Interview Darmkrebs
»Experten empfehlen die Darmspiegelung als effektive Vorsorge«
Darmkrebs ist in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung. Im St. Joseph-Stift rät Privatdozent Dr. Christian Pox deshalb zu entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen, die vor einer Erkrankung schützen.
gesundheit:bremen: In einem Anfangsstadium erkannt, ist Darmkrebs heilbar. Einige Untersuchungen zur Früherkennung können sogar verhindern, dass ein bösartiger Tumor überhaupt entsteht. Empfehlen Sie in jedem Fall, zur Vorsorge zu gehen?
PD Dr. Christian Pox: Ja, insbesondere wenn in der Familie bereits Darmkrebs aufgetreten ist. Ob jemand die Möglichkeit zur Früherkennung wahrnimmt, hängt zum Beispiel vom persönlichen Sicherheitsbedürfnis und von der gesundheitlichen Vorbelastung ab. Die Vorsorgeuntersuchungen werden von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen – für Frauen ab dem 55. Lebensjahr, für Männer seit Januar 2019 bereits ab 50 Jahren.
Stuhltests gelten als Alternative zur Darmspiegelung. Warum ist beides notwendig?
Mittels Stuhltest können kleinste Mengen Blut im Stuhl nachgewiesen werden, die auf fortgeschrittene Darmpolypen oder einen Tumor hindeuten können. Doch nicht alle Geschwülste bluten und Blut im Stuhl kann auch andere Ursachen haben. Daher ist eine Spiegelung des Darms zuverlässiger und sollte bei positivem Stuhltest in jedem Fall durchgeführt werden. Bei der Darmspiegelung, der sogenannten Koloskopie, können gefährliche Polypen gleich entfernt werden, sodass sich daraus kein Tumor entwickelt.
Muss immer der komplette Darm gespiegelt werden?
Nur etwa zwei Drittel der Tumore befinden sich in den letzten 60 Zentimetern des Dickdarms, der bei einer kleinen Darmspiegelung untersucht wird. Bei einer großen Koloskopie wird hingegen der gesamte Dickdarm untersucht, dies gilt daher als aussagekräftiger.
Wie verläuft eine Darmspiegelung?
Wichtig für eine klare Sicht ist ein vollständig entleerter, sauberer Darm. Für die Untersuchung wird ein etwa fingerdicker Schlauch, an dessen Ende sich eine Lichtquelle und eine Kamera befinden, in den Darm eingeführt. Beim langsamen Herausziehen dieses Endoskops kann der Untersucher an einem Bildschirm die vielfach vergrößerte Dickdarmschleimhaut betrachten. Bei auffälligen Geschwülsten entnimmt er mittels einer kleinen Zange eine Gewebeprobe, die anschließend in der Pathologie analysiert wird. Polypen werden in der Regel direkt mit einer Schlinge entfernt. Die Risiken der Untersuchung sind sehr gering, daher empfehlen Experten die Koloskopie als effektive Vorsorge.
Ausführliche Informationen zur Krebsvorsorge unter: www.leitlinienprogramm-onkologie.de
Das Gespräch führte Anja Maria Ladewig
Kontakt
PD Dr. Christian Pox
Chefarzt der Medizinischen Klinik und Leiter des Darmkrebszentrums
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Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen
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