Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Anästhesiologie und Intensivmedizin

»Die Patient:innen bestmöglich überwachen«

Dank moderner Diagnostik ist es heute möglich, bei einem Notfall bereits am Einsatzort wichtige Erkenntnisse für die weitere Behandlung zu sammeln. Wie das genau funktioniert, erläutern zwei Experten der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des DIAKO.

Interview: Regina Bukowski

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Das DIAKO ist seit mehr als 40 Jahren Standort für ein Notarzteinsatzfahrzeug. Dr. Sebastian Hitzemann ist als Oberarzt in der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin von Chefarzt Professor Dr.Jörg Ahrens tätig und regelmäßig als Notarzt unterwegs.

Gesundheit Bremen: Herr Dr. Hitzemann, Sie werden regelmäßig als Notarzt zu Einsätzen gerufen. Wie hilft moderne Diagnostik am Unfallort?
Dr. Sebastian Hitzemann: Wenn wir gemeinsam mit dem Rettungswagen am Unfallort eintreffen, können wir heute dank moderner Hilfsmittel die Situation der Patient:innen meist sehr schnell sehr genau einschätzen und die beste Behandlung auswählen. Dabei helfen uns schon lange standardmäßig das EKG, die automatisierte Blutdruckmessung und die ›Pulsoxymetrie‹, also die Messung der Sauerstoffsättigung im Blut. Das Ultraschallgerät hilft uns beispielsweise bei Blutungen im Bauchraum oder Lungenerkrankungen, durch eine genaue Diagnostik die Patient:innen von Anfang an optimal behandeln und ins richtige Krankenhaus bringen zu können.

Was braucht es neben der modernen Diagnostik noch im Rettungsdienst?
Professor Dr. Jörg Ahrens: Natürlich braucht es als Notarzt vor allem Erfahrung, um die Situation schnell und korrekt einschätzen zu können. Nach der Diagnostik geht es darum, die Patient:innen mittels Ersttherapie zu stabilisieren und dann umgehend die Folgebehandlung in einer Klinik zu veranlassen. Da ist es sehr hilfreich, dass wir seit Kurzem alle Daten direkt digital erfassen und an das behandelnde Krankenhaus übermitteln können. Das spart für alle Beteiligten Zeit.

Welche weiteren elektronischen Hilfsmittel können im Notfall noch zum Einsatz kommen?
Hitzemann: Im speziellen Fall eines Transports unter Reanimation, also unter fortgesetzter Herzdruckmassage bei Herz-Kreislauf-Stillstand, kann bei Bedarf ein Thoraxkompressionsgerät eingesetzt werden. Dies dient der Effektivität der Maßnahmen und dem Schutz des Personals während der Fahrt.
Ahrens: Solch ein Hilfsmittel ist auch bei uns in der Klinik im Einsatz, für einen Transport auf die Intensivstation zum Beispiel. Das Gerät arbeitet gleichmäßig – unabhängig davon, was drum herum passiert. Das ist gerade in hektischen Notfallsituationen eine große Hilfe. Hinzu gekommen sind auch andere spezielle Hilfsmittel, wie zum Beispiel die Videolaryngoskopie1 bei der Einleitung einer Narkose.

Wie geht es dann im OP weiter?
Ahrens: Mithilfe spezieller Geräte ist es uns heute möglich, auch in besonders komplizierten Situationen die Patient:innen bestmöglich zu überwachen. So nutzen wir zum Beispiel im OP die EEG-Überwachung2 zur Messung der Narkosetiefe. Jeder Mensch reagiert anders. Wir können mithilfe der Daten die Narkosemedikamente optimal angepasst dosieren. Gerade bei älteren oder stark übergewichtigen Patient:innen hilft dies, um eine Überdosierung mit unangenehmen Folgen zu vermeiden.
Hitzemann: Ein zusätzliches Überwachungsgerät ist das Relaxometer, das die Muskelaktivität beziehungsweise Muskelfunktion misst. Bei manchen Operationen, zum Beispiel im Bauchraum, ist es zumindest zeitweise erforderlich, mittels Medikament die Muskelaktivität zu unterbinden. Mithilfe der Relaxometrie können wir sicherstellen, dass einerseits die Wirkung in der OP ausreichend ist und andererseits die Muskelkraft am Ende der OP ausreichend wiederhergestellt ist.
Ahrens: Aber die moderne Diagnostik ist nur ein Teil der Patientensicherung – viel macht auch die Überwachung der Vitalparameter und die klinische Erfahrung des Anästhesiologen aus.


  1. Das Videolaryngoskop dient der Einsicht in den Kehlkopf per Bildschirm. ↩︎

  2. Das Elektroenzephalogramm (EEG) liefert Informationen zur Hirnaktivität. ↩︎

Kontakt

Dr. Sebastian Hitzemann
Oberarzt, Facharzt für Anästhesie
0421 6102-1001
s.hitzemann@diako-bremen.de

Professor Dr. Jörg Ahrens
Chefarzt, Facharzt für Anästhesie
0421-6102-1001
anaesthesie@diako-bremen.de

DIAKO Ev. Diakonie-Krankenhaus
Gröpelinger Heerstraße 406–408
28239 Bremen
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