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Blasenkrebs

Wie aus dem Dünndarm eine neue Blase wird

Bei einem Blasentumor ist häufig eine Entfernung der Harnblase notwendig. Unter gewissen Voraussetzungen können die Ärzte des DIAKO in solchen Fällen eine Ersatzblase anlegen.

Ingo Hartel

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Nur zwei Monate nach der Operation steht Klaus Barth wieder auf dem Tennisplatz. Der 75­-Jährige erhielt nach seiner Tumorerkrankung eine Ersatzblase.
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Dr. Martin Sommerauer, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie

Klaus Barth stand vor einer schwerwiegenden Entscheidung: Seine Harnblase musste wegen eines Blasentumors entfernt werden. Und es stellte sich die Frage, wie nach dieser sogenannten Zystektomie der Urin künftig abgeleitet werden sollte: mit einem künstlichen Ausgang, auch Ileum-Conduit genannt, oder mittels einer sogenannten Neoblase, einem künstlich geschaffenen Ersatz für die Harnblase aus Dünndarm. In mehreren Aufklärungsgesprächen mit Dr. Martin Sommerauer, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie, und nach einer gleichlautenden Zweitmeinung aus dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg entschied sich Klaus Barth für die Neoblase, um nach Möglichkeit einen künstlichen Ausgang zu vermeiden.

Laut Dr. Sommerauer wird nach einer Zystektomie nur selten eine Ersatzblase eingesetzt. Bis zu 80 Prozent der Patienten entscheiden sich für einen künstlichen Ausgang zur Harnableitung, auch Ileum-Conduit genannt. Der Grund: »Um die Vorteile einer Neoblase auch nutzen zu können, müssen die Voraussetzungen stimmen«, sagt der Experte. »Körperliche und mentale Fitness des Patienten sind notwendig, außerdem sollte der Tumor auf ein Organ begrenzt sein und ausreichend Abstand zum Absetzungsrand der Harnröhre haben. Auch die Lymphknoten dürfen nicht von Krebszellen befallen sein.« Zudem sollten im Vorfeld keine Operationen am Darm, insbesondere am Dünndarm, stattgefunden haben. »Bei Herrn Barth waren die Voraussetzungen alle erfüllt.«

In dem mehrstündigen Eingriff entfernte der Operateur zunächst die vom Tumor befallene Harnblase, die Prostata und die Lymphknoten. »In einem zweiten Schritt der Operation werden dann etwa 45 Zentimeter Dünndarm aus der Darmkontinuität herausgelöst und mittels einer speziellen Nahttechnik zu einem Hohlorgan geformt. Hier werden die Harnleiter implantiert und die neue Blase wird an die Harnröhre angeschlossen.« Der Urin gelangt über den Harnleiter in die Ersatzblase und kann hier gespeichert werden.

Der Urologe erklärt, dass die Neoblase von den Möglichkeiten der künstlich geschaffenen Harnableitung der Funktionsweise einer natürlichen Harnblase am nächsten kommt. »Der Harn, der in der Ersatzblase gesammelt wird, kann auf normalem Wege ausgeschieden werden. Das trägt bei den Menschen, deren Harnblase entfernt werden musste, deutlich zum Erhalt der Lebensqualität bei.« Jedoch müssen die Patienten einiges beachten, denn die Neoblase verfügt im Gegensatz zur natürlichen Harnblase nicht über Muskeln, die sich beim Entleeren unbewusst zusammenziehen. So muss unter anderem der Urin durch Pressen auf den Bauch aus der Neoblase entleert werden.

Diese Bedingungen nimmt Klaus Barth gerne in Kauf. Der inzwischen 75-jährige Oberneuländer ist froh, dass er sich trotz anfänglicher Skepsis zu dem Eingriff entschieden hat: »Von dem Moment an lief alles perfekt. Ich hatte zu keiner Zeit Schmerzen und war begeistert, dass ich nach so einer großen OP so schnell wieder auf den Beinen war. Bereits zwei Monate später stand ich wieder auf dem Tennisplatz und kann heute ein normales Leben führen«.

Kontakt

Dr. Martin Sommerauer
Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie
0421-6102-1741
urologie@diako-bremen.de

DIAKO Ev. Diakonie-Krankenhaus
Gröpelinger Heerstraße 406–408
28239 Bremen
www.diako-bremen.de

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