Lungenhochdruck
Gefährlicher Druck
Wenn die Luft knapp wird, gehen Kardialogen, Internisten und Rheumatologen im Rotes Kreuz Krankenhaus (RKK) auf die Suche nach den Ursachen für Lungenhochdruck.
Im Frühjahr 2018 reist Imelda Aceremo* zu ihrem Verlobten nach Bremen. Obwohl die 23-Jährige aus der Nähe von Manila viel hustet und sich schlapp fühlt, wird, wie geplant, Hochzeit gefeiert. Die Beschwerden aber werden schlimmer, dazu kommt Luftnot. Eine Frauenärztin, der sie davon erzählt, wird hellhörig und schickt die junge Philippinin zu Professor Dr. Rüdiger Blindt, dem Ärztlichen Leiter der Kardiologie im Rotes Kreuz Krankenhaus (RKK). Da sich ihr Allgemeinzustand mittlerweile drastisch verschlechtert hat, wird sie stationär aufgenommen – die Diagnostik beginnt.
Gefahr für Lunge und Herz
Die Mediziner im RKK schauen sich die Lunge per Computertomografie (CT) an und prüfen die Herzfunktion per Ultraschall (Echokardiografie, EKG). »Die Pumpleistung der rechten Herzkammer der Patientin war eingeschränkt. Das passiert häufig, wenn rechter Vorhof und Kammer des Herzens sehr viel Kraft aufwenden müssen, um das Blut durch den Lungenkreislauf zu pumpen«, erklärt Rüdiger Blindt. »Wir hatten den Verdacht auf eine Pulmonale Hypertonie, also Lungenhochdruck.« Er konsultiert den RKK-Rheumaexperten Professor Dr. Jens Gert Kuipers, da unentdeckte rheumatische Erkrankungen die Funktion von Lunge und Herz ebenfalls beeinträchtigen können. »In solchen Fällen ist eine schnelle und konsequente Behandlung dieser Grunderkrankung besonders wichtig, damit die Blutgefäße keinen weiteren Schaden nehmen«, so der Chefarzt des Rheumazentrums.
Der Verdacht bestätigt sich im beschriebenen Fall jedoch nicht. Im Diagnostikzentrum prüfen Internisten derweil die Lungenfunktion. Parallel folgt eine aufwendige Laboranalyse des Blutes. Im Herzkatheter-Labor misst der Chefkardiologe den Blutdruck im Lungengefäßsystem mit einem sogenannten Rechtsherz- und einem Linksherzkatheter über winzige Zugänge in den Armen der Patientin. Das Ergebnis: Imelda Aceremo leidet unter idiopathischer pulmonalarterieller Hypertonie (iPAH). Von einer Million Menschen erkranken statistisch gesehen ein bis zwei an dieser seltenen Form des – wahrscheinlich erblich bedingten – Lungenhochdrucks. Es gibt viele weitere Ursachen für diese Erkrankung. Deshalb sollten sich Patienten bei jedem Verdacht einem Experten für Lungenhochdruck vorstellen, das empfiehlt die Arbeitsgruppe für Lungenhochdruck der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.
Bei Imelda Aceremo muss jetzt schnellstmöglich der Druck in der Lunge medikamentös gesenkt werden, um die Schäden gering zu halten. »Die Erkrankung ist bisher nicht heilbar. Aber Beschwerden lassen sich dank Medikamenten oft wirksam behandeln. Wichtig ist die konsequente Nachsorge«, betont Professor Blindt. Alle drei Monate kommt die Neu-Bremerin nun ins RKK.
* Name von der Reaktion geändert.
{…}
Netzwerk Pulmonale Hypertonie Bremen
2010 gründeten RKK und Kardio Bremen das ›Netzwerk Pulmonale Hypertonie‹ für Patienten mit Lungenhochdruck. Die Selbsthilfegruppe Pulmonale Hypertonie trifft sich drei- bis viermal pro Jahr im RKK. Weitere Informationen zur Erkrankung finden Sie unter www.ph-bremen.de und unter www.phev.de.
Kontakt
Kardiologie
Prof. Dr. Rüdiger Blindt
0421 59660-610
blindt.r@roteskreuzkrankenhaus.de
Rotes Kreuz Krankenhaus
St.-Pauli-Deich 24
28199 Bremen
www.roteskreuzkrankenhaus.de