Nachsorge
Schnell wieder fit
Nach einer OP wollen Patienten schnell wieder fit werden. Die Freien Kliniken Bremen unterstützen dabei mit individueller Nachsorge – damit körperliche und seelische Wunden besser heilen.
Ein chirurgischer Eingriff hat Folgen auf physischer und psychischer Ebene. So unterschiedlich die Krankheitsfälle und adäquate Operationen sind, so breit gefächert und individuell sind die Möglichkeiten der postoperativen Nachsorge. Gesundheit:Bremen stellt ausgewählte Beispiele vor.
Rotes Kreuz Krankenhaus: Ausgezeichnetes Wundmanagement
Dank minimalinvasiver Eingriffe gibt es kleinere Nähte, Wundheilungsstörungen kommen seltener vor. »Dennoch gibt es große OPs, die eine umfangreiche Nachsorge erfordern. Mitunter bin ich anderthalb Stunden allein mit dem Verbandswechsel beschäftigt«, sagt Anne-Marie Schlamm, zertifizierte Fachtherapeutin ›Wunde‹ und Leiterin des zentralen Wundmanagements im RKK. Das Haus gewann den ›Deutschen Wundpreis 2018‹. Vergeben wird der Preis von der Initiative Chronische Wunden e.V., bei der Schlamm ausgebildet wurde. »Nach einer OP schauen wir uns die Patientengeschichte ganz genau an«, sagt Schlamm. Häufig ist zum Beispiel mangelnde Durchblutung Auslöser für eine Wundheilungsstörung. »Erst wenn diese Ursache behoben ist, können wir mit der Behandlung beginnen.«
Für ihre Arbeit ist Schlamm im ganzen Haus aktiv. Gibt es Probleme mit der Wundheilung eines Patienten, kann jede Station sie als Expertin anfordern. Dann erstellt sie mit anderen Spezialisten ein individuelles Wundkonzept. Dazu kann das Reinigen der Wunde unter Kurznarkose gehören oder eine Madentherapie, bei der steril gezüchtete Maden in die Wunde gegeben werden. »Meine Patienten schätzen es besonders, dass ich mir regelmäßig viel Zeit für sie nehme«, sagt Schlamm. Im Durchschnitt sind es täglich 45 Minuten pro Patient.
St. Joseph-Stift: Psychoonkologische Betreuung
Im St. Joseph-Stift ist der psychologische Dienst seit 20 Jahren eine feste Größe. 2004 folgte mit der Zertifizierung des ersten Krebszentrums ein Schwerpunkt im psychoonkologischen Bereich. Drei Diplom-Psychologinnen mit psychoonkologischer Zusatzausbildung kümmern sich um die Versorgung in diesem Bereich. Sowohl im Brust- als auch im ebenfalls zertifizierten Darmkrebszentrum wird allen Betroffenen nach der onkologischen Diagnose ein psychologischer Erstkontakt angeboten. Unter Umständen erfordert die Krebserkrankung eine monatelange Nachbehandlung, die für die Patientinnen und Patienten eine besondere Belastung darstellt, sodass sich ein Gesprächsbedarf erst später zeigt.
Im Zentrum der Beratungsgespräche stehen Fragen zum Umgang mit der Krankheit und damit einhergehenden Ängsten und Sorgen sowie Informationen zu weiterführenden psychosozialen Unterstützungsangeboten. »Eine Tumordiagnose geht oft mit einer seelischen Erschütterung einher. Für einen Moment wird den Erkrankten der Boden unter den Füßen weggezogen«, sagt Diplom-Psychologin Monika Rintelen. Es sei daher wichtig, den Betroffenen und bei Bedarf den Angehörigen zeitnah ein entlastendes Gespräch anbieten zu können.
Akutschmerztherapie in der Roland-Klinik
Dr. Claudia Proske, Leiterin der Anästhesieabteilung und des Schmerzzirkels in der Roland-Klinik, ist ärztliche Beauftragte der postoperativen Schmerztherapie, die 2014 initiiert und 2017 zertifiziert wurde.
»Basis unserer Arbeit ist die intensive Kooperation und Kommunikation aller beteiligten Berufsgruppen. Unser individuelles Betreuungskonzept beginnt beim Erstkontakt mit den Patienten und reicht über die OP-Phase bis zur Entlassung. Insbesondere für kurze Reaktionszeiten zwischen Auftreten und Linderung von Schmerzen sorgen auf der Station ein Akutschmerzteam und Schmerzmentoren«, so die Medizinerin.
Sofern möglich und sinnvoll, werden Narkose und Regionalanästhesie kombiniert, um die Belastung für Patienten gering zu halten, damit sie im Idealfall bereits direkt nach der Operation schmerzarm bis schmerzfrei mit Bewegungsübungen beginnen können. Die frühe Mobilisation unter Einbeziehung der Physiotherapie sei besonders wichtig in der Orthopädie und bei Operationen älterer Patienten. »Unsere Ziele sind eine hohe Patientenzufriedenheit, eine niedrige Komplikationsrate, gute Voraussetzungen für ein besseres Heilungsergebnis sowie die Vorbeugung chronischer Schmerzen.«
Postoperative Physiotherapie im DIAKO
Um schnell wieder auf die Beine zu kommen, ist eine postoperativ frühzeitige Mobilisation ein zentraler Aspekt. »Für uns Physiotherapeuten steht bei der Nachsorge immer die Bewegung einschließlich der Atmung im Fokus«, sagt Joanna Palys. Sie leitet seit 2001 die 14-köpfige DIAKO-Abteilung ›Physikalische Therapie‹. »Unser Schwerpunkt liegt im Bereich Orthopädie, auch bei der ambulanten Rehabilitation für Knie- und Hüftgelenkspatienten. Zusätzlich betreuen wir Fälle aus Chirurgie, Urologie, HNO und Gynäkologie.« Durch aktive oder passive Bewegung des Patienten trägt das Team zur Schmerzlinderung sowie Prophylaxe von Lungenentzündung und Kontrakturen bei. »Physiotherapie fördert und verbessert Körperfunktionen wie Durchblutung, Lymphfluss und Stoffwechsel, außerdem Beweglichkeit, Koordination, Kraft und Ausdauer«, so die Fachfrau. »Alles soll möglichst rasch und vollständig wiederhergestellt sein oder zumindest ein für die Patienten bestmögliches Ergebnis erreicht werden.« Weitere physikalische Maßnahmen wie Wärme-, Kälte- und Elektrotherapie, Bewegungsbäder und Massagen sowie gerätegestützte Krankengymnastik ergänzen das Behandlungsspektrum der postoperativen Physiotherapie.