Delirmanagement
Aufwachen in sicheren Händen
Verwirrtheit, Orientierungslosigkeit, Halluzinationen: Besonders bei älteren Patient:innen ab 65 können diese Delirsymptome nach einer OP auftreten. Um dieses Risiko zu senken, greift im St. Joseph-Stift ein multiprofessionelles Delirmanagement, das schon vor dem eigentlichen Eingriff ansetzt.
Werner Bode* passt genau ins Schema. Er ist 78 Jahre alt und kommt zu einer geplanten Operation ins St. Joseph-Stift. Bereits bei seiner Aufnahme wird er darüber aufgeklärt, dass in der Klinik ein Konzept zur Vorbeugung eines Delirs bei älteren Patient:innen angewendet wird. Da er im Bekanntenkreis erfahren hat, wie ein Delir in einer Pflegebedürftigkeit enden kann, möchte er alles tun, um dies zu vermeiden. Gerne nimmt er daher an dem von seiner Krankenkasse mit Qualitätsvertrag geförderten Programm teil.
Im St. Joseph-Stift sind Rebecca Aleff und Julia Kübler hauptverantwortlich für das Delirmanagement. Beide Pflegekräfte sind als Delirbegleiterinnen freigestellt. Eine von ihnen bleibt die ganze Zeit an der Seite der Patient:innen – von der Aufnahme über die OP bis zur Verlegung auf die Station. Bei Werner Bode ist es Rebecca Aleff, die ihn sowohl in der OP-Schleuse als auch bei der Einleitung des Eingriffs nicht allein lässt, seine Fragen beantwortet und ihn ablenkt, bis die Narkose einsetzt. Auch beim Aufwachen ist sie vor Ort, damit Werner Bode gleich ein bekanntes Gesicht sieht. Und sie hilft ihm dabei, seine Hörgeräte einzusetzen und einzuschalten.
Schon vor dem Eingriff ist klar, dass Bode im Anschluss zunächst zur Überwachung auf die Intensivstation kommt. Hier gibt es drei besonders eingerichtete Räume, die den Patient:innen dabei helfen sollen, schnell wieder Orientierung zu erlangen. Die spezielle Uhr, die in Werner Bodes Blickrichtung angebracht ist, zeigt neben der Uhrzeit auch den Wochentag an und ob es vor- oder nachmittags ist.
Doch viel eindrucksvoller sind die Deckenmodule, deren LEDs verschiedene Stimmungen erzeugen können und ihm dadurch helfen, den Tag-Nacht-Rhythmus wiederzuerlangen. Nach der Operation bekommt Werner Bode hier Besuch von Julia Kübler, die ein Screening durchführt, um zu prüfen, wie klar und orientiert er ist. Diese Tests sind wichtig, denn sie geben den behandelnden Ärzt:innen Auskunft darüber, wie gut es dem Patienten bereits geht. Bei Bedarf erfolgt auch eine pharmazeutische Visite zur Überprüfung der richtigen Medikamentenzusammenstellung.
Nach seiner Verlegung auf die Normalstation kommen die Delirbegleiterinnen bis zum fünften Tag nach der OP regelmäßig vorbei, um etwaige Veränderungen seines Befindens so früh wie möglich zu erkennen. Rebecca Aleff bringt ihm eine mobile Uhr mit Tageszeitanzeige sowie ein Gerät, das ›weißes Rauschen‹ abspielt und mit dem er die Einschlafprobleme, die er seit der Narkose hat, überwindet. Aleff erklärt: »Wir beraten die Pflegekräfte auf Station auch zu frühzeitiger Mobilisierung oder der Einbindung von Angehörigen. Mit unseren nicht medikamentösen Maßnahmen können wir zwar nicht jedes Delir verhindern, aber die Rate um 30 bis 40 Prozent senken. Das ist eine immense Steigerung der Lebensqualität für unsere Patientinnen und Patienten!«
* Name von der Redaktion geändert.
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Delir
Das Delir ist eine akute Störung der Funktion des Gehirns. Symptome sind Verwirrtheit, Unruhe oder besonders stark ausgeprägte Antriebslosigkeit und sogar Halluzinationen. Auch plötzlich auftretende Ängste können dazugehören. Die Ursachen sind bis heute noch nicht vollständig geklärt. Die Wahrscheinlichkeit, ein Delir im Krankenhaus zu erleiden, liegt nach Studien bei chirurgischen Patient:innen über 70 Jahren je nach Schwere des Eingriffs bei bis zu 50 Prozent.
Quelle: Delir im Krankenhaus (aerzteblatt.de)
Kontakt
Rebecca Aleff
Delirbeauftragte
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Krankenhaus St. Joseph-Stift
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