Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Demenzbegleitung

Das Geschenk Zeit

Ein Krankenhausaufenthalt ist für demenziell erkrankte Menschen sehr belastend. Ängste und Unruhe erschweren schlimmstenfalls den Genesungsprozess. Daher kümmern sich im St. Joseph-Stift Demenzbegleiter:innen ausschließlich um betroffene Patient:innen.

Maurice Scharmer

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Die ausgebildeten Demenzbegleiterinnen Ingard Sowitzkat und Shamim Hamed sorgen mit viel Verständnis und Herz dafür, dass sich demente Patient:innen während ihrer Behandlung im St. Joseph-Stift gut aufgehoben fühlen.

»Aber warum bin ich denn hier?« Unruhig blickt sich die ältere Dame um und wiederholt die Frage. Eine Demenzerkrankung trübt ihre Wahrnehmung. Gesundheits- und Krankenpflegerin Ingard Sowitzkat streicht ihr sanft über den Arm und antwortet ihr ruhig und einfühlsam erneut. Sowitzkat hat für sie und andere Patient:innen mit der Diagnose Demenz ein besonderes Geschenk: Zeit.

Seit einem Jahr sind sie und ihre Kollegin, die ausgebildete Pflegehelferin Shamim Hamed, als Demenzbegleiterinnen fester Teil des geriatrischen Teams im St. Joseph-Stift. Früher haben sie bereits zusammen in einer Demenz-WG gearbeitet. Jetzt unterstützen sie die Klinikpatient:innen und entlasten damit das Stationsteam. Sie haben den Vorteil, nicht in den manchmal hektischen und getakteten Pflegealltag eingebunden zu sein und sich ausschließlich um die Demenzpatient:innen kümmern zu können – und das täglich.

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Karin Sräga, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Demenzexpertin

Einige demenziell Erkrankte reagieren auf die ungewohnte Umgebung mit unruhigem Verhalten, andere mit Apathie. Es ist besonders wichtig, ihre kognitiven Fähigkeiten zu erhalten und eine Verschlechterung der Demenzsymptomatik während des Klinikaufenthalts zu verhindern. »Wir können unsere Zeit frei einteilen und die Menschen über einen längeren Zeitraum begleiten. So haben wir gute Möglichkeiten, auf sie einzugehen«, berichtet Pflegehelferin Hamed. »Manche blühen dabei richtig auf. Sie sind dankbar und fühlen sich wertgeschätzt. Wenn sie uns wiedererkennen oder uns bereits erwarten, ist das unser größtes Dankeschön.«

Für einen besseren Zugang zu den Erkrankten setzen die beiden sich auch mit deren Lebensgeschichte auseinander. »Was war ihr Beruf? Haben sie Kinder? Gibt es einen Partner oder eine Partnerin?«, erklärt Sowitzkat. »Diese Biografiearbeit ruft ihre Erinnerungen wach und hilft uns, die Menschen kennenzulernen und besser auf sie eingehen zu können.«

»Ich finde es schön, wie viel Raum dem wichtigen Thema Demenz im St. Joseph-Stift gegeben wird.«
Ingard Sowitzkat

Die Unterstützung von Menschen mit Demenz beschränkt sich im St. Joseph-Stift nicht nur auf Patient:innen der geriatrischen Stationen. Gesundheits- und Krankenpflegerin Karin Sräga hat 2018 ihre Fachweiterbildung zur Demenzexpertin abgeschlossen und kümmert sich seitdem in allen Fachabteilungen bei Bedarf um die Betroffenen. Ihr Wissen geben die drei Demenzfachfrauen regelmäßig an ihre Kolleg:innen weiter. Das Fortbildungsangebot der Klinik bietet gleich mehrere Schulungen zum besonderen Umgang mit Demenzpatient:innen, denn die Nachfrage ist groß. »Die Zahl der Menschen mit einer Demenz nimmt immer weiter zu«, berichtet Sowitzkat. »Wir machen uns auch Gedanken über das eigene Älterwerden und wie man später selbst versorgt werden möchte. Ich finde es schön, wie viel Raum dem wichtigen Thema Demenz im St. Joseph-Stift gegeben wird.« Zur Unterstützung der demenziell Erkrankten und auch der Stationsteams wird das Angebot gerade ausgebaut, und noch weitere Demenzbegleiter:innen schenken den Patient:innen in der Schwachhauser Klinik künftig ihre Zeit.

Gesundheit Bremen 34

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