Verengung des Wirbelkanals
»Deutlich schonender und schneller»
Das DIAKO führt einen neuen, minimalinvasiven Eingriff an der vorderen Wirbelsäule durch. Dr. Martin Lewandowski, Chefarzt der Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie, hat diese Operationsmethode gemeinsam mit Oberarzt Dr. Götz Kemper etabliert und erläutert die Vorteile.
Gesundheit:Bremen: Herr Dr. Lewandowski, bei welchen Eingriffen nutzen Sie die neue OP-Methode?
Dr. Martin Lewandowski: Diese Technik wenden wir vornehmlich an bei der Therapie einer Spinalkanalstenose, also einer Verengung des Wirbelkanals mit Quetschung der Nervenwurzeln oder des Rückenmarks. Oft kommt es bei einer Spinalkanalstenose dazu, dass das Gehen für die Patienten zur Qual wird und sie nur noch kurze Strecken bewältigen können. Zur Behandlung der Stenose müssen wir die zum Bauch hin liegenden Bandscheiben erreichen. Dies war bisher entweder durch einen großen Bauchschnitt von vorn oder einen Zugang über den Rücken möglich. Beide Verfahren sind sehr aufwendig und beim rückwärtigen Zugang kommt man nicht gut an das Bandscheibenfach. Wir müssen dann viel Muskulatur ablösen und extrem vorsichtig an den Nerven vorbeioperieren.
Und nun geht es schonender?
Ja, bei der neuen XLIF-Methode handelt es sich um einen ›Schlüsselloch-Zugang‹ zur vorderen Wirbelsäule und den Bandscheiben von der Seite. XLIF ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung ›Extreme Lateral Intervertebral Fusion‹. Ein solcher Eingriff geht normalerweise wegen der dort liegenden Nerven nicht. Spezielle Operationswerkzeuge ermöglichen uns nun den seitlichen Zugang. Dieses Verfahren ist nicht nur deutlich schonender für die Patienten, sondern auch schneller. Der Eingriff dauert knapp eine Stunde. Bisher waren mehrstündige Operationen Standard.
Wie funktioniert die XLIF-Methode konkret?
Bei dem seitlichen Zugang bedarf es nur eines etwa fünf Zentimeter großen Hautschnitts. Wir operieren unter Messung der Nervenaktivität, um die Nerven vor Druckschäden zu bewahren. Durch den Hautschnitt führen wir Röhrenspreizer ein und schieben die Muskeln ohne weiteren Schnitt auseinander, wie wenn wir eine Gardine öffnen. Dabei wird permanent gemessen, ob wir uns zu dicht an den Nerven befinden. Ist dies der Fall, verändern wir den Zugang. Ein Ampelsystem hilft dabei. Wenn wir überall Grün haben, führen wir größere Spreizer ein und dann sind wir schon auf der Bandscheibe.
Was passiert dann?
Jetzt läuft die Stoppuhr. Wir haben 30 Minuten, um die Bandscheibe zu entfernen, die den Druck auf die Nerven ausübt, und einen Platzhalter einzusetzen, einen sogenannten Cage. So stellen wir die natürliche Balance der Wirbelsäule wieder her, was den Druck vom Rückenmark nimmt. Kann der Patient am Tag nach diesem Eingriff ohne Schmerzen gehen, ist keine weitere Dekompression an der Wirbelsäule nötig und wir können zwei Tage später das Wirbelsäulensegment minimalinvasiv zusätzlich fixieren. Diese OP-Methode ist deutlich schonender als frühere.
Kontakt
Dr. Martin Lewandowski
Chefarzt für Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie
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DIAKO Ev. Diakonie-Krankenhaus
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