoten«, betont der Darmspezialist. Bei der Operation werden Hülsen von wenigen Millimetern Durchmesser in die Bauchhöhle eingebracht, wo mithilfe langer, feiner Geräte der tumortragende Darmabschnitt inklusive der ihn versorgenden Gefäße und Lymphknoten entfernt wird.

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Darmkrebs
1 Dünndarm
2 Dickdarm
3 Blinddarm
4 Tumor

Kurz vor dem Vernähen der Darmenden, um die Passage des Dickdarms anschließend wiederherzustellen, spritzt Friedemann seiner Patientin einen fluoreszierenden Farbstoff in die Blutgefäße. Dieser wird innerhalb weniger Sekunden durch eine Kamera mit Laseraufsatz sichtbar. Im Laserlicht leuchten die gut durchbluteten Areale hell auf. So lässt sich das Risiko, dass eine Naht nicht dicht ist, mit den daraus folgenden Komplikationen, wie beispielsweise Bauchfellentzündungen oder Blutvergiftungen, spürbar senken. Die Farbstofflösung scheidet Jessica Schröder über die Leber wieder aus.

Weitere wichtige Voraussetzungen für die präzise OP sind eine gute Sicht und ein scharfes Bild. »Unser 55-Zoll-4K-Monitor zeigt uns eine hochdetaillierte Ansicht. Die vierfach höhere Bildauflösung im Vergleich zu Full HD ermöglicht es dem OP-Team, verschiedene Gewebe und Organe eindeutiger abzugrenzen, damit Veränderungen und die Blutgefäße besser dargestellt werden können«, erklärt der Chefarzt.

Dr. Friedemann ruft die Tumorkonferenz im RKK zusammen. Fachspezialist:innen der Kliniken für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Innere Medizin und Kolleg:innen der Hauptkooperationspartner der Hämatologie/Onkologie, Pathologie, Radiologie und Strahlentherapie treffen sich, um das Ergebnis zu besprechen. Alles ist gut gelaufen; die Untersuchung des entnommenen Gewebes unter dem Mikroskop (Histologie) zeigt ein sehr frühes Tumorstadium ohne Absiedlung in die Lymphknoten. Der Chefarzt empfiehlt Jessica Schröder eine ambulante Nachsorge-Darmspiegelung (Koloskopie) nach zwölf Monaten. Eine Chemotherapie ist nicht notwendig. Fünf Tage nach dem Eingriff darf die Patientin die Klinik wieder verlassen. Die humorvolle Bremerin hat eine pragmatische Sicht auf die Dinge: »Was soll ich mich jeden Tag mit Gedanken quälen? Raus damit und weitermachen – was kommt, das kommt. Ich lebe hier und jetzt und bin ein positiver Mensch.« Ihre Nachsorge-Untersuchungstermine jedoch nimmt sie sehr ernst, das hat sie Dr. Friedemann versprochen.


  1. Name von der Redaktion geändert. ↩︎

Kontakt

Dr. Alexander Friedemann
Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
0421 5599-241 (Sekretariat)
friedemann.a@roteskreuzkrankenhaus.de

Rotes Kreuz Krankenhaus
St.-Pauli-Deich 24
28199 Bremen
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