Hygienemanagement
Krankenhaushygiene – Sicherheit im Fokus
Um das Risiko für Infektionen durch multiresistente Krankheitserreger im Krankenhaus zu minimieren, braucht es ein effektives Hygienemanagement, die hohe Sensibilität aller Beteiligten und nicht zuletzt klare Regeln.
Diese Regeln zu schaffen, ist Aufgabe der Krankenhaushygiene-Teams in den vier Freien Kliniken. Sie kümmern sich darum, die Häufigkeit von Infektionen im Krankenhaus durch geeignete Vorsorgemaßnahmen möglichst gering zu halten, und schulen kontinuierlich das Klinikpersonal.
Krankheitserreger werden oft durch direkten oder indirekten Körperkontakt, aber auch beim Einsatz medizinischer Geräte oder Pflegeutensilien übertragen und können so in Wunden oder Schleimhäute gelangen. Ein besonderes Augenmerk liegt in diesem Zusammenhang auf multiresistenten Erregern wie zum Beispiel MRSA, die nur sehr schwer mit Antibiotika behandelt werden können.
Um Infektionen dieser und anderer Art zu vermeiden, haben die Hygieneteams der freigemeinnützigen Kliniken ihre Aktivitäten in den letzten Jahren ständig angepasst. Das Hygienefachpersonal wurde zahlenmäßig verstärkt und die Qualifikation aller Beschäftigten zum Thema Hygiene verbessert. Den gesetzlichen Rahmen liefern das novellierte Infektionsschutzgesetz, die daraus abgeleitete Bremer Verordnung über Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen sowie die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO, am Robert Koch-Institut). Alle zwei Jahre überprüft das Gesundheitsamt die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben. Die Krankenhäuser sind zudem Teil des MRE-Netzwerks Bremen, das gemeinsame Standards zur Vermeidung von Infektionen mit multiresistenten Erregern entwickelt und optimiert.
Das Tätigkeitsfeld in der Krankenhaushygiene ist enorm vielschichtig. Die Abteilungsleitungen der vier Kliniken geben einen Einblick in ihren Arbeitsalltag anhand unterschiedlicher Problemfelder.
Dr. Michael Bojarra, Rotes Kreuz Krankenhaus:
Vermeidung von Infektionen der Operationswunde
»Bereits vor Operationen betreiben wir viel Aufwand, um die Patient:innen vor Infektionen der Operationswunde zu schützen. Die Erreger, die am häufigsten für Wundinfektionen verantwortlich sind, sitzen auf der Haut der Patient:innen, oft sind es Staphylokokken*. Bei zwei Prozent der Bevölkerung sind es antibiotikaresistente Staphylokokken (MRSA). Schon Wochen vor der OP suchen wir mit Abstrichen auf Haut und Schleimhaut der Patient:innen nach problematischen Erregern. Finden wir diese, beginnt eine fünftägige Behandlung mit desinfizierenden Waschungen, Gurgeln beziehungsweise Nasensalbe. Kontrollabstriche geben Sicherheit, die Erreger auch beseitigt zu haben. Unabhängig davon reinigen sich die Patient:innen mit einem desinfizierenden Duschgel am Abend und am Morgen vor dem Eingriff die Haut. Haare im Operationsgebiet werden gekürzt, um dieses optimal vorzubereiten. Gleichzeitig haben wir ein intensives Augenmerk auf eine möglichst rationale Antibiotikatherapie (›Antibiotic Stewardship‹). Je nach Dauer und Art des Eingriffs erfolgt eine einmalige Antibiotikagabe, um eine zusätzliche Risikoreduktion zu erreichen.«
* Staphylokokken sind kugelförmige Bakterien, die bei einem Drittel bis einem Viertel aller Menschen zu finden sind. Meistens bereiten sie keine Probleme. Sollte das Immunsystem des Betroffenen aber geschwächt sein, kann aus den harmlosen Bakterien ein Krankheitserreger werden.
