Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Knocheninfektionen

Der Natur auf die Sprünge helfen

Um Patient:innen mit Knocheninfektionen vor drohender Amputation zu bewahren, geht Dr. Dirk Hadler, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Rotes Kreuz Krankenhaus, ungewöhnliche Wege.

Dorothee Weihe

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Kaum zu glauben, aber wahr: Mediziner und Patient züchten neues Knochengewebe. Eine Methode, die Geduld erfordert.

Alles beginnt 2017 bei einer Radwanderung. Kurz vor der Unterkunft stürzt Manfred Moldehnke und zieht sich einen Trümmerbruch im Oberarm zu. Im Krankenhaus richten die Ärzt:innen den Bruch, treiben einen Marknagel von der Schulter bis zum Ellenbogen durch den Knochen und befestigen alles mit Cerclagen (runden Schellen) und Schrauben. Die Heilung braucht Zeit, sagen die Mediziner:innen – der sportliche Rentner übt sich in Geduld.

Obwohl er 2019 wieder Radfahren und etwas Tennis spielen kann, hat er ein ungutes Gefühl. »Irgendwas war komisch, wenn ich einen Aufschlag gemacht habe oder der Arm beim Gehen hin- und herschwang«, erinnert sich der ehemalige Industriemeister. Als er 2022 plötzlich Schmerzen im Arm hat und seine Hand nicht mehr richtig bewegen kann, wird erneut geröntgt. Das Ergebnis ist ein Schock: Sein Knochen ist nicht zusammengewachsen – im Gegenteil, er wird nur durch Nagel und Schrauben gehalten. Eine befreundete Klinikangestellte empfiehlt Moldehnke die Vorstellung bei Knochenspezialist Dr. Dirk Hadler, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Wiederherstellungschirurgie im Rotes Kreuz Krankenhaus.

»Wir haben Proben des Knochens ins Labor geschickt. Unser Verdacht auf eine Infektion durch Keime bestätigte sich. Leider waren zu diesem Zeitpunkt bereits knapp sechs Zentimeter des Knochens befallen. Diesen Bereich zu entfernen, war alternativlos«, erinnert sich Dr. Hadler, Chirurg und Fachmann auf dem Gebiet des ›Segmenttransports‹, dem biologischen Aufbau von Knochendefekten. Nur wenige Spezialist:innen im Norden wenden diese Methode an und wenn, zumeist an den Beinen. Der Segmenttransport am Oberarm ist sehr selten und auch für den Experten Dr. Hadler das erste Mal. Weltweit findet er keine Fallbeschreibung in der medizinischen Literatur. »Ich habe großes Vertrauen zu Dr. Hadler. Für mich war eine Teilamputation als Alternative keine wirkliche Option«, erklärt Manfred Moldehnke.

Nach der Entfernung des infizierten Knochenteils fixieren die Ärzt:innen die gesunden Knochenenden an einem externen Gestell (Fixateur), welches im Oberarm verankert ist. Mithilfe einer kleinen Schraube, die der Patient zu Hause selbst drehen darf, zieht er das nachwachsende, frische Knochengewebe 50 Tage lang viermal am Tag je einen Viertelmillimeter auseinander. Der Knochen wächst so, durch kleinste Impulse getriggert, natürlich nach und füllt die Lücke. Regelmäßig kontrolliert Dr. Hadler den Prozess. Nach 50 Tagen Wachstumsprozess wird es noch einmal doppelt so lange dauern, bis der Knochen ausgehärtet ist. Familie, Radgruppe und Tennisfreunde können es kaum erwarten, Manfred Moldehnke wieder sportlich aktiv zu erleben.

Kontakt

Dr. Dirk Hadler
Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bereich Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
0421 5599-531
hadler.d@roteskreuzkrankenhaus.de

Rotes Kreuz Krankenhaus
St.-Pauli-Deich 24
28199 Bremen
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