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Herzerkrankungen

»Wenn der Stress dauerhaft zu groß ist, wird es gefährlich«

Die Leitenden Kardiologen des Rotes Kreuz Krankenhaus, Professor Dr. Rüdiger Blindt und Professor Dr. Karl-Christian Koch, erläutern die Rolle von Stress als Risiko für Herzerkrankungen.

Interview: Dorothee Weihe

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Eine erhöhte Konzentration an Stresshormonen beschleunigt den Herzschlag und lässt den Blutdruck steigen. Professor Dr. Karl-Christian Koch und Professor Dr. Rüdiger Blindt raten daher, bewusst auf Stressfaktoren zu achten.

Gesundheit Bremen: Kann Stress das Herz krank machen?
Professor Dr. Rüdiger Blindt: Belastende Lebensmomente können nervöse Herzbeschwerden auslösen. Auch stressige Alltagssituationen in Job und Privatleben führen dazu, dass der Körper mit einem unregelmäßigen Puls, Herzrasen, Beklemmungsgefühlen, Schwindel, Schlafproblemen, Unruhe und Nervosität reagieren kann. In akuten Stressmomenten, etwa bei Erdbeben oder Fußballweltmeisterschaften, steigt nachweislich die Herzinfarktrate.
Professor Dr. Karl-Christian Koch: Wenn der Stresspegel dauerhaft zu hoch ist und es kaum Entspannungsphasen gibt, wird es gefährlich. Unser Herz schlägt schneller, die Blutgefäße verengen sich, der Blutdruck steigt. Bluthochdruck wiederum zählt zu den größten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Stressmodus werden außerdem entzündliche Prozesse im Körper aktiviert, der Körper stößt vermehrt Insulin und Hormone wie Adrenalin und Kortisol aus.

Der Bluthochdruck ist also der Hauptbösewicht?
Koch: Durch den Bluthochdruck und die stressbedingte Aktivierung bestimmter Gerinnungs- und Entzündungsmechanismen verengen sich die Blutgefäße, weil Ablagerungen in den Arterien entstehen. Der verminderte Blutfluss kann einen Herzinfarkt auslösen. Stress führt außerdem bei vielen Menschen zu einer beschleunigten Herzfrequenz. Manchmal kommt es zu vorzeitigen Herzschlägen aus den Herzvorhöfen oder den Hauptkammern, sogenannten Extrasystolen. Letztere sind nicht immer gefährlich, werden aber von Patient:innen häufig als sehr bedrohlich wahrgenommen.
Blindt: Wir wissen heute, dass Stress, besonders bei jüngeren Patient:innen, Vorhofflimmern auslösen und auch verstärken kann. Statt rhythmisch zu pumpen, bewegen sich die Herzvorhöfe dann aufgrund fehlerhafter elektrischer Impulse schnell und unkontrolliert. Man muss aber auch die Adipositas als einen der Hauptfaktoren für die koronare Herzkrankheit nennen. Zum einen erhöht Übergewicht das Risiko für Bluthochdruck und Diabetes, zum anderen muss sich das Herz viel mehr anstrengen, den großen Körper ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Bluthochdruck, Zucker, Übergewicht – das sind die Grundprobleme vieler Patient:innen. Und chronischer Stress hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Entstehung.

Psyche und Herzgesundheit hängen also zusammen?
Koch: Ein Überschuss von Stresshormonen kann in seltenen Fällen sogar die Schädigung des Herzmuskels (Stress-Kardiomyopathie) verursachen. Weil oft sehr schwere emotionale Stresssituationen die Beschwerden auslösen, sagt man auch ›Broken-Heart-Syndrom‹ dazu. Was sich dann anfühlt wie ein Herzinfarkt, können wir Kardiologen medikamentös in der Regel gut lindern – die stressverursachende Situation jedoch nicht, ebenso wie bei der Kardiophobie (Herzangstneurose).

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Stress

Stress bezeichnet die eigene körperliche und psychische Reaktion sowie die wahrgenommene Belastung durch bestimmte äußere Reize (Stressoren). Stress dient dazu, sich an verändernde Situationen und Umweltbedingungen anzupassen. Menschen brauchen Stress. Aber zu viel davon kann krank machen.

Kontakt

Prof. Dr. Rüdiger Blindt
Prof. Dr. Karl-Christian Koch
Leitende Ärzte Kardiologie

Michaela Wähmann
Sekretariat
0421 59660-610
waehmann@kardio-bremen.de
kardio-bremen.de

Rotes Kreuz Krankenhaus
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28199 Bremen
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