Rolf Schlesinger, St. Joseph-Stift:
Coronapandemie
»In der Außenwelt hatte man Corona im Sommer weitgehend ausgeblendet. Hier im Krankenhaus sind wir aber täglich damit konfrontiert, dass Patient:innen wegen oder mit Corona ins Krankenhaus kommen. Patient:innen, die für eine OP oder Intervention ins St. Joseph-Stift kommen, werden vorab getestet. Es gelten die bekannten Hygiene- und Abstandsregeln, überall im Haus herrscht zudem FFP2-Masken-Pflicht. Auch die Maßnahmen zur Händedesinfektion sind wichtig, um einer Ausbreitung des Virus entgegenzuwirken. Leider gab und gibt es zum Thema Corona eine sehr auseinanderklaffende Wahrnehmung. Besuchssperren, die wir zeitweilig einrichten mussten, wurden von vielen als zu einschränkend empfunden. Dabei stehen wir im Krankenhaus unter besonderen Zwängen, da wir auch für Menschen mit einem hohen Risiko sorgen. Diesbezüglich würde ich mir mehr Verständnis wünschen.«
Dr. Johannes Albers, Roland-Klinik:
Händehygiene
»Hygiene benötigt eine klare Struktur. Als Krankenhaushygieniker arbeite ich in unserer Abteilung eng mit unserer Hygienefachkraft, Torsten Germeier, zusammen. Zudem haben wir in jeder Ebene Hygienebeauftragte – sowohl ärztlich als auch pflegerisch. Neben regelmäßigen Fortbildungen treffen wir uns einmal im Monat, um uns über aktuelle hygienische Fragen im ganzen Haus auszutauschen. Wesentlich in puncto Krankenhaushygiene ist die Händedesinfektion. Aus diesem Grund beteiligen wir uns, wie andere Bremer Kliniken auch, an der ›Aktion Saubere Hände‹. Dafür dokumentieren wir die Verbräuche von Händedesinfektionsmitteln auf den Stationen und vergleichen sie mit anderen Kliniken beziehungsweise den deutschen Durchschnittswerten. Die Teilnahme an der Aktion wird der Roland-Klinik jedes Jahr mit einem Zertifikat bestätigt.«
Anette Pogge, DIAKO:
Monitoring von Krankheitserregern
»Wenn wir morgens den Computer hochfahren, sehen wir im System: Welche Meldungen von multiresistenten Krankheitserregern sind durch das Labor neu eingegangen? Welche Stationen sind betroffen? Und das Wichtigste: Besteht akuter Handlungsbedarf? Für jede Besiedlung/Erkrankung, die im DIAKO schon einmal relevant war, haben wir einen Hygienestandard entwickelt, der jederzeit im Dokumentenlenkungssystem Curator abrufbar ist. Da Prävention in der Krankenhaushygiene das A und O ist, haben wir auch schon für den Fall von Affenpocken vorgesorgt. Egal um welchen Erreger es geht, wir sind vorbereitet. Unser Hygieneprogramm HyBASE verarbeitet Laborbefunde und ordnet sie in der elektronischen Patientenakte den Patient:innen zu. Durch die drei Hygienefachkräfte, die beiden Fachärzte für Hygiene und Umweltmedizin sowie die für jede Klinik bestellten hygienebeauftragten Ärzt:innen werden alle in HyBASE verfügbaren Daten, etwa für die Erstellung von Statistiken, genutzt.«
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Mehr zum Thema Hygiene im Krankenhaus und dazu, was Patient:innen und Angehörige zur Hygieneprävention beitragen können, finden Sie auf den Websites der einzelnen Freien Kliniken.
Kontakt
Leiter:innen der Krankenhaushygiene
DIAKO:
Anette Pogge
0421 6102-3010
a.pogge@diako-bremen.de
St. Joseph-Stift:
Rolf Schlesinger
0421 347-1713
hygiene@sjs-bremen.de
Roland-Klinik:
Dr.med. Johannes Albers
0421-8778-201
jalbers@roland-klinik.de
Rotes Kreuz Krankenhaus:
Michael Bojarra
Krankenhaushygieniker, Oberarzt der Medizinischen Klinik
0421 5599-519
bojarra.m@roteskreuzkrankenhaus.de