Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Anästhesiefachkräfte

Teamwork für schwierige Fälle

Vorerkrankungen wie Rheuma oder Durchblutungsstörungen erschweren notwendige Operationen. Im RKK führen Anästhesie-Fachkräfte in enger Zusammenarbeit mit den operierenden Ärzt:innen auch komplizierte Eingriffe durch.

Dorothee Weihe

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Anästhesist:innen wie Dr. Carsten Brummerloh wissen, welcher Nerv durch welches Verfahren an welcher Stelle mit welchen Mitteln blockiert werden muss, um ein bestimmtes Körperteil operieren zu können.

»Wir Anästhesist:innen stehen mit einem Bein überall drin. Ob Notfälle in der Notaufnahme und im Krankenhaus, im Operationssaal, auf der Intensivstation oder in der Schmerztherapie: Überall ist die Kompetenz der Anästhesieteams aus Medizin und Pflege gefragt«, sagt Dr. Carsten Brummerloh, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin. Die ›Generalist:innen‹ stellen die lebenswichtigen Körperfunktionen der Patient:innen sicher: Atemfunktion und Kreislauf, Nierenfunktion und Blutgerinnung. Und sie sind darüber hinaus auch Expert:innen für Narkosen und akute Schmerzen.

Die RKK-Anästhesie arbeitet sehr eng mit den anderen medizinischen Fachbereichen Gefäßchirurgie, Rheumatologie, Kardiologie, Gastroenterologie, Innere Medizin mit Nephrologie/Dialyse, Schmerzmedizin, Chirurgie und Orthopädie zusammen. Diese Konstellation findet sich in Bremen nur im RKK so vereint. Der Vorteil für die Patient:innen: »Wir können auch besonders schwere Fälle und Menschen mit multiplen Vorerkrankungen behandeln, die ein erhöhtes Operationsrisiko haben«, sagt Narkoseexperte Brummerloh. Die Komplexität der jeweils absolut individuellen Behandlung veranschaulichen zwei Beispiele.

Bauchoperation mit rheumatoider Arthritis

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Schnell erholt dank individuell abgestimmter OP-Narkose und anschließender Schmerztherapie: Bereits eine Woche nach dem Einsetzen einer Bauchschlagader-Prothese, einer anspruchsvollen Operation, ist Andreas Kniest wieder gut zu Fuß.

Rheumapatient Norbert Böhm war schon häufiger im Rotes Kreuz Krankenhaus. Seine rheumatoide Arthritis verursacht nicht nur Entzündungen und Gelenkprobleme, sondern auch Durchblutungsstörungen. Durch die Minderdurchblutung sind an Finger- und Zehenspitzen Nekrosen entstanden – das Gewebe ist abgestorben. Eine Fingerkuppe und auch Zehenkuppen mussten bereits amputiert werden.

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Dr. Carsten Brummerloh, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin

»Wir können auch besonders schwere Fälle und Menschen mit multiplen Vorerkrankungen behandeln, die ein erhöhtes Operationsrisiko haben.«
Dr. Carsten Brummerloh

Im Frühjahr 2022 kommt der 54-Jährige mit Fieber, extremen Schmerzen und dem Verdacht auf einen Darmdurchbruch ins RKK. Die Ärzt:innen spüren jedoch eine fortgeschrittene Bauchspeicheldrüsenentzündung auf – ebenfalls eine Folge der Rheumaerkrankung. Norbert Böhms Bauchraum muss immer wieder geöffnet und gespült werden. Die gesamte Behandlung erfolgt in enger Abstimmung zwischen den Fachbereichen Anästhesie, Rheumatologie und Chirurgie, denn der Rheumapatient nimmt Medikamente, die seine Immunabwehr schwächen. »Dies wirkt sich auf die Infektion, Kreislaufstabilität, den Heilungsverlauf – eigentlich auf die gesamte Behandlung – aus«, betont Professor Dr. Jens Gert Kuipers, Chefarzt im Rheumazentrum. Das Anästhesieteam intubiert Norbert Böhm im OP, danach bleibt er im künstlichen Koma auf der Intensivstation. Er wird dort über einen Luftröhrenschnitt beatmet, weil ein lange im Hals liegender Schlauch in seinem Fall das Infektionsrisiko zusätzlich erhöhen würde. Sein Blut wird während dieser Zeit permanent gereinigt (Plasmapherese), um die Gefahr zu mindern, dass Herr Böhm mit seiner Autoimmunkrankheit Antikörper gegen eigene Organe oder Gewebe bildet. Anästhesie- und Intensiv- sowie Rheuma-Expert:in schauen täglich, ob die rheumatische Erkrankung aktiver wird. Sie beraten gemeinsam, inwieweit die überschießende Immunreaktion medikamentös eingedämmt werden sollte oder ob eine Infektion vorliegt. In diesem Fall wäre dieses Vorgehen lebensgefährlich. Nach vier Wochen Behandlung ist die Bauchspeicheldrüsenentzündung abgeklungen, die Wunden sind verheilt. Norbert Böhm geht es heute gut. Zur Kontrolle seiner rheumatoiden Arthritis kommt er weiterhin regelmäßig ins Bremer Rheumazentrum des RKK.
 
