Migräne und Kopfschmerzen
Kopfschmerz durch Selbstmedikation
Bei Migräne und Kopfschmerzen greifen Betroffene häufig eigenständig zu Schmerzmitteln. Ein übermäßiger Gebrauch kann jedoch das Gegenteil bewirken. Die Behandlung chronischer Schmerzen im Rotes Kreuz Krankenhaus ist komplex und setzt den ganzheitlichen Blick auf die Betroffenen voraus.
Bei ihrer ersten Migräneattacke war Iris Großmann gerade einmal 16 Jahre alt. Die Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Geruchs- und Lärmempfindlichkeit begleiten sie bis heute. Meistens kamen die Anfälle am Wochenende. »Typisch für viele Migränepatient:innen«, sagt Dr. Imke Starp, Leiterin des Schmerzzentrums im Rotes Kreuz Krankenhaus (RKK). »Tatsächlich sind Betroffene häufig pflichtbewusste und perfektionistische ›Durchhaltetypen‹ – oft auch sehr sensibel und damit empfänglich für Reize der Außenwelt.«
Während ihrer Corona-Infektion im Herbst 2022 entstehen bei Iris Großmann zusätzlich zu den plötzlich häufiger auftretenden Migräneanfällen starke Kopfschmerzen. Zeitgleich ist ihr Privatleben durch einige Schicksalsschläge gründlich aus den Fugen geraten. »Das war wohl eine folgenträchtige Kombination, denn die Kopfschmerzen gingen überhaupt nicht mehr weg«, erklärt die 50-Jährige. Migränemedikamente dürfen aber nicht dauerhaft genommen werden, weshalb sie versucht, sich mit frei verkäuflichen Schmerzmitteln aus der Apotheke selbst zu helfen. Bald jedoch entsteht ein Dauerkopfschmerz. »Tag und Nacht ging das, an einen normalen Alltag war nicht mehr zu denken«, erinnert sich die Bremerin. Selbst Sport, der häufig lindernd wirkte, triggert den Schmerz zusätzlich. Hinzu kommen circa acht Migräneattacken im Monat.
»Ich hatte meine Migräne nicht mehr im Griff, dazu die Kopfschmerzen, wollte aber ja weiter funktionieren.«
Iris Großmann
Am Ende ihrer Kräfte, sucht Iris Großmann nach drei Tagen Dauermigräne schließlich die RKK-Schmerzklinik auf. Hier führt Leiterin Dr. Imke Starp mit ihr ein ausführliches Anamnesegespräch. Die erste Maßnahme, die sie anordnet, klingt paradox: Die Patientin soll alle Schmerzmittel weglassen. »Durch die ständige Einnahme der frei verkäuflichen Tabletten hat sich bei Iris Großmann ein ›Medikamentenübergebrauchskopfschmerz‹ entwickelt«, so Starp. Nach dem Absetzen der Analgetika bespricht die Schmerzexpertin mit ihrer Patientin Maßnahmen und Wege, wie sie sich im Falle einer aufkommenden Migräne selbst helfen und in ihrem Alltag bewusst auf sich achten kann. Schlaf, Entspannung und Ernährung spielen zum Beispiel eine Rolle. Zusätzlich verordnet die Ärztin eine neue medikamentöse Migräneprophylaxe. »Frau Dr. Starp hat meine Not gesehen und mir zugehört. Ich habe mich endlich verstanden gefühlt«, berichtet Iris Großmann. Ihre Kopfschmerzen ist sie ganz losgeworden. Die vier verbliebenen Tage Migräne im Monat haben ihren Schrecken verloren. »Auch wenn man Migräne nicht vollständig heilen kann, habe ich wieder eine Perspektive«, sagt sie.
Kontakt
Dr. Imke Starp
Leiterin der Klinik für Schmerzmedizin/Schmerzzentrum
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Rotes Kreuz Krankenhaus
St.-Pauli-Deich 24
28199 Bremen
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