Neuroendokrine Tumore
Mit vereinten Kräften
Bei Karen Milski wurde ein neuroendokriner Tumor entdeckt. Seltene Krebserkrankungen wie diese erfordern eine individuelle Diagnostik, Therapie und Nachbetreuung. Dafür arbeiten alle Fachrichtungen eng zusammen.
Seit Jahren hat Karin Milski immer wieder Schmerzen im Bauch. Im Juli 2016 sind sie so stark, dass die damals 58-Jährige die Notaufnahme des St. Joseph-Stift aufsucht. »Dem dortigen Arzt bin ich noch heute dankbar«, sagt sie. Denn er behält sie für weitere Untersuchungen im Krankenhaus. Mittels Ultraschall und Computertomografie findet man die Ursache: ein neuroendokriner Tumor (NET) an der Bauchspeicheldrüse. Umgehend wird eine OP angesetzt.
»Neuroendokrine Tumore können Hormone ausschütten und entwickeln sich aus neuroendokrinen Zellen, die vor allem im Magen-Darm-Trakt, in der Bauchspeicheldrüse und der Lunge zu finden sind«, erklärt Professor Dr. Wolfgang Sendt, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. »Die Wucherungen wachsen mitunter sehr langsam und werden daher meist spät entdeckt.« In einer mehrstündigen Operation entnimmt Sendt einen Teil der Bauchspeicheldrüse, die Milz sowie mehrere Lymphknoten – und kann so den gesamten Tumor entfernen.
»Nach der Operation sind regelmäßige Kontrollen wichtig«, sagt Dr. Jörg-Dietrich Neumann. Er ist Leiter der Onkologischen Tagesklinik im St. Joseph-Stift und hat sich auf die Behandlung neuroendokriner Tumore spezialisiert. »Bei jedem Tumor besteht ein gewisses Risiko eines Rezidivs, also eines Rückfalls.«
Frau Milski kommt regelmäßig zur Nachsorge in die Onkologische Tagesklinik. Drei Jahre bleibt sie tumorfrei, dann werden inoperable Metastasen in der Leber entdeckt. Sie erhält acht Zyklen einer Chemotherapie, um die Ausbreitung einzudämmen. Zunächst bleiben die Metastasen stabil, dann breiten sie sich doch wieder aus.
In einer Tumorkonferenz beratschlagen Expert:innen aus Innerer Medizin, Chirurgie, Strahlentherapie und Nuklearmedizin die bestmögliche Behandlungsstrategie und empfehlen die Peptid-Radio-Rezeptor-Therapie. Dr. Norbert Czech, FEBNM* vom Zentrum für Nuklearmedizin und PET/CT, das im achten Stock der Klinik zu finden ist, arbeitet eng mit dem Krankenhaus zusammen. Seine Praxis behandelt als einzige in Nordwestdeutschland metastasierte NET mit diesem besonderen Verfahren. »Dabei machen wir uns bestimmte Eigenschaften der Krebszellen zunutze«, erläutert Czech. »Wir injizieren Spürsubstanzen, die an die Krebszellen andocken. Kombiniert man sie mit einer radioaktiven Substanz, können wir diese direkt in die Tumore und Metastasen einschleusen und deren genaue Position und Größe im PET/CT sichtbar machen. Nutzen wir eine andersartig strahlende Substanz, können wir die Krebszellen sogar zielgenau von innen heraus bestrahlen.« Das ist besonders schonend, da die Bestrahlung nicht durch umliegendes Gewebe hindurch erfolgt. Die Therapie findet stationär im St. Joseph-Stift statt. Bei Karin Milski schlägt sie gut an. Nach vier Zyklen breiten sich die Metastasen nicht mehr aus, sind sogar kleiner geworden.
An Tagen, an denen sie viel über die Erkrankung grübelte, bekam Karin Milski Unterstützung von den Psychoonkologinnen. Insgesamt denkt sie gerne an ihre Zeit im St. Joseph-Stift zurück. »Egal ob Ärzte oder Pflegefachkräfte, alle haben sich Zeit genommen und sich fürsorglich um mich gekümmert.« Eine Situation ist ihr besonders in Erinnerung geblieben: »An meinem Geburtstag kam morgens das Stationsteam ins Zimmer und hat mir ein Ständchen gesungen.«
Heute, ein Jahr nach dem letzten Therapie-Zyklus, blickt Karin Milski positiv in die Zukunft. Der Krebs ist seitdem nicht gewachsen.
* Fellow of the European Board of Nuclear Medicine
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