Schlaflabor
Nachtschicht für erholsamen Schlaf
Das Schlaflabor im St. Joseph-Stift wurde erweitert. Für die nächtliche Untersuchung stehen nun acht moderne Schlafräume bereit. Gesundheit:Bremen hat beim Ortstermin die Nacht durchgemacht.
Es ist 18 Uhr, als Tim H.* ins Schlaflabor des Schwachhauser St. Joseph-Stift kommt. Der übergewichtige 53-Jährige leidet unter ausgeprägter Tagesmüdigkeit und schnarcht stark. Es besteht auch der Verdacht, dass er nächtliche Atemaussetzer hat, ein Schlafapnoe-Syndrom. Sein Hausarzt hat ihn in das von der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) zertifizierte Schlaflabor überwiesen. Nach einem Vorgespräch in der Hals-Nasen-Ohren-Ambulanz (HNO) der Klinik übernachtet er heute erstmals unter professioneller Beobachtung.
Nach dem Abendbrot erklären Mitarbeiter der schlafmedizinischen Abteilung Tim H. in seinem Schlafraum die Untersuchung. Bei der ›kardiorespiratorischen Polysomnografie‹ ergeben verschiedene (›poly‹) Parameter ein Gesamtbild des Schlafs (›somnus‹). Nachdem Tim H. sich auf das Schlafengehen vorbereitet hat, werden ihm Metallplättchen auf Kopf, Gesicht und Körper geklebt und verkabelt. Eine halbe Stunde später hängen 19 dünne Kabel an ihm, unter der Nase ein Luftstrommesser, am Oberkörper ein Kästchen, das die Bewegung des Brustkorbs misst. »Viele Patienten denken, sie könnten mit den Sensoren und Kabeln gar nicht schlafen. Aber nach einer Nacht Eingewöhnung schlafen hier viele schon in der zweiten Nacht kaum schlechter als im eigenen Bett«, berichtet Professor Dr. Wolfgang Bergler, Chefarzt der HNO-Klinik und Leiter des Schlaflabors. Kurz nach 22 Uhr ist es dunkel und ruhig im Schlaflabor. Nur im Überwachungsraum leuchten acht Monitore. Die ganze Nacht lang überwachen zwei Mitarbeiter die acht Patienten. Neben Livevideos aus den Schlafräumen zeigen die Monitore farbige Kurven. »Das Schlaf-EOG zeigt mit der grünen Kurve die Augenbewegungen, rot bildet das EKG die Herzströme ab, die schwarze Linie für das EEG stellt die Hirnströme dar«, erläutert Professor Bergler die Anzeige. »Die natürlichen elektrischen Ströme im Muskelgewebe werden mithilfe eines Schlaf-EMGs (Elektromyogramm) gemessen und ein Mikrofon nahe des Kehlkopfs erfasst Schnarchgeräusche. Zudem kontrollieren wir durchgängig den Sauerstoffgehalt des Blutes, die Frequenz und Tiefe des Atems sowie übermäßige Beinbewegungen.«
Am nächsten Morgen fühlt sich Tim H. wie immer, als hätte er kaum geschlafen. Auf die Ergebnisse der Nacht muss er nicht lange warten. Über tausend Daten je Patient wertet Berglers Team bis zur Visite am Vormittag aus. Am Abend kehrt Tim H. für die zweite Nacht ins Schlaflabor zurück. Tags darauf bestätigt sich der Verdacht: Tim H. leidet am obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom. Nun schläft er jede Nacht mit einer Nasenmaske, die dem Schnarchen und den Atemstillständen vorbeugt. Mithilfe dieser Beatmungstherapie (CPAP) kann er endlich wieder durchschlafen.
* Name auf Wunsch des Patienten geändert.
Kurz & knapp
Wann geht es ins Schlaflabor?
Laut einer Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin werden Patienten bei schweren, chronischen oder therapieresistenten Schlafstörungen zur Polysomnografie ins Schlaflabor überwiesen. Aber auch organisch bedingte Schlafstörungen (z.B. Schlafapnoe-Syndrom, Restless-Legs-Syndrom) oder auffälliges Verhalten (z.B. Schlafwandeln) werden dort untersucht.
Kontakt
Prof. Dr. Wolfgang Bergler
Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde
0421-347-1452
hno@sjs-bremen.de
Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen
Schwachhauser Heerstraße 54
28209 Bremen
www.sjs-bremen.de