Speiseröhrenkrebs
»Ein echter Meilenstein«
Bislang erfolgt nach der Diagnose Speiseröhrenkrebs fast immer eine Operation. Eine klinische Studie will jetzt zeigen, dass Heilung auch anders möglich ist. Wir haben mit Dr. Christian Pox, Chefarzt der Medizinischen Klinik im St. Joseph-Stift, und der Studienkoordinatorin im Darmkrebszentrum des Hauses, Sandra Heitmann, gesprochen.
Gesundheit Bremen: Nur 25 Kliniken nehmen bundesweit an diesem innovativen Projekt teil. Welche Patient:innen kommen für diese Studie infrage?
Privatdozent Dr. Christian Pox: Es gibt verschiedene Arten von Speiseröhrenkrebs. Für die Studie suchen wir Patientinnen und Patienten mit einem frühen Stadium eines sogenannten Ösophagus-Adenokarzinoms, das in der unteren Speiseröhre entsteht. In diesem Stadium haben die Betroffenen meist nur wenig Symptome. Oft sind es Sodbrennen und Völlegefühl, die auch nach der Einnahme von Medikamenten weiterbestehen können. Empfohlen wird in solchen Fällen eine Magenspiegelung, in der dann unter Umständen die Diagnose gestellt wird.
Was macht die Studie für diese Patient:innen so besonders?
Pox: Üblicherweise müssten sie sich einer Operation unterziehen. Diese ist einer der umfangreichsten Eingriffe und kann große Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten haben. Die PRESTO-Studie* will untersuchen, ob eine Heilung stattdessen auch mit einer speziellen Kombination aus Strahlen-, Immun- und Chemotherapie organerhaltend möglich ist.
Wie viele Menschen betrifft diese Diagnose überhaupt?
Sandra Heitmann: Speiseröhrenkrebs ist sehr selten, allerdings nimmt die Zahl der Betroffenen von Adenokarzinomen in der westlichen Welt zu. Für die Studie werden bundesweit 32 Patientinnen und Patienten gesucht – in Bremen suchen wir ein bis drei Personen.
Ist das nicht die sprichwörtliche ›Nadel im Heuhaufen‹?
Heitmann: Wir können jedenfalls nicht darauf warten, dass zufällig ein Mensch mit genau dieser Diagnose zu uns findet. Deshalb haben wir Kontakt zu allen niedergelassenen Gastroenterologen in Bremen aufgenommen. Wir hoffen, dass die Kolleginnen und Kollegen sich bei einem entsprechenden Befund mit uns in Verbindung setzen. Die enge Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten ist uns ja generell ein großes Anliegen.
Warum beteiligt sich das St. Joseph-Stift an der Studie?
Pox: Auch wenn in unserem Haus Speiseröhrenkrebs nicht operiert wird, sind wir hier jetzt schon bei vielen Patientinnen und Patienten in der Diagnostik, der vor- und nachoperativen Chemotherapie und der Nachsorge durch unsere Onkologische Tagesklinik ganz eng in die Behandlung eingebunden. Wir wissen, wie stark eine solche Operation die Lebensqualität beeinflusst. Deshalb wäre es für mich als Arzt ein absoluter Meilenstein, wenn die Studienergebnisse uns eine gleichwertige Alternativtherapie zur Operation bestätigten.
Weiterführende Informationen:
* Studiennummer IKF Trial ID: IKF057/P
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Adenokarzinom
Als Adenokarzinom bezeichnet man einen bösartigen (malignen), von der Deckzellschicht (Epithel) ausgehenden Tumor, der aus Drüsengewebe hervorgegangen ist. Bösartige Tumoren der Speiseröhre (Ösophagus) sind mit insgesamt zehn Erkrankungen pro 100.000 Einwohner:innen jährlich eine seltenere Tumorerkrankung. Die Erkrankung tritt bei Männern drei- bis viermal häufiger auf als bei Frauen. Typischerweise tritt das Adenokarzinom im unteren Drittel der Speiseröhre auf.
Kontakt
Privatdozent Dr. Christian Pox
Chefarzt der Medizinischen Klinik
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Krankenhaus St. Joseph-Stift
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