Kontrollierter Blutfluss
Lebensrettendes Screening
Im Gefäßzentrum des Rotes Kreuz Krankenhaus sorgen Chefarzt Dr. Frank Marquardt und sein Team für kontrollierten Blutfluss.
Beim jährlichen ›Gefäß-Forum‹ im Rotes Kreuz Krankenhaus (RKK) informiert Dr. Frank Marquardt, Chefarzt des Bremer Gefäßzentrums, über eine neue Vorsorgeuntersuchung für Männer ab dem 65. Lebensjahr. Das Screening der Bauchschlagader, eine von den Krankenkassen finanzierte Ultraschalluntersuchung, soll helfen, gefährliche Erweiterungen der Hauptschlagader frühzeitig zu erkennen.
Marquardts Vortrag gibt Gunnar Meyen zu denken: Der 69-jährige Bremer hat die Hälfte seines Lebens geraucht, der Blutdruck ist zu hoch, dann die Thrombose vor zwei Jahren. Sein Hausarzt macht das Screening – und danach direkt einen Termin in der RKK-Gefäßsprechstunde, denn die Bauchschlagader von Meyen hat eine sechs Zentimeter breite Ausstülpung. »Zweieinhalb Zentimeter Breite sind normal«, erklärt RKK-Gefäßexperte Marquardt. »Bei vier empfehlen die Leitlinien eine jährliche Kontrolle, aber ab fünfeinhalb oder bei einem Größenwachstum um einen Zentimeter pro Jahr muss das Aneurysma zeitnah behandelt werden.« Die Aussackungen bleiben oft unbemerkt und machen nur selten Beschwerden, zum Beispiel in Form von Bauch- und Rückenschmerzen. Die Folgen: Pro Jahr sterben in Deutschland 1200 Menschen an einem geplatzten Bauchaortenaneurysma, viele davon noch im Krankenwagen auf dem Weg in die Klinik.
Behandelt wird durch eine offene Operation mit Bauchschnitt oder, wie bei Meyen, durch einen minimalinvasiven Eingriff mit Katheter und Gefäßprothese (Stentgraft). Zunächst machen die Ärzte eine Ultraschalluntersuchung und eine Computertomografie (CT). »Auf dieser Basis legen wir die Behandlung individuell fest. Ort und Umfang der benötigten Gefäßprothese messen wir anhand der Bilder am PC penibel aus«, erklärt der Chefarzt. Der Eingriff selbst dauert etwa eineinhalb Stunden. Die Gefäßexperten bringen unter Röntgenkontrolle Schleusen in die Leistenarterien ein und schieben einen dünnen Schlauch hinein, in dem der Stentgraft steckt. An der richtigen Stelle ziehen sie den Schlauch zurück, die Prothese haftet vor Ort mit winzigen Häkchen und lenkt im Inneren der Aussackung, fortan fest verankert, den Blutfluss neu. »Den Stent spüre ich nicht – dafür bin ich eine tickende Zeitbombe losgeworden, das ist ein gutes Gefühl«, sagt Gunnar Meyen.
*Name von der Redaktion geändert.
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Bauchaortenaneurysma
Risikofaktoren:
Erhöhter Blutdruck, Diabetes, Gefäßverkalkung, zum Beispiel durch Rauchen.
Kostenfreie Vorsorgeuntersuchung:
Gesetzlich versicherte Männer ab 65 Jahren haben einmalig Anspruch.
Wer führt das Screening durch?
Hausärzte, Internisten, Chirurgen und Radiologen mit Genehmigung der Kassenärztlichen Vereinigung sowie das Medizinische Versorgungszentrum Gefäßmedizin (MVZ) am RKK.
Wie erfolgreich ist das Screening?
Etwa 18 von 1000 Männern haben Hochrechnungen zufolge ein kleines bis mittleres Aneurysma, das regelmäßiger Kontrolle bedarf. Etwa zwei von 1000 Männern wird ein operativer Eingriff empfohlen, weil ihr Aneurysma über 5,5 Zentimeter groß ist.
Notwendige Nachsorge:
Sechs Wochen nach der Operation überprüft die Klinik den Sitz der Prothese per CT, es folgen halbjährliche, ab dem dritten Jahr jährliche Kontrollen. Die tägliche Einnahme von ASS100 wird empfohlen.
Kontakt
Gefäßzentrum im Rotes Kreuz Krankenhaus
Chefarzt Dr. Frank Marquardt
0421 55 99-880
marquardt.m@roteskreuzkrankenhaus.de
Rotes Kreuz Krankenhaus
St.-Pauli-Deich 24
28199 Bremen
www.roteskreuzkrankenhaus.de
Nächste Informationsveranstaltung für Patienten:
Gefäß-Forum
Mittwoch, 25. September von 17–19 Uhr
Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen
Tagungszentrum
St.-Pauli-Deich 24
28199 Bremen
Infos unter Tel. 0421 5599-880
Anmeldung: www.roteskreuzkrankenhaus.de