Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Künstliche Gelenke bei Jüngeren

»Erfahrung, die durch keinen ­Roboter zu ersetzen ist«

Dr. Ingo Arnold ist Gelenkexperte und Spezialist für operative Rheumatologie im Rotes Kreuz Krankenhaus. Im Interview spricht der Chefarzt über den Einsatz künstlicher Gelenke bei jüngeren Patient:innen.

Interview: Dorothee Weihe

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Dr. Ingo Arnold, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des zertifi­zierten Endoprothetikzentrums im RKK

Gesundheit Bremen: Das Durchschnittsalter für eine Knie-Totalendoprothese liegt in Deutschland aktuell bei knapp 69 Jahren. Ihr Patient Andreas Groen ist mehr als 25 Jahre jünger. Worin besteht hier die Herausforderung?
Dr. Ingo Arnold: Gelenkersatz muss insbesondere bei jüngeren Patientinnen und Patienten immer eine Ultima Ratio sein. Wenn aber gelenkerhaltende Verfahren und konservative Therapien nicht mehr greifen und die Schmerzen das Leben so extrem einschränken, wie es bei Herrn Groen der Fall war, dann ist die Prothese die beste Wahl. Vor einer Gelenk-OP ist die umfassende Analyse der Grunderkrankung sehr wichtig. Wer beispielsweise unter einer chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankung leidet wie Herr Groen, hat durch immunmodulierende Medikamente, die das Immunsystem dämpfen, zusätzlich ein erhöhtes Risiko für Infektionen. Da muss ich die Behandlung anpassen. Mir ist sehr wichtig, vor der Operation gemeinsam realistische Perspektiven, Erwartungshaltungen und Ziele zu besprechen und auch zu erklären, wie Betroffene selbst zum bestmöglichen Erfolg beitragen können. Zum Beispiel mit Krafttraining des Knie-Streckapparates vor dem Eingriff oder durch eine orthopädische Schuh- und Sohlenzurichtung.

Je früher eine Prothese, desto wahrscheinlicher ist eine Wechseloperation zu Lebzeiten, richtig?
Ja. Jüngere Menschen sind körperlich noch aktiver. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Gelenkersatz sich irgendwann lockert und noch einmal ausgetauscht werden muss. Grund dafür ist meist Abrieb des Materials. Im RKK verwenden wir deshalb nur hochvernetztes Polyethylen, das sich durch eine hohe Spannungsrissbeständigkeit auszeichnet und den Abrieb bis zu 80 Prozent reduziert. Außerdem prüfe ich vorher, wie es um die Stabilität der Bänder im Knie bestellt ist, denn sie helfen, den Knochen im Gelenk zu halten. Der operative Umgang hiermit erfordert viel Erfahrung, die durch keinen Roboter zu ersetzen ist.

Sollten Jüngere nach einem Gelenkersatz denn überhaupt noch Sport treiben?
Unbedingt! Patientinnen und Patienten, die Sport treiben, erzielen bessere Ergebnisse und sind zufriedener mit ihrem Kunstgelenk als diejenigen, die mit ihrer Prothese wenig unternehmen, das haben Studien gezeigt. Ich empfehle, aktiv zu sein mit Sportarten wie Radfahren, Wandern oder Schwimmen. Wer vor dem Eingriff Marathon gelaufen ist oder intensives Intervalltraining betrieben hat, kann das danach in angepasster Form durchaus fortsetzen.

Wird immer das ganze Kniegelenk ersetzt?
Wenn nur die innere Seite des Kniegelenkes von der schmerzhaften Abnutzung – Arthrose – betroffen ist, setzen wir die sogenannte Schlittenprothese ein. Das ist eine stark belastbare Teilprothese, die in einer minimalinvasiven Operationstechnik muskelschonend eingesetzt wird. Sie hat außerdem den Vorteil, dass die Patientinnen und Patienten dreimal schneller wieder auf den Beinen sind.

Kontakt

Dr. Ingo Arnold
Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
0421 5599-501
arnold.i@roteskreuzkrankenhaus.de

Rotes Kreuz Krankenhaus
St.-Pauli-Deich 24
28199 Bremen
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