 

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Professor Dr. Jens Gert Kuipers, Chefarzt im Rheumazentrum

Gefäßprothese bei erweiterter Bauchschlagader

Bei einer Routine-Ultraschalluntersuchung findet die Hausärztin von Andreas Kniest eine Aussackung seiner Hauptschlagader (Aorta) im Bauch, die mit knapp acht Zentimetern dringend behandlungsbedürftig ist. Es besteht die Gefahr, dass die Schlagader reißt. Die Ärztin überweist den 63-Jährigen aus Osterholz-Scharmbeck ins Bremer Gefäß- und Aortenzentrum, im RKK sei man spezialisiert auf Patient:innen mit Erkrankungen der Brust- oder Bauchschlagader. Gemeinsam bereiten Dr. Brummerloh und sein Team zusammen mit dem Gefäßchirurgen Dr. Frank Marquardt den Einsatz einer Gefäßprothese vor. »Die Narkose ist bei Gefäßpatient:innen sehr anspruchsvoll, denn der Blutdruck reagiert bei diesen Menschen anders. Viele haben überall im Körper Gefäßveränderungen und Durchblutungsstörungen. Herz, Lunge, Beine, Darm – alles kann in Mitleidenschaft gezogen sein«, erklärt Gefäß-Chefarzt Dr. Marquardt.

»Die Narkose ist bei Gefäßpatient:innen sehr anspruchsvoll, denn der Blutdruck reagiert bei diesen Menschen anders.«
Dr. Carsten Brummerloh

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Dr. Frank Marquardt, Chefarzt des Gefäß- und ­Aortenzentrums

Über verschiedene Zugänge, wie zum Beispiel Katheter an der Halsvene, werden Narkosemittel, Medikamente, Elektrolytlösungen et cetera verabreicht. Eine kontinuierliche ›Schlag-für-Schlag-Blutdruckmessung‹ hilft, bei kritischen Veränderungen sofort reagieren zu können. In einem Cell-Saver-Gerät wird das Blut gewaschen und wieder zugeführt, dadurch sind keine Blutkonserven nötig. Diese würden das Immunsystem zusätzlich belasten. Bei der OP muss die Bauchschlagader kurzzeitig abgeklemmt werden, das kann zu einer Überbelastung des Herzens führen. Auch wenn die Klemme wieder geöffnet wird und das Blut zurück in die Beine fließt, hat das Anästhesie-Fachpersonal den Blutdruck penibel unter Kontrolle, denn er darf nicht zu stark abfallen. Ein Blasenkatheter sorgt für die Kontrolle der Nierenfunktion.

Schon vor der OP hat das Anästhesie-Schmerzteam einen Periduralkatheter nahe dem Rückenmark angelegt, über den zunächst die Ärzt:innen und Pflegekräfte und später Andreas Kniest auch selbst die Schmerzmedikation verabreichen – nicht nur, um schmerzfrei zu sein. Dies ist auch notwendig, weil Schmerzen die Atmung einschränken. Eine ausreichende Atemfunktion ist jedoch wichtig, um einer Lungenentzündung vorzubeugen und die Genesung zu beschleunigen. Eine Woche später ist alles verheilt und der Patient darf nach Hause.

Kontakt

Dr. Carsten Brummerloh
Chefarzt Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin / Ärztliche Geschäftsführung
0421 59 660-241
Brummerloh.c@roteskreuzkrankenhaus.de

Professor Dr. Jens Gert Kuipers
Chefarzt der Klinik für Internistische Rheumatologie
Leiter des Bremer Rheumazentrums
0421 5599-511
kuipers.j@roteskreuzkrankenhaus.de

Gefäßzentrum/Aortenzentrum
Chefarzt Dr. Frank Marquardt
0421 5599-880
marquardt.m@roteskreuzkrankenhaus.de

Rotes Kreuz Krankenhaus
St.-Pauli-Deich 24
28199 Bremen
roteskreuzkrankenhaus.de
facebook.com/roteskreuzkrankenhaus
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