Fachkräftemangel in Kliniken
»Anerkennungsprozess für international ausgebildete Fachkräfte verbessert«
International ausgebildete Fachkräfte sind in Krankenhäusern gefragter denn je. Wir haben Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard zu den aktuellen Entwicklungen befragt.
Gesundheit Bremen: Weshalb und wie wichtig sind ausländische Fachkräfte für die Gesundheitsversorgung in Bremen?
Claudia Bernhard: Wir müssen den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen dringend bekämpfen. Bereits 2020/2021 fehlten bundesweit über 14.000 Fachkräfte allein in der Gesundheits- und Krankenpflege. Und die Situation wird sich durch den demografischen Wandel weiter verschärfen. Laut Gesundheitsberufemonitoring 2021 könnte im Land Bremen bis 2035 eine Lücke von 1.400 Pflegefachkräften sowie 490 Physiotherapeutinnen und -therapeuten entstehen. Mit ›Bleib dran an der Pflege‹ oder ›Ich pflege wieder, weil …‹ haben wir bereits Maßnahmen etabliert, um die Ausbildungszahlen zu erhöhen und um in andere Bereiche abgewandertes Personal zurückzugewinnen. Wir sind aber auch auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.
Was tut Bremen, um Interessierten eine schnellere Zulassung zu ermöglichen als bisher und damit gleichzeitig dem Fachkräftemangel in den Kliniken zu begegnen?
Wir haben den Anerkennungsprozess für international ausgebildete Fachkräfte verbessert und es ist ein toller Erfolg, dass das Bundesgesundheitsministerium uns den Zuschlag für das Modellprojekt INGA Pflege 3.0 gegeben hat. Bisher wurde das Konzept in drei Einrichtungen in Potsdam, Hamburg und im Vogtlandkreis erprobt. Der betriebsinterne, sechs bis zwölf Monate dauernde Anpassungslehrgang für ausländische Pflegefachkräfte verzahnt Fach- und Sprachunterricht. INGA Pflege 3.0 ermöglicht die Anerkennung in einem möglichst kurzen Zeitraum und eine nachhaltige Integration vor Ort.
Noch einmal zum Anerkennungsprozess: In den vergangenen drei Jahren hat sich die Anzahl der Verfahren im Bereich der Gesundheitsfachberufe verdreifacht. Durch Optimierungen der bestehenden Prozesse konnten wir die Bearbeitungszeit der Anträge zeitgleich deutlich reduzieren, bei vollständig eingereichten Unterlagen um mehr als sechs Monate. Um dem weiterhin zu erwartenden Anstieg der Antragseingänge zu begegnen, ist seit September der Antragsprozess komplett digital möglich. Über die Website des Gesundheitsressorts können dann sämtliche für die Anerkennung erforderlichen Dokumente hochgeladen und automatisch in die Software zur Bearbeitung überführt werden. Die komplett digitale Antragstellung wird den Arbeitsaufwand für die Verwaltung reduzieren und die Anerkennungsverfahren beschleunigen.
Wie können Kliniken und Behörden hier künftig noch besser zusammenarbeiten beziehungsweise gemeinsam wirken? Welche Perspektiven sehen Sie?
Das Gesundheitsressort ist im regelmäßigen Austausch mit Arbeitgebenden und Recruitingfirmen darüber, wie ausländische Fachkräfte nachhaltig in Bremen integriert werden können. Viele Unternehmen, darunter auch Kliniken im Land Bremen, haben eigene Programme, um Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben und sie vor Ort zu unterstützen. Um solche Angebote flächendeckend anzubieten und damit den Arbeitsmarkt Gesundheit gezielt zu fördern, planen wir ein Welcome Center für internationale Fachkräfte in den Gesundheits- und Heilberufen. Der Aufruf zur Interessensbekundung ist bereits erfolgt.