Schleimhautkrebs
Der Tumor versteckte sich in der Zunge
Rätselraten um Schleimhautkrebs im Zungenmuskel – HNO-Ärzte des DIAKO bringen Licht ins Dunkel und finden die passende Therapie.
Mehr als fünf Wochen ignorierte Regina Schmidt* eine schmerzfreie Schwellung im Kieferwinkel – frei nach dem Motto: Was von allein kommt, verschwindet auch von allein. Tat es aber nicht und ihre Tochter riet besorgt zum Arztbesuch.
Ihr Hausarzt verwies die 60-Jährige an die HNO-Klinik im DIAKO. Chefarzt Professor Dr. Ercole Di Martino berichtet, dass die klinische Untersuchung zunächst nichts ergeben habe. »Wir haben Nase, Ohren und Rachen untersucht, konnten aber nichts Ungewöhnliches feststellen.« Eine Ultraschalluntersuchung bestätigte eine isolierte Raumforderung im Kieferwinkel. Unter Raumforderung versteht man die unphysiologische Volumenzunahme einer Struktur im Körperinneren, deren Auslöser unbekannt ist. Die Mediziner vermuteten, dass der deutlich sichtbare Knoten von der Ohrspeicheldrüse ausging. »Das kommt häufig vor und ist in mehr als 70 Prozent aller Fälle gutartig«, sagt der leitende Oberarzt Dr. Niclas Schwartau.
Der Knoten wurde operativ entfernt. Doch bei dem Eingriff zeigte sich, dass er zwar an der Ohrspeicheldrüse lag, aber kein Teil der Drüse war. Die pathologische Untersuchung ergab zur Überraschung der Ärzte, dass es sich um die Lymphknotenmetastase eines Schleimhautkrebses handelte. »Wir konnten uns anfangs nicht erklären, wo der Ausgangsherd sein könnte, weil wir keinerlei Hinweise gefunden hatten«, erklärt Di Martino. Weitere radiologische Diagnostik war notwendig. »Wir entschieden uns für ein PET-CT. Beim PET-CT werden Positronenemissionstomografie (PET) und Computertomografie (CT) kombiniert. Dabei kommen mit einem Kontrastmittel markierte Zuckermoleküle zum Einsatz«. Denn Krebszellen haben einen erhöhten Stoffwechsel und nehmen im Vergleich zu gesunden Zellen einen größeren Teil dieser markierten Zuckerverbindungen auf und sind dann im Bild darstellbar. Die PET ist ein bildgebendes Verfahren der Nuklearmedizin und die CT arbeitet mit Röntgenstrahlen.
Schwartau führt weiter aus: »Es gab eine Anreicherung im Bereich der Zunge, die auf den ersten Blick unauffällig erschien.« In einer zweiten OP wurden dieser Bereich sowie der tiefe Rachen erneut überprüft. Wieder ohne etwas zu entdecken. So entschieden sich die Mediziner, eine tiefe Gewebeprobe aus der Zunge zu nehmen. Darin wiesen sie schließlich ein Karzinom nach, das von der Schleimhaut ausgehend in den Zungenmuskel gewachsen war.
In der anschließenden DIAKO-Tumorkonferenz einigten sich die Spezialisten auf eine Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie, um zuverlässig das sehr versteckt liegende Karzinom zu heilen. Diese kombinierte Therapie wurde drei Monate nach dem Start der Behandlung erfolgreich abgeschlossen.
* Name von der Redaktion geändert.
Kontakt
Prof. Dr. Ercole Di Martino
Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde sowie Plastische Kopf- und Halschirurgie
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DIAKO Ev. Diakonie-Krankenhaus
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