Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Neuromonitoring

Nerven in Sicherheit

Neuromonitoring ermöglicht Chirurgen, Nervenfunktionen in der Narkose kontinuierlich zu überwachen. In der Roland-Klinik kommt die Methode insbesondere bei komplexen Wirbelsäulenoperationen zum Einsatz.

Yvonne Paessler

18-23
Neuromonitoring macht für Chirurgen Unsichtbares auf dem Bildschirm sichtbar. Chefarzt Klaus-Eberhard Kirsch setzt diese Technik in der Roland-Klinik vor allem bei komplizierten Wirbelsäulenoperationen ein.

Operationen an der Wirbelsäule sind sensible Eingriffe, die Unversehrtheit des Rückenmarks hat oberste Priorität. Durch den Rückenmarkskanal verlaufen zahlreiche Nervenstränge, die unter anderem für den Informationsaustausch zwischen Gehirn und Skelettmuskulatur verantwortlich sind. Für mehr Sicherheit im OP-Saal sorgt das sogenannte Neuromonitoring.

Früher war eine zuverlässige Kontrolle der Nervenfunktionen während einer Wirbelsäulenoperation nur durch ›Wake-up‹-Tests möglich: Der Patient wird dabei kurzzeitig aus der Narkose geweckt und direkt zum vorhande- nen Gefühl beispielsweise in den Beinen befragt. Diese unangenehme und anstrengende Prozedur kann Klaus-Eberhard Kirsch, Chefarzt im Wirbelsäulenzentrum der Roland-Klinik, vielen Patienten ersparen: »Mithilfe des Neuromonitorings können wir die wichtigsten Nervenfunktionen kontinuierlich während der OP prüfen – ganz ohne die Patienten aus der tiefen Narkose zu holen und sie dieser psychisch und körperlich sehr belastenden Situation aussetzen zu müssen. Das Risiko einer Schädigung motorischer oder sensorischer Nerven verringert sich dadurch auf ein Bruchteil – und das Verfahren ist für den Patienten besonders schonend.«

An Armen, Beinen und am Kopf des Patienten angelegte Elektroden erfassen während der Operation fortlaufend die elektrische Aktivität der Nervenstrukturen. Löst der Operateur in den Rückenmarksnerven eine minimale Muskelbewegung aus, wird die mit bloßem Auge nicht sichtbare Reaktion akustisch und optisch auf einem Monitor angezeigt. Werden während der OP Nerven absichtlich oder unabsichtlich stimuliert, warnt das Gerät. So kann der Chirurg jederzeit prüfen, ob alle Nerven ausreichend versorgt sind und zuverlässig funktionieren.

Einsatz bei Korrektur- und ›Schlüsselloch‹-Eingriffen

Neuromonitoring kommt unter anderem bei sogenannten ›Aufrichtungsoperationen‹ und Korrektureingriffen zum Einsatz, die mitunter bei Skoliose- und Kyphoseerkrankungen notwendig sind. Viele minimalinvasive Eingriffe an der Lendenwirbelsäule, bei denen nur über einen kleinen Schnitt operiert wird, macht Neuromonitoring erst möglich. Nur so kann die Lage ›unsichtbarer‹ Nerven erfasst und eine Verletzung vermieden werden.

Die Wirbelsäule mit Rückenmark und unzähligen Nerven ist auch für erfahrene Chirurgen ein besonders komplexes Operationsfeld. »Neuromonitoring erlaubt dem Operationsteam, sofort zu reagieren, wenn die Geräte anschlagen und Abweichungen signalisieren«, so Klaus-Eberhard Kirsch. »Potenzielle Störungen erkennen wir dadurch frühzeitig, können sie genau lokalisieren, korrigieren und Schädigungen zuverlässig vermeiden.« 

Kurz & knapp

Skoliose und Kyphose

Bei Skoliose handelt es sich um eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, meist sind zudem einzelne Wirbel verdreht. Während der korrigierenden Operation werden die betroffenen Areale unter anderem mittels Schrauben und Stäben versteift. Ähnlich wird bei einer ausgeprägten Kyphose, einer starken Krümmung der Brustwirbelsäule, dem sogenannten Rundrücken (›Buckel‹), verfahren.

Kontakt

Klaus-Eberhard Kirsch
Chefarzt des Wirbelsäulenzentrums
0421-8778-253
wirbelsaeulenzentrum@roland-klinik.de

Roland-Klinik am Werdersee
Niedersachsendamm 72/74
28201 Bremen
www.roland-klinik.de

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